Zeekr 7X: Nur noch neun Minuten

Noch ist die chinesische Marke Zeekr bei uns kaum bekannt – das soll sich aber schon bald ändern. Die Elektromarke hebt sich vor allem durch ultra-schnelles Laden von der Konkurrenz ab.

Der elektrische Kompakt-SUV Zeekr 7X soll in der Schweiz zwischen 52’000 und 65’000 Franken kosten. Fotos: Zeekr

Chinesische Autohersteller haben es traditionell schwer auf dem Schweizer Markt, das Vertrauen der Kundinnen und Kunden ist noch nicht da. Das gilt aber vor allem dann, wenn sie offensichtlich als chinesische Marken zu erkennen sind. Volvo, Polestar, Smart, Lotus – sie alle gehören zum chinesischen Geely-Konzern und auch wenn die Absatzzahlen all dieser Marken nicht gerade überragend sind, so haben sie immerhin kein Imageproblem. Jetzt, also noch in diesem Jahr, will Geely mit einer «echten» chinesischen Marke in der Schweiz starten. Und zwar mit Zeekr und mit dem 7X. Und damit ausgerechnet im hart umkämpften Segment der elektrischen Kompakt-SUVs.

Wie will man sich da von der Konkurrenz abheben?

Zum einen wäre da mal der Antrieb. Dass die Chinesen bei den Elektroautos die Nase vorn haben, ist längst kein Geheimnis mehr. In der Basisausstattung «Core» kommt der 7X mit Heckantrieb und einer Leistung von 310 kW/416 PS. In der Topvariante «Privilege» mit Allradantrieb sind es dann 470 kW/630 PS, was bedeutet: 0 bis 100 km/h sind in 3,8 Sekunden möglich. Die Batteriekapazität bewegt sich mit 75, beziehungsweise 100 kWh im oberen Mittelfeld, fällt aber vor allem mit der Ladeleistung auf. Dank 800 Volt Spannung dauert die Ladung von 10 auf 80 Prozent gerade einmal 13 Minuten. «Unter Optimalbedingungen haben wir auch schon neun Minuten erreicht», verspricht Produktverantwortlicher Alessandro Massimino.

Natürlich, dazu braucht es noch eine entsprechende Ladestation, mindestens 400 kW muss diese schon liefern. Diese sind aktuell noch etwas dünn gesät. Die Reichweite ist auch nicht gerade herausragend mit 480 Kilometer mit der kleinen, beziehungsweise 615 Kilometer mit der grossen Batterie. Wenn diese allerdings in unter einer Viertelstunde wieder geladen ist, dann ist das absolut: uneingeschränkt alltagstauglich, auch für längere Fahrten.

Zwar mit grossen Displays, aber nicht immer ganz intuitiv: die Bedienung des Infotainment- und des Navigationssystems.

An Verarbeitung und Materialqualität gibt es, so der erste Eindruck, nichts auszusetzen. Die Bedienung des Infotainments ist für «Europäer-gewohnte» stellenweise etwas wenig intuitiv. Dass es in unserem Testwagen zwei verschiedene Navigationssysteme gibt – eines ist die Basisvariante, das andere eine experimentelle, umfangreichere Version –, macht die Sache auch nicht klarer. Aber: Man entwickelt ständig weiter, bezieht dabei auch Kundenfeedback mit ein. Über eine App können Verbesserungen vorgeschlagen werden, die Ingenieure beziehen diese in die Weiterentwicklung mit ein und rollen dann Änderungen per Over-the-Air-Updates aus. Vieles davon geschieht in Europa, im Entwicklungs- und Designzentrum im schwedischen Göteborg.

Am Fahrverhalten gibt es nichts auszusetzen, das optionale, adaptive Fahrwerk ist relativ straff abgestimmt und macht seine Sache gut. Auch hier ist zu spüren, dass das Team in Göteborg ein entscheidendes Wörtchen mitzureden hatte in der Fahrwerksentwicklung. Das soll nicht abwertend gemeint sein, die Bedürfnisse der Europäer sind ganz einfach anders als diejenigen der Chinesen. Das betrifft übrigens auch die Themen Crashsicherheit, Cybersecurity und Datenschutz, hier sollen ebenfalls die Europäer federführend sein für jene Fahrzeuge, die für den europäischen Markt bestimmt sind.

Dank 800 Volt Spannung dauert die Ladung von 10 auf 80 Prozent bei Zeekr 7X gerade einmal 13 Minuten.

Denn in erster Linie sieht sich Zeekr auch als «Tech Company», die Software entwickelt. In China, wo die regulatorischen Anforderungen deutlich tiefer sind als in Europa, sollen die Autos bereits selbständig durch Parkhäuser und Tiefgaragen navigieren und Parkplätze und Ladestationen finden, dabei auch Hindernissen und Personen ausweichen. Hierzulande wird es noch eine Weile dauern, bis das zugelassen ist. Was vielleicht auch nicht so schlecht ist, denn mit dem selbständigen Einparken tat sich der 7X im Test bisweilen noch etwas schwer, stand auch nach dem dritten Versuch noch schief auf dem Parkplatz.

Ein Kaufargument für Kundinnen und Kunden werden solche Systeme aber sowieso kaum sein, da ist das grösste Argument am Ende immer noch: der Preis. Der ist für die Schweiz noch nicht offiziell bekanntgegeben, dürfte aber im Bereich zwischen 52 000 und 65 000 Franken zu liegen kommen, je nach Ausstattung. Bei Zeekr hat man zudem Vertrauen in die Tatsache, dass die Fahrzeuge ihren Preis wert sind und zehn Jahre und 200 000 Kilometer Garantie – auch auf die Batterie.

Das optionale, adaptive Fahrwerk ist relativ straff abgestimmt und macht einen gute Arbeit.
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