Technologie: Werden 2030 mehr Diesel gebaut?
ZUKUNFT Über die Geschwindigkeit, mit der der Technologiewandel beim Autoantrieb erfolgt, sind Experten nicht selten unterschiedlicher Meinung. 2030 werden eventuell mehr Verbrennungsmotoren gebaut als heute.
Vertreter der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Kraftfahrzeug und Motorentechnik (WKM) sind sauer. In ihrem neuen Positionspapier „Die Zukunft des Verbrennungsmotors – Bewertung der dieselmotorischen Situation“ wird nämlich deutlich, wie realitätsfern die heute etablierte Verbrennerfeindlichkeit sein könnte. Sie vermuten, dass „nach allen Vorhersagen im Jahr 2030 mehr Verbrennungsmotoren weltweit gebaut werden als heute“. Deshalb müsse intensiv geforscht und weiterentwickelt werden, um die Technologieführerschaft zu behalten.
Emotionale Berichterstattung
27 Professoren deutscher, österreichischer und schweizerischer Universitäten, die als Institutsleiter, als Leiter von Fachgebieten oder Lehrstühlen auf dem Gebiet der Kraftfahrzeug- und Motorentechnik tätig sind, haben ihre Unterschrift unter das Positionspapier gesetzt. Sie alle wollen damit der Öffentlichkeit in „der andauernden, intensiven Diskussion über verbrennungsmotorische Emissionsfragestellungen wissenschaftliche Erkenntnisse und eine Bewertung des Sachverhaltes“ zukommen lassen.
Die WKM stört die Entwicklung, „dass anstelle einer nüchternen, faktenbasierten Information eine überwiegend voreingenommene und sehr emotionale Berichterstattung“ zu beobachten ist. Dem will die Vereinigung nun mit „auf der Basis des wissenschaftlichen Kenntnisstandes“ entgegentreten: „Der Verbrennungsmotor war und ist Motor der Mobilität, des Güterverkehrs und der mobilen Arbeitsmaschinen. Diese Rolle wird durch elektrische Antriebe ergänzt, jedoch nicht ersetzt. Eine technologieoffene Weiterentwicklung von Antriebssystemen ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Klimapolitik in einer prosperierenden Gesellschaft.“
Betrachtung von CO2-Emissionen
Die WKM betrachtet „mit grosser Sorge den Diskussionstrend zum Verbot des Verbrennungsmotors“. Ein solches Verbot zum Beispiel im Jahr 2030 hätte nachteilige Auswirkungen auf die Bekämpfung des Klimawandels. Die WKM plädiert statt eines Verbots für eine ganzheitliche und ehrliche Betrachtung von CO2-Emissionen für die Bereitstellung von Energie und die Produktion und Entsorgung von Antriebssystemen. Dabei müssten synthetische und biogene Treibstoffe ein wichtiger Baustein zur weiteren CO2-Reduzierung werden.