Leapmotor T03: Stromern zum Budgetpreis
Es gibt keine preiswerten Elektroautos? Von wegen: Der Leapmotor T03 kostet nur 16'990 Franken mit Vollausstattung und wird seit Ende Januar von Emil Frey vertrieben. Unsere Vorurteile gegenüber chinesischen Marken? Summt der kleine Stromer auf Testfahrt weg.

Automobilgeschichte neigt zur Wiederholung: In den 1970er-Jahren wollten wir nie japanische Autos kaufen. Und in den 1990er-Jahren ja keine südkoreanischen. Heute sitzen wir im Mazda oder Toyota, Kia oder Hyundai und sind happy. Jetzt kommen die Chinesen. Deren Etablierung dürfte noch schneller gehen, weil sie auf höherem Niveau starten – wie man an Leapmotor sieht und vor allem spürt. Der Schweizer Autoriese Emil Frey AG importiert seit Ende Januar die (noch) kleine chinesische Marke. Anfangs gibts 16 Schweizer Händler, zur Hälfte Emil-Frey-Garagen.
Gegründet wurde Leapmotor erst 2015 und ist heute eng mit Stellantis (Alfa, Citroën, Fiat, Jeep, Opel, Peugeot und Co.) verbandelt. 300’000 Autos waren es 2024. Zum Vergleich: so gross wie Porsche. Aber noch 2023 war es die Hälfte. Jetzt startet Leapmotor in 14 Ländern Europas mit anfangs zwei Typen. Die Startstrategie: gut und günstig soll es sein. Der Familien-SUV C10 sortiert sich elektrisch mit Akku oder mit Benziner, der Fahrstrom erzeugt, ab 35’990 Franken und ab Herbst gar mit Allrad bei unter 40’000 Franken ein. Was er kann, klären wir bald im Test.

Doch erst zu kleineren Dingen. Also dem T03 für 16’990 Franken. Ein Elektroauto, das die Klage über zu teure E-Autos verpuffen lässt wie Achtzylinder das Spritbudget. Der Leapmotor T03 saust in ein von vielen Marken aufgegebenes Segment, jenes der Kleinstwagen. Die sind in der Schweiz nie Verkaufsrenner, aber Bedarf ist trotzdem da, ob als Agglo-Zweitwagen oder ob als Pizzakurier. Einziger direkter Konkurrent ist der elektrische Dacia Spring. Vorteil T03: Hier ist alles bereits drin. Sonnendach, Navi, Rückfahrkamera, Parksensoren, zwei grosse Display, sechs Airbags, Assistenz von Radartempomat bis Spurhalter, Online-Updates – alles serienmässig.

Klar, Hingucker geht anders. Aber: Adrett ist er allemal. Einsteigen – und wundern. Mal ganz ehrlich: Erwartet hatten wir ein Aroma der Armut. Und bekommen zwar Sparsamkeit (reichlich Hartplastik), aber dies auf Europa-Niveau und supersolide gemacht. Nicht klappert oder knarzt, Details aus Chrom lockern auf. Dem Lenkrad hätten wir zur Höhen- noch eine Tiefenverstellung gewünscht und den Vordersitzen mehr Polsterung, Andererseits ist dies kein Familienwagen für die Fahrt nach Rimini. Dort kämen Fondpassagiere eh nicht gesund an: Am Knie ist es hinten je nach Grösse der Vornesitzenden knapp. Aber der Platz ist so klassenüblich wie der Laderaum.
Was uns sehr gefällt: Der T03 ist zwar mit 3,62 Meter kurz und mit 1,65 Meter schmal, aber 1,58 Meter hoch: angenehme Einstiegshöhe und viel Aussicht, fast wie im City-SUV. Gut gemacht sind auch die Digitaldisplays: Alles rätselfrei und bis auf fummelige digitale Heizungsbedienung sehr praxisgerecht. Und: Fünf Jahre Voll- und acht Jahre Batteriegarantie nehmen uns Bedenken.

Fahren wir mal. Mit Strom sind 70 kW (95 PS) eine andere Welt als mit Sprit: 0 bis 100 km/h in 12,7 Sekunden tönt lahm, aber ist subjektiv flott. Warum? Benziner müssen wir erst auf Drehzahl treten und dazu eifrig im Getriebe rühren. Der T03 summt einfach los und wird schnell schneller. Kein Katapult, aber kein Gefühl von Mangel. Und: Kein Schalten, das entspannt. Die Reichweite? Reicht. Der 37-kWh-Akku ergibt offiziell (WLTP) 265 Kilometer (Werksverbrauch 16 kWh/100 km). Auf der Probefahrt läuft es auf über 240 Kilometer heraus. Apropos flott: Die Spitze von nur 130 km/h tönt lendenlahm, aber selbst zwischen 100 und 120 Sachen legt der E-Zwerg tüchtig zu und ist schneller, als die Polizei erlaubt. Dann hat doch bestimmt das Fahrwerk Schwächen? Nichts da: Der T03 kurvt behände, federt tadellos und ist weder Sportler noch Sänfte, aber ein ausgewogener Mix. Klasse: Wie in Sportlimousinen können wir Lenkung und Ansprechen des Motors per virtuellem Knopfdruck dreistufig variieren. So flitzt der trotz Batterie 1250 Kilo leichte E-Zwerg in der City luftig-leicht, aber kurvt über Land ambitioniert und schmerzt uns nie.
Zuhause an Steckdose oder Wallbox (6,6 kW AC) dauert es von 30 bis 80 Akkuprozent etwa dreieinhalb Stunden, am Schnelllader (48 kW DC) 36 Minuten. Kein Wahnsinn, aber für dieses Preissegment gut. Und Wahnsinn ist auch nicht die Aufgabe des T03. Er bietet flitzige Cityzwerg-Kost zum sehr fairen Tarif, und 100 Kilometer kosten keine fünf Franken Strom. Und plötzlich begreift man, wieso die Europäer die Autos aus China fürchten: Der T03 macht fast alles richtig, an ihm soll es also nicht liegen. Nun sind wir gespannt, wie die Schweizer Kundschaft reagiert.