Renault 5 Turbo: Die Renaissance der breiten Backen

Enthusiasten und Sammler sollten ihr Scheckbuch zücken: Der neue Renault 5 Turbo ist eine wunderbare Renaissance, drückt 540 Elektro-PS auf die Hinterachse, wird nur 1980-mal gebaut und macht uns schon beim Hingucken Laune.

Überflieger: Der neue Renault 5 Turbo 3E ist die Rennsemmel des Jahres und eine wunderbare Renaissance des Originals. Foto: Renault

Namen sind Schall und Rauch: Offiziell heisst der neue Überflieger im Renault-Programm Renault 5 Turbo 3E. Warum? Die «3», weil es vom Original von 1980 bis 1985 zwei Serien gab. Und das «E» für, logisch, Elektro. So, das wäre gesagt. Und fortan nennen wir ihn, wie er auf der Strasse genannt werden wird: Willkommen beim frisch enthüllten R5 Turbo. Was für ein, mit Verlaub, schlicht geiles Teil, das Renault hier auf fette 20-Zoll-Räder gestellt hat.

Das Original: Der Renault 5 Turbo wurde von 1980 bis 1985 in zwei Serien gebaut. Foto: Autosprint

Denn Namen sind eben doch nicht nur Schall und Rauch: Das Original wurde genau 4870-mal gebaut und donnerte mit seinem Mittelmotor und 118 kW/160 PS für nicht einmal eine Tonne Gewicht über die Poster in den Jungendzimmern der 1980er-Jahre. Und mit noch mehr Power und Erfolg über die Rundstrecken und Rallyeetappen. Zwischendurch gab es mal so eine Art Nachfolger light in Form des Clio V6. Aber eben light, er war ja kein R5.

Fetter wird es nicht: Der neue R5 Turbo misst über zwei Meter Breite. Foto: Renault

Nun ist der R5 Turbo wieder da. Und trifft genau wie der «normale» elektrische neue R5 (zu haben ab 24’900 Franken) und dessen Sportbruder Alpine A 290 (ab 37’700 Franken) genau jenen schmalen Grat zwischen Historie und Zukunft, der ein Retromobil stimmig und zum Verkaufshit macht. Nun komplettiert Renault das Trio mit der Neuauflage des R5 Turbo, auf eigenem Chassis und mit viel Alpine-Know-how, als Legende ab Geburt und echte Ikone.

Zurecht stolz auf das neueste Renault-Werk: Advanced-Chefdesigner Sandeep Bhambra vor dem neuen R5 Turbo. Foto: Autosprint

Im R5 Turbo der Neuzeit steckt Strom statt Sprit, weshalb die Bezeichnung Turbo an sich Unsinn ist. Aber gerechtfertigt: Satte 400 kW/540 PS drücken die Radnabenmotoren (!) auf die Piste. Das Drehmoment des Hecktrieblers? Fast furchterregend: 4800 Nm! Wie das geht? Eben dank der zwei Radnabenmotoren in den Hinterrädern: Bei denen ist der Rotor (also der bewegliche Teil) des Elektromotors das Rad selbst, so dass keine Kraftübertragung dazwischen von der Kraft pulverisiert werden kann und auch kein Nm bei der Übertragung verlorengeht. In unter 3,5 Sekunden saust die Rennsemmel auf Tempo 100 und auf der Rennstrecke bis 270 km/h. Ist angesichts von 400 Kilometer WLTP-Reichweite Nachladen angesagt, geht das daheim per AC-Wallbox und betulichen 11 kW (0 bis 100 Prozent acht Stunden), am DC-Schnelllader mit rasanten 350 kW (15 bis 80 Prozent 15 Minuten) – kein Turbolader, aber ein «Turbo-Lader» sozusagen.

Rennflair: Wie in Rallye-Autos steht in der Cockpitmitte zum Driften die Handbremse. Foto: Renault

Möglich macht das Ladetempo, was wir bald in anderen Renaults sehen werden: Der R5 Turbo ist jetzt der Erstling des Hauses mit 800-Volt-Technik. Und dafür bleischwer? Nichts da: Trotz eines 70-kWh-Akkus sollen es unter 1450 Kilo sein. Nur in Autobahnbaustellen sollte die Rennsemmel die linke Spur meiden: Der Turbo wuchert im Rückspiegel mit 2,03 Meter Überholprestige. Lang ist er nur 4,08 und hoch 1,38 Meter. Apropos Design: Beim allen R5 ist das Heck die «Schoggiseite», aber beim R5 Turbo die Front mit der herabgezogenen Haube noch näher am Original und damit, finden wir jetzt einfach mal, noch stimmiger als am «normalen» R5.

Autosprint findet: Die kleinen Scheinwerfer und die tiefgezogene Haube wirken noch authentischer als am normalen R5 . Foto: Renault

Nur ein Detail vermissen wir am Serien-Turbo, das uns an der ersten Designstudie gefallen hatte: Dort prangten wie einst einzeln eingefasste Kontrollinstrumente, zehn Stück und alle digital. Jetzt gibt es wie im «normalen» R5 zwei grosse Displays (10,1 und 10,25 Zoll). «Für der Serie hätte diese Entwicklung so viel gekostet wie das ganze Auto», verrät uns Advanced-Chefdesigner Sandeep Bhambra bei der exklusiven Vorab-Enthüllung vor Ort schmunzelnd und erzählt uns, dass niemand Geringerer als Renault-CEO Luca de Meo den Anstoss gegeben habe, sich an einen Turbo zu wagen.

Anders als im Urahn (dort war des Heck vom Motor ausgefüllt) bietet der neue R5 Turbo sogar Gepäckraum. Foto: Renault

Neben alltagspraktischen Dingen wie erstaunlich viel Gepäckraum dort, wo im Ur-R5 Turbo nur der Motor Platz hatte, oder Google Maps im Infotainment bietet der wilde Hecktriebler innen Rennsportatmosphäre: Schalensitze, Alcantara und Karbon satt. Und drei spezielle Insignien der Pferdestärken-Macht. Wie in Rallyeautos steht die Handbremse als massiver senkrechter Alu-Griff mitten im Auto – was gemeinsam mit einem Modus der Elektronik die Driftgelüste bedienen soll. Und im Lenkrad gibt es einen blauen und einen roten Knopf. Der blaue reguliert die Rekuperationsstufen, der rote «Überhol-Button» aktiviert die volle Power.

Kraftprotz: Die Nabenmotoren in den Hinterrädern aktivieren unfassbare 4800 Nm Drehmoment. Foto: Renault

Käuferinnen und Käufer können sich aus den 1980 durchnummerierten R5 Turbos sogar die laufende Nummer raussuchen und dürfen den Renner mit Strassenzulassung ganz frei nach Gusto lackieren und livrieren und innen gestalten – coole Vorschläge hat Renault schon, wie zum Beispiel den gelb-weissen R5-Look der Korsika-Rallye 1982. Individuell und limitiert: Nein, das wird nicht billig. Bei Renault raunt man, das Preisverhältnis sei ähnlich wie damals (ein Turbo kostete vier bis fünf R5) und der Tarif also ähnlich jenem, der für originale Turbos aufgerufen wird. Also sechsstellig, irgendwo zwischen 100’000 und 150’000 Franken. Autosprint tippt mal auf 140’000 Franken. Bestellt werden kann im April, und dann sollen auch die Preise bekannt gegeben werden. Ausgeliefert wird ab 2027. Wir sind schon mal neidisch.

Ahnenreihe von links nach rechts: Der originale Renault 5, sein Erbe Renault 5 von heute und ein alter Renault 5 Turbo. Foto: Autosprint

Zwar heisst Exklusivität leider, dass wir den grandiosen Wurf selten auf der Strasse oder Rennstrecke sehen werden. Ist aber egal: Bereits der Urahn spukte eher durch Köpfe als über die Landstrasse nebenan, und der Faszination wird es keinen Abbruch tun: In Zukunft sehen wir in jedem R5 und erste recht im Powerbruder Alpine A290 ein bisschen den Glanz des neuen Renault 5 Turbo. Welcome back, Breitbäckchen – und wir hoffen, wir sehen dich mal. Ganz schnell.

(Visited 152 times, 6 visits today)

Weitere Artikel zum Thema