Keine bahnbrechenden Innovationen in Las Vegas
Die «Consumer Electronics Show» hätte sich eigentlich zur neuen Leitmesse der Autobranche entwickeln sollen. Doch der Trend geht in die entgegengesetzte Richtung: In diesem Jahr waren nämlich nur wenige Automarken vertreten, die wenig Spannendes präsentierten.
Die Consumer Electronics Show, kurz CES, ist die weltgrösste Messe für Unterhaltungselektronik. Sie findet tatsächlich bereits seit 1967 statt und hatte ihren Ursprung in New York, wo dem verblüfften Publikum Röhren-Fernseher, Wandtelefone und ähnliche technische Innovationen präsentiert wurden. Seit der digitalen Revolution findet die Messe in Las Vegas statt, und auch die Themen der Messe haben sich verändert: Heute geht es neben den neuesten Trends aus der Unterhaltungselektronik auch um künstliche Intelligenz, Algorithmen oder Cyber Security.
Auch die Autoindustrie hat inzwischen einen festen Platz an der CES – schliesslich sind moderne Autos rollende Hochleistungs-Computer, die immer mehr mit der digitalen Welt zusammenwachsen. Allerdings war bei der diesjährigen Austragung, die vom 7. bis 10. Januar stattfand, noch eine sehr überschaubare Anzahl an Autoherstellern vertreten; mehr Platz nahmen diverse Zulieferer und Startups ein. Die westlichen Hersteller glänzten dabei in erster Linie durch Abwesenheit – lediglich BMW hat sich in Las Vegas gebührend präsentiert, allerdings ohne dabei ein echtes Highlight zu liefern. Die Münchener fokussierten ihren Messeauftritt auf das neuartige Head-up-Display, das in der kommenden Generation von E-Modellen, der so genannten Neuen Klasse, eingeführt wird.
Die Asiaten dominierten
Deutlich präsenter waren die asiatischen Marken. Honda hatte für die CES 2025 die erste Serienversion der neuen 0-Series angekündigt, der nächsten Generation von E-Atos des japanischen Herstellers. Dazu hat es wohl zeitlich nicht gereicht, doch immerhin haben die Japaner zwei Studien präsentiert, die sehr seriennah sein sollen. Der «SUV» und der sehr flache «Saloon», wie die Modelle aktuell noch heissen, basieren auf einer neuen Plattform, auf der Honda insgesamt sieben neue E-Modelle lancieren will – der gezeigte SUV macht den Anfang und soll in der ersten Jahreshälfte 2026 in den USA und gegen Jahresende dann auch bei uns starten. Die sehr futuristisch gestaltete Limousine folgt jeweils etwa ein halbes Jahr später.
Die Modelle der 0-Series sollen sehr direkt mit dem Fahrer vernetzt sein, und zwar über das neue Betriebssystem namens Asimo OS. Es soll mit dem Fahrer interagieren, seine Vorlieben genau kennen, ihn etwa mit seiner Lieblingsmusik und einem stimmungsvollen Innenraumbeleuchtung aufmuntern oder unterwegs einen schönen Ort für einen Zwischenstopp vorschlagen. Verbunden wird das mit automatisiertem Fahren auf Level 3, bei dem der Fahrer nicht nur die Hände vom Steuer, sondern auch den Blick von der Strasse nehmen kann.
Das «Sony-Auto» ist da
Automatisiertes Fahren war auch bei anderen Herstellern ein Thema an der CES 2025. Suzuki nutzte seinen ersten Auftritt an der Messe in Las Vegas, um eine autonom fahrende Plattform zu präsentieren, die gemeinsam mit dem australischen Unternehmen Applied EV entwickelt wurde. Auf die elektrisch angetriebene Plattform können unterschiedliche Aufbauten geschraubt werden, von einer Art Schneepflug-Roomba bis zum fahrerlosen Päckli-Boten für die Letzte Meile. Der «Blanc Robot» soll eine Tonne tragen können, bis zu 80 km/h schnell sein und bereits serienreif sein.
Ein weiteres Produkt aus Japan hat an der CES 2025 die Aufmerksamkeit auf sich gezogen: Das seit Jahren angekündigte «Sony-Auto» ist nun serienreif und wurde in Las Vegas präsentiert. Der Afeela 1, wie das Modell korrekt heisst, entstand in einer Kooperation von Honda und dem Tech-Konzern Sony. Die technischen Daten der 4,9 Meter langen, windschnittig geformten Elektro-Limousine sind nicht sehr beeindruckend: 360 kW/490 PS, 480 Kilometer Reichweite und 150 kW Ladeleistung hauen heute keinen mehr vom Hocker. Herausstechen soll der Afeela 1 vielmehr mit dem digitalen Erlebnis, On-Board-Gaming via Sony Playstation inklusive. Ob es das «Sony-Auto» je nach Europa schaffen wird, ist noch völlig unklar.
Der Traum vom Fliegen
Hyundai war mit dem hauseigenen Zulieferer Mobis vertreten. Dieser zeigte ein neuartiges, holografisches Windschutzscheiben-Display, das Augmented-Reality-Informationen über die gesamte Breite der Frontscheibe ins Blickfeld von Fahrer und Beifahrer projiziert. Noch einen Schritt weiter geht das System «M.Brain»: Das Innenbeleuchtungssystem misst die Hirnwellen des Fahrers, erkennt darüber die Befindlichkeit und passt sich entsprechend an. Das System soll so müde Fahrer erkennen und wieder munter machen, einen abgelenkter Lenker wieder fokussierter oder einen gestressten Fahrer entspannter machen. Noch ist das System Zukunftsmusik, wie so vieles auf der CES.
Genauso futuristisch ist die uralte Idee des fliegenden Autos – Konzepte dafür werden an der CES seit Jahren vorgestellt. In diesem Jahr stand der «Land Aircraft Carrier» im Rampenlicht, ein Produkt von AeroHT, einem Ableger des chinesischen Autoherstellers Xpeng. Wobei es dabei genau genommen nicht um ein fliegendes Auto handelt, sondern um ein Auto mit einer im Heck verstauten Personendrohne. Die faltet sich bei Bedarf automatisch aus dem Laderaum und soll Rundflüge in bis zu 300 Metern Höhe ermöglichen. Der verdächtig an den Tesla Cybertruck erinnernde Transporter ist keine Studie mehr, sondern soll bereits Ende nächsten Jahres in den Verkauf gelangen. Die Chinesen betonen, dass bereits 3000 Kunden unterschrieben hätten – und das, obwohl der «Land Aircraft Carrier» mindestens 300’000 Franken kosten wird.