Weekend-Tipp: Highspeedshow in St-Ursanne

SCHWEIZER BERG-EM-LAUF Das Bergrennen St-Ursanne–Les Rangiers ist der Höhepunkt im SM-Kalender. Die 75. Austragung wird auch 2018 im Zeichen der Italiener Faggioli und Merli stehen. Das Duell des Rekordsiegers und des Streckenrekordhalters verspricht Spannung. Für das Jubiläum des grössten Bergrennens in der Schweiz mussten sich die jurassischen Organisatoren nichts Spezielles einfallen lassen. Das zum 75. […]

Lewis Hamilton und Sebastian Vettel des Bergrennsports: Simone Faggioli und Christian Merli bekämpfen sich am Berg aufs Äusserste (Foto: Peter Wyss).

Für das Jubiläum des grössten Bergrennens in der Schweiz mussten sich die jurassischen Organisatoren nichts Spezielles einfallen lassen. Das zum 75. Mal ausgetragene Rennen steht wie im letzten Jahr im Zeichen des Duells der beiden Italiener Simone Faggioli und Christian Merli. Sportlich lässt sich auf europäischen Bergrennstrecken nichts Besseres bieten.

Duell der beiden Besten
Im Vorjahr feierte Noch-Europameister Faggioli mit dem Norma-Sportwagen seinen siebten Tagessieg beim Schweizer EM-Lauf. Kurz nach 20 Uhr (!) schnappte ihm Erzrivale Merli mit dem verschalten Osella-Rennwagen aber den Streckenrekord um ein paar Tausendstel weg.

Dieser steht seither bei 1’41,530, was horrenden 183,67 (!) km/h Schnitt entspricht. Dank einer weiteren Neuasphaltierung im Bereich der Highspeedkurve Les Grippons dürfte es 2018 noch schneller gehen – vielleicht sogar erstmals unter 1’40?

Merli Christian kommt als EM-Leader nach St-Ursanne. Seit 2017 hölt der Südtiroler im Osella-Zytek FA30 den Streckenrekord im Jura (Foto: ACI Sport).

Faggioli schwor Revanche – und scheint am kommenden Wochenende tatsächlich anzutreten. Seit dem Pikes Peak Hill Climb im Juni in den USA machte sich der Florentiner nämlich in Europa rar. Den Titel wird er daher auf alle Fälle los – fragt sich nur, an wen?

Nach neun EM-Läufen haben der bei den E2-Rennwagen startende Christian Merli und der in der Gruppe CN dominierende Landsmann Andrea Bormolini auf Osella-BMW je acht Siege bei je einer Absenz auf dem Konto. Weil Bormolini einmal zu wenig Gegner hatte, steht es 200:187,5 für den pfeilschnellen Merli.

Wer wird Dritter?
Unter normalen Umständen sind die ersten beiden Plätze vergeben. Best of the Rest waren 2017 mit Riesenabstand Marcel Steiner im LobArt-Mugen und Fausto Bormolini im Reynard K02. Steiner will nicht nur Gesamtdritter und bester Schweizer werden, sondern auch den Rückstand auf das europäische Spitzenduo reduzieren.

Im Vordergrund stehen beim Berner aber die 25 bereitliegenden Punkte für die Schweizer Berg-Meisterschaft, da Anzère-Sieger Eric Berguerand seit seinem schweren Unfall von 2007 nie mehr in St-Ursanne an den Start geht. Ein anderer Schweizer kann Steiner auf dieser Strecke nicht Paroli bieten.

Fausto Bormolini aus dem grenznahen Livigno strebt wie Marcel Steiner den dritten Gesamtrang an (Foto: ACI Sport).

Robin Faustini wird bei seinem ersten Start mit dem Reynard-Nippon K01 auf dieser ultraschnellen Gasse nichts riskieren. Sein Papa Simon Hugentobler, im Vorjahr Gesamtfünfter mit seinem Reynard 97D, kehrt nach der Schulterverletzung im Mai erst in Oberhallau auf die Rennstrecke zurück, dann mit dem neu angeschafften Osella PA30.

Und Joël Volluz hat sich mit dem wieder aufgebauten Osella FA30, mit dem er vor zwei Jahren verunglückte, nur für Demonstrationsfahrten angemeldet, um so das Gefühl für das in Oberhallau geplante Comeback zu entwickeln.

Reto Meisel lässt es krachen
Leckerbissen sind für Fans des Bergrennsports auch die Gruppen E2-SH (Silhouette) und GT. Reto Meisel fährt mit seinem nur nach Schweizer Reglement in der Gruppe E1 zugelassenen Mercedes SLK340 wie ansonsten bei ausländischen Gastspielen in der Gruppe E2-SH. Er darf es daher nicht nur sportlich, sondern auch akustisch (ohne Schalldämpfer) richtig krachen lassen.

Vladimir Vitver gewann 2018 mit seinem Audi TT-R DTM WTTR die meisten EM-Rennen in der Gruppe E2-SH – doch in St-Ursanne wird er von Reto Meisel geprüft.

Mit 1’57,875 hält der Schweizer Meister von 2016 seit dem letzten Jahr den absoluten Tourenwagen-Rekord, den er nun auch in der E2-SH unter zwei Minuten bringen wird.

Mit dem in der EM an dritter Stelle liegenden Tschechen Vladimir Vitver (Audi TT-R DTM), dessen Landsmann Jaromir Maly (Mitsubishi Evo VIII) und dem Franzosen Nicolas Werver (Porsche 997 GT2) erhält Meisel starke, aber für ihn im Normalfall spielend schlagbare Gegner.

Der französische GT-Bergmeister kommt, Schnellmann fehlt
Eine Premiere ist auch der Start von Pierre Courroye in St-Ursanne. Der junge Franzose dominiert mit seinem McLaren MP4 12C die GT-Klasse in der EM und in seiner Heimat. Gegner in der Schweiz sind die Tschechen Jerman (Lamborghini Gallardo) und Milon (McLaren 650S GT3) – alles Sportwagen, die man sonst in der Schweiz nie in Aktion sieht.

Pierre Courroye ist in Europa mit seinem McLaren MP4-12C das Mass der Dinge bei den GT-Sportwagen (Foto: ACI Sport).

Von der Schweizer Bergelite fehlen bei den Tourenwagen Roger Schnellmann, Simon Wüthrich und Bruno Ianniello. Wie angekündigt, lässt Schnellmann nach Massongex nun auch St-Ursanne aus, da er der Ausbildung zum Fahrlehrer den Vorzug gibt. In Oberhallau ist er mit seinem Mitsubishi-Monster dann wieder dabei.

Dafür ist der in Anzère abwesend gewesene Romeo Nüssli wieder mit von der Partie. St-Ursanne–Les Rangiers zählt aber nicht zu seinen Lieblingsgassen.

Der nun dreifache FIA Hill Climb Champion Ronnie Bratschi ist daher der einsame Favorit. Wenn der Mitsubishi Evo VIII Egmo einwandfrei läuft, könnte auch der Urner erstmals die Zweiminutenbarriere knacken.

Die Zuschauer in Les Grippons, direkt unter der Autobahnbrücke in St-Ursanne, erleben eine der schnellsten Kurven der europäischen Bergrennstrecken (Foto: Peter Wyss).

Früher Beginn von Training und Rennen
Am Samstag sind ab 7 Uhr drei Trainingsläufe angesetzt, am Sonntag beginnt der erste von zwei Rennläufen ebenfalls schon um diese Zeit. Ziel der Organisatoren ist es, ihr Rennen nicht erst wie 2017 nach 20 Uhr zu beenden.

Die Talfahrt der Teilnehmer bei Dunkelheit und die Siegerehrung erst nach 22.30 Uhr waren eine Zumutung. Aus diesem Grund verzichten etliche Fahrer auf die Teilnahme in diesem Jahr.

Das Kontingent war 2018 ohnehin auf 200 Wagen beschränkt – wie die Affiche 2018 zeigt, tut dies dem Jubiläumsrennen glücklicherweise keinen Abbruch.

rangiers.ch

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