Valais: Olivier Burris Rücktritt als Sieger
HAPPYEND EINER ERFOLGREICHEN KARRIERE Das Rallye du Valais 2019 lebte vom Duell zwischen Olivier Burri und Mike Coppens. Nach seinem neunten Sieg beim grössten Schweizer Event tritt Burri vom aktiven Rallyesport zurück. Da das Walliser Saisonfinale diesmal trotz der internationalen Serien TER und ERT keine ausländischen Toppiloten anlockte, war die 60. Auflage dieser Traditionsveranstaltung klar […]
Da das Walliser Saisonfinale diesmal trotz der internationalen Serien TER und ERT keine ausländischen Toppiloten anlockte, war die 60. Auflage dieser Traditionsveranstaltung klar in Schweizer Hand. Einzig der Belgier Pieter Tsjoen vermochte zu Beginn auf Platz 3 vorzudringen, bevor er mit seinem Skoda Fabia R5 Evo von der nassen Strecke rutschte.
Routine gegen Jugend
Nachdem der von vielen erwartete Lokalmatador Sébastien Carron auf eine Teilnahme verzichtet hatte, galten der 56-jährige Routinier Olivier Burri auf einem Skoda Fabia R5, der das RIV bereits achtmal gewonnen hatte, sowie der junge Jérémie Toedtli, der erstmals mit einem der neuen VW Polo antrat, als klare Favoriten.
Aussenseiterchancen räumte man dem Einheimischen Mike Coppens, Burri Junior, dem erfolgreichen Titelverteidiger Ivan Ballinari (alle Skoda) sowie Cédric Althaus ein, der nach dem «Chablais» erneut einen VW Polo von Sébastien Loeb Racing an den Start brachte.
Schneller Coppens, unglücklicher Toedtli
Die erste Etappe am Donnerstagabend mit zwei überaus anspruchsvollen Nachtprüfungen barg erhebliche Gefahren, doch zum Glück gingen die meisten Piloten mit der nötigen Vorsicht ans Werk. Allerdings klassierte insbesondere die SP «Croix-de-Coeur» oberhalb von Verbier unerbittlich.
Nicht unerwartet erzielte der in dieser Region wohnhafte Mike Coppens die Bestzeit, und nur Burri Senior vermochte einigermassen mitzuhalten. Hingegen war der schon als Schweizer Rallyemeister 2019 feststehende Ivan Ballinari nicht risikofreudig genug und büsste als Achter bereits fast eine Minute ein.
Für Mitfavorit Toedtli, der in der 25,25 Kilometer langen SP2 «Les Cols» noch der Schnellste war, war das Rallye bereits gelaufen, stellte der Polo wegen eines Elektrikdefekts doch plötzlich ab. Eine lange Notreparatur brachte zuerst Abhilfe, aber schliesslich kam der Neuenburger nicht regulär ins Ziel.
Coppens macht Druck auf Burri
Am Freitag zeigte sich der von Beifahrer Jamoul ausgezeichnet gecoachte Walliser Coppens von seiner besten Seite und reduzierte seinen primär in «Les Cols» eingehandelten Rückstand von 21 Sekunden auf Leader Olivier Burri zügig. Nach dem ersten Durchgang auf den Rundkurs in Sion war er fast gleichauf, da der Bernjurassier wegen einer schlechten Reifenwahl im Regen deutlich Terrain verlor.
Am Freitagabend präsentierte sich die Ausgangslage mit nur 6,4 Sekunden Differenz immer noch völlig offen. Ivan Ballinari drehte kräftig auf und eroberte sich nach Tsjoens Abflug den dritten Zwischenrang, gefolgt von Michaël Burri.
Bei fünf der acht Prüfungen der zweiten Etappe war allerdings Jérémie Toedtli (nach den SuperRally-Regeln ohne SM-Wertung unterwegs) der Schnellste. Der Youngster bewies damit, dass die Vorschusslorbeeren gewisser Insider durchaus berechtigt gewesen waren.
Unfall des Meisters
Auf der ersten Prüfung am Samstagmorgen regnete es gehörig. Ballinari fuhr erneut angriffig, aber vor der letzten Kurve geriet sein Skoda auf dem ausgesprochen rutschigen Belag ausser Kontrolle. Der Tessiner rammte 20 Meter vor der Zielfotozelle mit der rechten Seite einen Kandelaber und schied dadurch aus.
An der Spitze lieferten sich Burri und Coppens weiterhin ein spannendes Gefecht, bis der Walliser in «Anzère 1» 12 Sekunden auf den Spitzenreiter einbüsste und anschliessend auf dem Rundkurs nochmals patzte. Von da an fand er sich mit Rang 2 ab, aber erbrachte trotzdem die bisher beste Leistung seiner zuerst von Philippe Roux geförderten Karriere.
Sieger Burri hält sein Versprechen
Auch Olivier Burri konnte es nun ruhiger angehen lassen und nach 18 Sonderprüfungen (213,8 Kilometer) den neunten Sieg im Wallis ins Trockene bringen. Seine ersten vier Erfolge datieren aus den Jahren 1993 bis 1996, der achte (auf Gruppe-N-Subaru) lag 13 Jahre zurück. Weil der Garagier aus Belprahon seiner Familie vor dem Start den Rücktritt versprochen hatte, falls er das seit Jahren gehegte Ziel eines neunten Sieges beim RIV erreichen würde, endet hiermit die Karriere des vierfachen Schweizer Rallyemeisters.
Mit dem Sohn auf dem Podium
Sohn Michaël, der nach Ballinaris Unfall auf Rang 3 vorgestossen war, rettete den verbleibenden Podestplatz vor Cédric Althaus, obwohl er in zwei Prüfungen wegen einer defekten Antriebswelle mit Zweiradantrieb auskommen musste. Althaus büsste gleich zu Beginn wegen Koordinationsproblemen mit der neuen Beifahrerin beinahe zwei Minuten ein.
Auch am zweiten Tag vermochte Althaus mit dem optimalen VW Polo nicht besonders zu überzeugen. Am Samstag bekam er das Auto dann immer besser in den Griff, auf Burri junior fehlten aber im Ziel trotz dessen Problemen immer noch gut 20 Sekunden.
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