Turckheim: Aus Schaden wird man klug

AUS MIT MOTORSCHÄDEN Marcel Steiner erlitt beim Bergrennen Turckheim im Elsass einen Schaden am neuen Honda-Turbomotor. Auch Martin Bürki kam mit seinem VW Polo nicht weit. Dafür glänzte Philip Egli. Für Marcel Steiner war das erste Rennwochenende im 2020 bereits wieder das letzte. Im einzigen Trainingslauf zum Rennen vom Samstag lief der von Helftec Engineering […]

Marcel Steiner absolvierte mit dem neu motorisierten LobArt nur zwei Bergfahrten auf Zeit. Dann war sein erstes auch sein letztes Rennen im 2020 (Foto: Team Beyou).

Für Marcel Steiner war das erste Rennwochenende im 2020 bereits wieder das letzte. Im einzigen Trainingslauf zum Rennen vom Samstag lief der von Helftec Engineering in Hildiesrieden entwickelte Honda-Turbomotor im LobArt-Sportwagen noch passabel.

Wiederkehrendes Problem
Dass der Garagier aus Oberdiessbach dann noch nicht mit den schnellsten Franzosen und Ausländern mitzuhalten vermochte, lag eher an ihm als am neuen Triebwerk, an dessen Charakteristik und Kraftentfaltung er sich am Berg noch gewöhnen muss. Vom Gefühl her war Steiner danach im ersten Rennlauf besser unterwegs, nur funktionierte der Motor nicht mehr richtig.

Infolge eines Ventilschadens war an die Fortsetzung des als Funktionstest unter Rennbedingungen vorgesehene Rennweekend im Elsass damit für Steiner Motorsport nicht mehr zu denken.

Marcel Steiner: «Ein solchen Schaden hatte wir schon beim ersten Prüfstandversuch. Beim Funktionstest auf dem Anneau du Rhin und am Testtag in Bresse traten zwar andere kleinere Probleme auf, die wir aber gemeinsam gelöst hatten. Ansonsten war ich mit dem Auto schon schneller als zuvor mit dem Mugen-V8-Saugmotor.»

Der neue Rennhelm und der neu motorisierte LobArt nun im weissen Grunddesign zahlte sich für den fünffachen Schweizer Meister noch nicht aus.

Vorzeitiges Saisonende
Für den fünffachen Schweizer Bergmeister, der als einziger aus der nationalen Elite der Rennsportwagen am französischen Meisterschaftslauf teilnahm, ist die Rennsaison damit bereits wieder beendet.

Marcel Steiner: «Eigentlich wäre ich gerne noch bei einem Rennen in Italien gestartet, aber das erübrigt sich nun. Stattdessen ziehen wir halt die Winterarbeit vor. Es war eh vorgesehen, den Motor nochmals komplett zu zerlegen.»

Dem Turbo gehört die Zukunft
Für Steiner und Helftec ist zu hoffen, dass sie die Schwierigkeiten mit dem in der Klasse E2-SC bis drei Liter zugelassenen 1750er-Turbomotor bis 2021 in den Griff kriegen. Wie gut so ein um die 600 PS starkes Aggegat geht und was man damit erreichen kann, bewiesen beim 64. Int. Bergrennen Turkheim–Trois Epis die Franzosen Geoffrey Schatz und Sébastien Petit.

Ohne den Trainingslauf bestritten zu haben (Kardanwellenschaden), blieb der Titelverteidiger mit seinem optimalen Norma-Sportwagen mit Oreca-Turbomotor im ersten Rennlauf  mit 2’21,995 für die 5,95 Kilometer lange Strecke (Schnitt 150,85 km/h) nur um knapp 1,3 über seinem eigenen Rekord vom Vorjahr.

Geoffrey Schatz ist seit 2019 die neue Nummer 1 in Frankreich. Seine Tagessiege erringt er mit einem Oreca-Turbomotor im Heck des Norma (Foto: Team Beyou).

Erst Geoffrey Schatz…
Der zweite Rennlauf musste am Samstagabend kurz nach 20 Uhr wegen eines Unfalls eines Zweiliter-Rennwagenpiloten und der einbrechenden Dunkelheit vor dem Start der schnellsten Leute abgebrochen werden. Er wurde am Sonntagmorgen fortgesetzt, wobei es Schatz nicht mehr auf eine Zeitenverbesserung anlegte. Sein dritter Saisonsieg war ihm gewiss.

Mit seiner einzigen Zeit vom Sonntagmorgen kam Sébastien Petit im Nova NP01 – einem ebenfalls französischen Sportprototyp mit Allradantrieb und Honda-Turbomotor – mit 3,191 Sekunden Rückstand auf den zweiten Platz. Marcel Steiner wurde mit einer halben Minute Rückstand als 30. klassiert – sein einziges und unrühmliches Resultat in der Corona-Saison 2020.

Sébastien Petit verwendet in seinem Nova als erster Sportwagenpilot einen Allradantrieb. Nach ersten Siegen in Osteuropa gewann er nun auch in Turckheim.

…dann Sébastien Petit
Im Rennen am Sonntag triumphierte Petit mit seiner ersten Laufzeit in 2’23,365 vor dem Vortagesdritten Fabien Bourgon auf dem Revolt-Eigenbau mit Cosworth-V8-Motor. Der lange Zeit nicht mehr geschlagene Geoffrey Schatz beschädigte beim sonntäglichen Trainingslauf zum zweiten Rennen seinen Norma M20 FC so sehr, dass er danach einpacken musste.

Philip Egli überrascht sich selbst
Schnellster Schweizer war an beiden Renntagen Philip Egli im Dallara F393 mit dem selbstentwickelten EPR-Motor. Weniger interessierte ihn das Resultat (Tagesränge 18 und 15 bzw. 7 und 6 in der grossen Zweiliterklasse), als die Zeiten. Mit diesen – zweimal 2’41 – überraschte er sich am Sonntag selbst.

Philip Egli: «Ich war motiviert und das Auto lief einwandfrei. Auf dieses Rennen hatte ich mich gefreut, denn diese lange Strecke ist einfach genial. Ich bin mega glücklich mit diesem Wochenende. Jetzt wäre ich parat für eine Schweizer Rennsaison…»

Insgesamt legte Egli in sieben Durchgängen, eine Laufwiederholung mit eingerechnet, mehr als 40 Kilometer im Renntempo zurück! So viel wie an zwei bis drei Schweizer Bergrennen zusammen

Als mehrfacher Slalom-Tagessieger meisterte Philip Egli nicht nur die Schikane nach der schnellen Startgeraden blendend.

Frühes Aus für Martin Bürki
Ein kurzes Fahrvergnügen im Elsass erlebte hingegen Martin Bürki beim Funktionstest mit seinem zweiten, mit viel Aufwand wunderschön hergerichteten VW Polo. Kurz nach dem Start zum ersten Trainingslauf am Samstag blockierte die Ölpumpe im 1600er-16V-Motor, worauf sein erstes und einziges Rennwochenende 2020 gelaufen war.

So kam es im kleinen Feld der «Trophée des 5 Nations» mit Fahrzeugen der in der Frankreichs Bergmeisterschaft nicht zugelassenen Gruppe E1 zu keinem Vergleich mit der Konkurrenz. Gegen den mit einem Citroën Xsara WRC (ex Loeb) zweimal siegreichen Belgier Philippe Dewulf hätte Bürki zwar keinen Stich und gegen den Deutschen Erwin Buhk im VW Scirocco mit 2.0-16V-Spiess-Motor einen sehr schweren Stand gehabt.

Der erste Start mit dem vom Deutschen Wolfgang Glas erstanden und von Martin Bürki auf Vordermann gebrachten VW Polo endete nach wenigen Metern.

Aber den dritten Rang hätte der mehrfache Schweizer Meister dem Franzosen Vincent Lagache im Ferrari F430 Challenge zweifellos streitig gemacht.

So war Bruno Ianniello im Lancia Delta S4 an beiden Tagen der schnellste Schweizer mit einem Tourenwagen, gefolgt von den Romands Ludovic Monnier (VW Golf), Nicolas Cattin und Bertrand Favre (beide BMW). Im ersten Rennen belegte der Nunninger hinter Dewulf und Buhk den dritten, im zweiten hinter den beiden sowie Lagache den vierten Gesamtrang der E1-Fahrer.

Der Belgier Dewulf gewann an beiden Tagen den E1-Länderkampf. Diesen Citroën Xsara WRC soll einst Sébastien Loeb pilotiert haben.

Bergrennen Turckheim 2020, Rennen 1 Trophée

Bergrennen Turckheim 2020, Rennen 1 Rennsportwagen

Bergrennen Turckheim 2020, Rennen 1 Produktionswagen

Bergrennen Turckheim 2020, Rennen 2 Trophée

Bergrennen Turckheim 2020, Rennen 2 Rennsportwagen

Bergrennen Turckheim 2020, Rennen 2 Produktionswagen

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