Termindilemma: Meisterschaften in Not

SPORT MUSS WARTEN Verschiedene Länder verbieten jegliche Grossveranstaltungen bis Ende August. In der Schweiz wird erst im Juni darüber entschieden. Dies bringt auch Sportorganisatoren in Bedrängnis. So sind in Deutschland und Belgien Grossveranstaltungen frühestens ab September wieder möglich, falls das Verbot nicht darüber hinaus verlängert wird. In Frankreich gilt es bis vorerst Mitte Juli und […]

Bei grossen Rennveranstaltungen in Deutschland, zu der auch die NitrOlympX in Hockenheim gehören, geht die Startampel frühestens im September auf Grün (Foto: Adrian Zumstein).

So sind in Deutschland und Belgien Grossveranstaltungen frühestens ab September wieder möglich, falls das Verbot nicht darüber hinaus verlängert wird. In Frankreich gilt es bis vorerst Mitte Juli und in Österreich bis Ende Juni. Italien hat noch keinen neuen Stichtermin über den Mai hinaus bekannt gegeben, doch ist auch in unserem südlichen Nachbarland ein sportlicher Stillstand bis weit in den Sommer zu erwarten.

Deutsche Bundesländer entscheiden
Nicht nur die Fahrer, sondern auch die Zuschauer müssen sich also gedulden. In Deutschland klären die Rennstreckenbetreiber zurzeit ab, welche Anlässe unter den Begriff Grossveranstaltungen fallen. Zuständig sind die einzelnen Bundesländer, daher prüfen die Veranstalter die Durchführbarkeit anhand der Verordnungen. Zudem müssen sie auch die Reiserestriktionen der umliegenden Länder ins Kalkül ziehen, da die meisten deutschen Meisterschaften starke internationale Beteiligung aufweisen.

Obwohl bis dato keine konkreten Absagen vorliegen, ist daher nicht davon auszugehen, dass etwa der DTM-Auftakt von Mitte Juli auf dem Nürnberger Norisring, der Truck-GP und das ADAC-Masters-Weekend auf dem Nürburgring, die ADAC Rallye Deutschland (WM-Lauf) und die NitrOlympX in Hockenheim im erwähnten Zeitraum stattfinden können. Das Formel-E-Rennen von Berlin vom 21. Juni gilt bisher nur als verschoben.

Die 24 Stunden von Spa fallen unter die Verbote in Belgien. Dem grössten GT-Rennen droht für 2020 die Absage.

«Geisterrennen» sind kaum eine Lösung
Da viele Veranstalter auch von weniger grossen Anlässen auf Zuschauereinnahmen angewiesen sind, kämen «Geisterrennen» nur in wenigen Fällen infrage. Hingegen ziehen dies die Ausrichter jener Meisterschaften in Erwägung, die ihre Haupteinnahmen aus TV-Rechten generieren, wie etwa die Formel 1.

Aus für den GT-Klassiker?
In Belgien sind als grösste Autosportveranstaltungen die 24 Stunden von Spa und der GP von Belgien und in Frankreich der trotz des Termins von Ende Juni noch nicht abgesagte GP Frankreich in Le Castellet von den Verboten betroffen. Da sich das grösste GT-Rennen Europas nicht einfach in den September (dann sind schon die verschobenen 24 Stunden von Le Mans und Nürburgring geplant) oder den kalten Spätherbst verschieben lassen, droht dessen Absage für 2020.

Sinkende Anzahl an Bergrennen
Bereits abgesagt bzw. verschoben ist das FIA Hill Climb Masters, das nun im Herbst 2021 über die Bühne gehen wird. Überhaupt werden Bergrennen in Europa in diesem Jahr wohl dünn gesät sein, da sie nicht in die kälteren Monate verschoben werden können.

Obwohl erst im Oktober als Höhepunkt der Bergrennsaison geplant, wird das FIA Hill Climb Masters um ein Jahr verschoben.

In der Schweiz wird die Berg-Meisterschaft höchstens aus fünf Rennen bestehen, falls der Saisonauftakt Ende Juli in Anzère stattfinden kann. Auch die Veranstalter von St-Ursanne–Les Rangiers, Oberhallau und Gurnigel beobachten die gegenwärtige Situation mit Sorgen. Die schrittweise Lockerung des Lockdowns hilft ihnen momentan nicht weiter. Da die Organisation von Bergrennen schon viele Wochen zuvor mit finanziellem Aufwand verbunden ist, werden sie mit ihren Entscheidungen nicht mehr allzu lange zuwarten können.

Die Organisatoren von Anzère halten vorerst an ihrem Bergrennen von Ende Juli fest. Soziale Distanz ist auch hier schwierig.

Eine Saison ohne Meisterschaft?
Kritisch steht es um die Slaloms von Romont, Chamblon und die Rallye Ronde del Ticino, die in der zweiten Juni-Hälfte geplant sind. Alle drei Organisatoren evaluieren zurzeit die jüngsten Entscheidungen des Bundesrates. Sie wollen noch vor Ende April den Status – Tendenz Richtung Absage – kommunizieren.

In der sechs Läufe umfassenden Schweizer Kartmeisterschaft sind nach der Absage des Saisonauftakts in Italien die nächsten zwei Rennwochenenden im grenznahen Frankreich (Mirecourt im Mai und Levier im Juni) verschoben worden. Nach Ausweichdaten wird gesucht.

Bald liegt es also an der Nationalen Sportkommission, darüber zu entscheiden, ob es 2020 überhaupt irgendeine Meisterschaft oder nur noch vereinzelte Rennen und Rallyes geben kann.

fia.com

motorsport.ch

 

 

 

(Visited 147 times, 1 visits today)

Weitere Artikel zum Thema