St-Ursanne: Faggioli bleibt unbesiegt
REKORDTAG Mit einem fantastischen Streckenrekord feierte der Italiener Simone Faggioli den neunten Tagessieg beim Schweizer Berg-EM-Lauf im Jura. Auch Ronnie Bratschi und Andy Feigenwinter eroberten bei den Tourenwagen weitere Rekordsiege. Bis auf ein kurzes Gewitter während des dritten Trainings am Samstag herrschten beim Internationalen Bergrennen St-Ursanne – Les Rangiers gute äussere Bedingungen. Da seit Mai […]
Bis auf ein kurzes Gewitter während des dritten Trainings am Samstag herrschten beim Internationalen Bergrennen St-Ursanne – Les Rangiers gute äussere Bedingungen. Da seit Mai auch der oberste Teil der 5180 Meter langen Kantonsstrasse einen frischen und nun topfebenen Asphaltbelag aufweist, waren optimale Voraussetzungen für Rekordzeiten gegeben. Die Spezialisten enttäuschten das zahlreich erschienene Publikum nicht, allen voran die Italiener Simone Faggioli und Christian Merli.
Erstmals unter 100 Sekunden
Bei noch nicht so warmen Temperaturen waren die Bedingungen für Faggioli in der Gruppe E2-SportsCars um 11.20 Uhr idealer als für den nach einem langen Unterbruch unter prallem Sonnenschein erst 70 Minuten später als Letzter bei den E2-Rennwagen gestarteten Merli. Mit 1’39,306 pulverisierte Faggioli im Norma M20 FC mit Zytek-3.0-V8-Motor den seit 2017 vom Südtiroler im ähnlich starken Werks-Osella FA30 gehaltenen Streckenrekord gleich um 2,3 Sekunden. Dies entspricht einem unfassbaren Stundenmittel von 187,78 km/h!
Zu warm für den bisherigen Rekordhalter
Der bisherige Rekordhalter war mit 1’41,556 praktisch schon geschlagen. Für seinen verschalten Rennwagen mit Avon-Bereifung war es im Gegensatz zum Pirelli-bereiften Sportwagen von Faggioli zu warm. Was Merli drauf hat, bewies er dann kurz nach 18 Uhr bei abnehmenden Temperaturen mit seiner besseren zweiten Laufzeit von 1’39,539. Also fast so schnell wie Faggioli am Morgen. In der Addition behielt der zehnfache Europameister mit knapp zwei Sekunden Vorsprung auf den Titelverteidiger die Oberhand. Der bald 41-jährige Florentiner feierte somit seinen neunten Tagessieg beim Schweizer EM-Lauf.
Simone Faggioli: «Seit wir die Aerodynamik auf Stand 2018 zurückgebaut haben, funktioniert das Auto einwandfrei. Diese Strecke hier ist nun wirklich perfekt. Ich weiss nicht, wieviel der neue Belag ausmacht, aber er gibt dir mehr Sicherheit, was sich auf den Speed auswirkt. Ja, es ist wirklich fantastisch, welche Zeiten wir heutzutage hinlegen.»
Steiner hat den früheren Unfall überwunden
Dass Marcel Steiner im einzigartigen LobArt-Mugen-V8 abermals «Best of the Rest» war, ist nicht selbstverständlich. Auch der fünffache Schweizer Meister war hier noch nie so schnell. Obwohl ihm in der Addition zwölf Sekunden auf Faggioli fehlten, war er mit seiner Leistung zu Recht sehr zufrieden.
Marcel Steiner: «Mein zweiter Lauf war richtig geil. An diesem Wochenende habe ich mich auf dieser Strecke erstmals seit dem schweren Unfall von 2013 von Anfang an richtig wohl gefühlt. Nun habe ich ihn wirklich überwunden. Schade, dass ich wie schon 2018 im ersten Lauf im Wald Motoraussetzer hatte und ich am Start beide Male nicht gut wegkam. Mit dem Rang und der 1’44er-Zeit bin ich aber sehr zufrieden.»
Geschenkt kriegte Steiner nichts. Der im Team von Faggioli startende Diego Degasperi fuhr mit seinem Osella FA30 im zweiten Lauf schneller als der Schweizer im ersten Durchgang und kam mit 2,6 Sekunden Rückstand auf ihn zu Rang. 4. Auch Routinier Fausto Bormolini im Reynard-Nippon K02 verblüffte als schnellster Rennwagenpilot ohne Verschalung mit zwei fast gleich schnellen 1’47er-Zeiten. Beim ersten Start auf Europas schnellster Bergrennstrecke durfte Christoph Lampert in einem weiteren Osella FA30 als Sechster und Letzter unter der Barriere von 1’50 ebenfalls zufrieden sein.
Sohn und Vater auf dem SM-Podium
Eine erneut reife Leistung zeigte Robin Faustini. Weil sein eigener Reynard-Nippon K01 ein neues Steuergerät benötigt, griff er wie zuletzt in Osnabrück (und nächstes Wochenende in Oberhallau) auf den Reynard 97D seines Vaters zurück. Mit 1’51,1 verpasste der 22-Jährige zwar die erträumte 1’50er-Zeit nur knapp, holte sich in Abwesenheit von SM-Leader Eric Berguerand aber den zweiten Rang in der Schweizer Wertung.
Auch Papa Simon Hugentobler schlug sich beim ersten Start mit dem vom Franzosen Cyrille Frantz erstandenen Osella-Cosworth PA30 als Fünfter bei den Sportwagen und drittschnellster Schweizer mit einer 1’51er-Zeit achtbar. Mit Getriebeproblemen an dem nach dem Osnabrück-Crash reparierten Osella FA30 kam Joël Volluz nicht über Gesamtrang 12 hinaus. Hingegen überzeugte Michel Zemp als Zweitschnellster aller Zweiliter-Sportwagen knapp hinter dem Tschechen Petr Trinka – ein Versprechen für die Zukunft.
Bratschi und Schnellmann unter zwei Minuten
Einmal mehr bewies Ronnie Bratschi, was in ihm und seinem Mitsubishi steckt. Seine 1’56,865, mit der er einen weiteren Tourenwagenrekord von Reto Meisel auslöschte, bezeichnete der ehrgeizige Urner selbst als Wahnsinnszeit. Stark auch die Leistung von Roger Schnellmann mit seinem Evo-VIII-Monster. Er war hier mit zwei 1’59er-Zeiten so zügig unterwegs wie noch nie. Beide waren auch schneller als die Gruppe-E2-Silhouettenautos der Tschechen.
Drittschnellster Tourenwagenpilot war Frédéric Neff im Porsche 996 GT3 R. Beim zweiten und letzten Schweizer Auftritt im 2019 unterbot der letztjährige Tourenwagenmeister seinen IS-Rekord gleich zweimal. Viertschnellster Tourenwagenpilot war René Köchli im Honda Civic als Sieger der E1 bis 3000, womit er im Gesamtklassement auch Bruno Ianniello im Lancia Delta S4 als Besten aus der Klasse bis 3,5 Liter hinter sich liess.
Feigenwinter zieht davon
In der Schweizer Berg-Meisterschaft der Tourenwagen läuft alles auf den Titelgewinn von Andy Feigenwinter hinaus. Mit dem Lotus Exige 430 Cup unterbot er nicht nur den bestehenden SuperSerie-Rekord deutlich, sondern kam auch der für die Statistik nicht mehr herangezogenen früheren Rekordmarke des dreifachen Meisters Albin Mächler auf der bis 2015 um 11 Meter kürzeren Strecke sehr nahe. In der SM-Tabelle liegt Feigenwinter mit 106 Punkten klar vor Schnellmann (95) und Bratschi (74).
Im Renault Classic Cup kehrte Thomas Zürcher mit einem von Meister Denis Wolf geliehenen Clio III siegreich ins Geschehen zurück. Im Berg-Pokal ist Martin Bürki nach einem weiteren Klassensieg nun alleiniger Tabellenführer, da der mit seinem VW Polo in der Gruppe IS sogar noch etwas schnellere Stephan Burri einen Klassengegner zu wenig hatte. Auf beide Meisterschaften kommen wir separat zurück.
gvi-timing.ch/documents/pdf/2019/rangiers/Scratch%20Total.pdf