Silverstone: Rebellion erbt den ersten Sieg
TOYOTA DISQUALIFIZIERT Mit einer späten Überraschung endete der dritte Lauf zur Langstrecken-WM. Die überlegenen Toyota wurden nachträglich disqualifiziert. So geht der Doppelsieg – seit Dienstag offiziell – an das unter Schweizer Flagge laufende Team Rebellion Racing. Die Erfolgsserie von Sébastien Buemi schien sich in England fortzusetzen. Zwei Monate nach dem ersehnten Triumph in Le Mans […]
Die Erfolgsserie von Sébastien Buemi schien sich in England fortzusetzen. Zwei Monate nach dem ersehnten Triumph in Le Mans gewann der Waadtländer zusammen mit dem per Ende Jahr aus der Formel 1 zurücktretenden Fernando Alonso und Kazuki Nakajima auch das 6-Stunden-Rennen von Silverstone.
Nach mehreren Führungswechseln unter den beiden Toyota TS050 Hybrid lagen die Le-Mans-Sieger im Ziel 20 Sekunden vor ihren Teamkollegen. Mit dem dritten Erfolg im dritten Rennen der jahresübergreifenden Supersaison 2018/19 hätten Buemi, Alonso und Nakajima die WM-Tabellenführung weiter ausgebaut.
Zu flexible Unterbodenplatten
Aber eben, die Rechnung hatten sie ohne die findigen technischen Kommissäre gemacht. Diese empfanden die im Unterboden eingefasste Platte an beiden Autos als zu flexibel. Konsequenz war die Disqualifikation.
In einem Statement stellt Toyota Gazoo Racing klar, dass das Design und die Konstruktion der betroffenen Teile seit der Saison 2017 unverändert geblieben und bisher nie beanstandet worden seien. Möglicherweise habe das Überfahren der seit 2017 erhöhten Randsteine auf dem Silverstone Circuit zu Schäden im Frontbereich und daher auch am Unterboden geführt.
Zunächst kündigte Toyota den Weg in die Berufung an, sah zwei Tage später aber davon ab. So ist das neue Klassement offiziell und der erste Sieg eines Nicht-Hybrid-Sportwagens seit Spa 2012 Tatsache.
Der Genfer Mathias Beche erbt mit Rebellion den ersten WEC-Gesamtsieg
Zu nachträglichen Siegern wurden die mit vier Runden Rückstand mit ihrem Rebellion R-13 als Dritte eingelaufenen Mathias Beche aus Genf, der US-Amerikaner Gustavo Menezes und der Franzose Thomas Laurent erklärt. Sie standen schon am 17. Juni in Le Mans als Gesamtdritte auf dem Podium.
Ihre Teamkollegen Neel Jani und André Lotterer rückten vom vierten auf den zweiten Platz vor. Der geerbte Doppelsieg des vom Lausanner Industriellen Alexandre Pesci finanzierten Teams Rebellion Racing aus England ist ein traumhaftes Resultat. Und zugleich das Happyend eines Wochenendes, das schlimm begann.
Schwerer Unfall von Bruno Senna im Training
Bruno Senna verunglückte im freien Training mit der Startnummer 1 so schwer, dass er sich dabei ein Fussgelenk und die Hüfte brach. Der dritte schwere Unfall eines LMP1-Privatteams mit einem verletzten Fahrer – dies wirft Fragen ob des Sicherheitsstandards dieser Sportwagen auf, die zwar in derselben Klasse wie die Toyota-Werkswagen starten, aber offenbar weitaus weniger robust.
Das bis Samstag reparierte Auto funktionierte im Rennen wieder einwandfrei. Jani und Lotterer lagen ab Runde 25 bis 183 an sicherer dritter Position vor ihren Teamkollegen, ehe ihr Rebellion R-13 auf Geheiss der Rennleitung kurz vor Schluss wegen eines nicht defekten Rücklichts zum kurzen Reparaturstopp antreten musste. Den gleichen Defekt am anderen Auto bemängelten sie nicht…
Startnummer 1 bringt Neel Jani kein Glück
Profiteur Neel Jani ist daher nur halbwegs glücklich über die nachträgliche Korrektur des Resultats.
Neel Jani: „Für mich und André spielt es keine grosse Rolle, ob wir nun Vierter oder Zweiter sind. Schade ist, dass wir den nachträglichen Sieg wegen einer Lappalie verlieren. Offenbar bringt uns die Startnummer 1 kein Glück, denn schon 2017 gingen uns bei Porsche wegen der Stallorder drei Siege durch die Lappen.“
Zur Erinnerung: Letztmals stand der Weltmeister von 2016 in jenem Jahr als Sieger in Le Mans zuoberst auf dem Podium. Eine solche Chance, wie die verpasste am vergangenen Wochenende, wird es für ihn und Lotterer wohl nicht mehr so schnell geben.