Ronnie Bratschi: Neues Auto, neue Ziele
ZURÜCK MIT NEUEM MITSUBISHI Mehr als eineinhalb Jahre nach dem Unfall am Gurnigel kehrt Ronnie Bratschi mit einem neu aufgebauten Mitsubishi Evo VII Egmo auf die Rennstrecken zurück. Priorität hat die Berg-EM der Tourenwagen. Am 8. September 2019, zwei Tage vor seinem 33. Geburtstag, überstand Ronnie Bratschi einen als Folge eines technischen Defekts passierten Unfall […]
Am 8. September 2019, zwei Tage vor seinem 33. Geburtstag, überstand Ronnie Bratschi einen als Folge eines technischen Defekts passierten Unfall beim Bergrennen Gurnigel dank der robusten Sicherheitszelle absolut unverletzt. Auf der Basis eines Evo-VII-Chassis hat der gelernte Polymechaniker aus Altdorf seither einen Mitsubishi in Eigenregie komplett neu aufgebaut.
Das rennfreie Corona-Jahr 2020 verschaffte ihm mehr Zeit, um gleich von Anfang an alles nach eigenen Plänen richtig zu machen anstatt stetig weiterzuentwickeln.
Tourenwagen nach neuem FIA-Reglement
Einige Komponenten, wie etwa das sequenzielle Getriebe, konnte er vom Unfallwagen übernehmen. Im Vergleich zum Vorgängermodell entstand jedoch ein in vielen Details verbesserter Renntourenwagen nach dem neuen FIA-Reglement.
Dieses teilt geschlossene Fahrzeuge in der Europa-Bergmeisterschaft ab 2021 nach einem sogenannten Performancefaktor (Pf) ein. Die Einteilung erfolgt nicht mehr – wie noch in allen Landesmeisterschaften üblich – nach Modifikation der Fahrzeuge in verschiedenen Gruppen nach Hubraumklassen, sondern ihrem Performancefaktor (PF) entsprechend in einer einzigen Kategorie in sechs unterschiedlichen Klassen.
Der ehrgeizige Rennfahrer und Konstrukteur baute seinen Mitsubishi Evo 7 RS für die Topklasse (Pf1), um damit als erster Schweizer seit vielen Jahren in der Berg-EM auf Titeljagd zu gehen.
Es kommt nicht nur auf Power an
Bei der Pf-Ermittlung spielen nicht allein die reinen Motordaten, über die sich Bratschi in der Öffentlichkeit absichtlich ausschweigt, eine Rolle. Auch Parameter wie Aerodynamik, Gewicht und gewisse Fahrzeugabmessungen fliessen darin ein. Wer die Firma Eggenberger Motorenbau (Egmo) kennt, weiss von deren Fähigkeiten.
Ronnie Bratschi: «Wichtig war uns bei der Entwicklung des neuen Motors vor allem dessen bessere Kraftentfaltung und Fahrbarkeit. Die Luftführung ist nun auch aerodynamisch so ausgelegt, dass das neue Kühlerpaket effizienter für längere Bergrennstrecken ist.»
Nordschleifen-erprobtes KW-Fahrwerk
Das Fahrwerk entstand in Zusammenarbeit mit KW. Eine neue Technologie, die sich bei Manthey Racing (Porsche 911 GT3 R) auf der Nordschleife bewährt hat und auch am Berg funktionieren sollte.
Ronnie Bratschi: «Ich werde sicher ein paar Läufe benötigen, um die besten Fahrwerkseinstellungen zu finden. Denn man konnte ja nirgendwo richtig testen.»
Werksfahrer für Michelin
Besondere Freude hat der Tourenwagen-Rekordhalter auf vielen Bergrennstrecken an der neuen Partnerschaft mit Michelin. Für die Franzosen ist der Innerschweizer nun so etwas wie der offizielle Werksfahrer.
Das garantiert ihm volle technische Unterstützung ab Werk, sodass der Mitsubishi bei unterschiedlichsten Temperaturen vollen Grip haben wird.
Erfüllung eines lang gehegten Wunsches
Grosse internationale Erfahrung bringt Bratschi aus dem FIA-Bergcup für Gruppe-E1-Fahrzeuge mit, den er dreimal für sich entschied. Mit der Jagd auf den EM-Titel in der Kategorie Tourenwagen, die mit E1-Autos bisher nicht möglich war, macht er nun den nächsten Karriereschritt.
Ronnie Bratschi: «Die Europameisterschaft ist das Grösste, was wir als Bergrennfahrer bestreiten und gewinnen können. Sie ist halt mit einem grossen finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden, den ich mir nun dank vieler treuer und neuer Partner leisten kann. Ich freue mich auf viele neue interessante und anspruchsvolle Bergrennstrecken.»
Saisonauftakt in Portugal und Spanien
Den Anfang machen am kommenden und am übernächsten Wochenende die Bergrennen Boticas in Portugal und Al Fito in Spanien. Für Bratschi bedeutet dies eine zweiwöchige Reise, bei der er mit seinem speziell eingerichteten Lastwagen über 4000 Kilometer zurücklegen wird.
Dank eines 2020 geäufneten Überzeit- und Ferienkontos lassen sich diese und kommende Abwesenheiten mit seinem Arbeitgeber vereinbaren und kompensieren. Ende Mai steht dann im tschechischen Sternberk bereits der dritte EBM-Lauf auf dem Programm.
Vieles ist Neuland
Welche weiteren Bergrennen aufgrund der ständig wechselnden Gesundheitslage in den einzelnen Ländern stattfinden werden, ist noch ungewiss. Sicher ist nur das Ziel des Urners.
Ronnie Bratschi: «Viele meiner Gegner kennen schon manche Strecken, ich fuhr bisher nur beim Schweizer EM-Lauf im Jura und in Ascoli in Italien. Daher hoffe ich, dass diese 2021 auch stattfinden. Ich nehme daher Rennen für Rennen und möchte, wie vor der langen Zwangspause, um Siege und Streckenrekorde fahren. Dann schauen wir, was dabei herauskommt.»
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