Rallye-SM: Carron lässt die Türe offen

Mit der Rallye Pays du Gier in Frankreich beginnt die Rallye-SM 2017. Da Sébastien Carron nicht vorhat, seinen Titel um jeden Preis erfolgreich zu verteidigen, könnte es einen neuen Meister geben. Sein Favorit wäre Ford-Markenkollege Ivan Ballinari. Wie im Vorjahr zählt die Rallye Pays du Gier, eine regionale Veranstaltung rund um Saint-Chamond im Dept. Loire, […]

Interview mit dem zukünftigen Meister? Ivan Ballinari rennt schon jahrelang dem Titel hinterher. 2017 bietet sich ihm eine grosse Chance.

Wie im Vorjahr zählt die Rallye Pays du Gier, eine regionale Veranstaltung rund um Saint-Chamond im Dept. Loire, als erster Lauf zur Schweizer Meisterschaft 2017. Mit zwölf Teams aus der Kategorie R5 ist die Besetzung im Kampf um den Gesamtsieg hervorragend, wobei die Gäste wie in der Vergangenheit wohl wieder die Hauptrolle spielen werden. 2016 startete hier Sébastien Carron seine Serie von sechs Siegen, und vor ihm liessen sich Ivan Ballinari (2014 und 2014), Grégoire Hotz (2013) und Laurent Reuche (2011) in die Siegerliste einschreiben.

Mit Ausnahme von „Bally“ wurden später auch alle Meister – es wäre also an der Zeit, dass der Tessiner am Ende einmal ganz vorne liegt. Die Chance ist in diesem Jahr besser denn je, denn Carron hat im Moment nur vier Rallyes fest eingeplant. Primärer Grund ist die berufliche Anspannung seines Jugendfreundes und Copiloten Lucien Revaz. Er steht ihm nach der Eröffnung einer eigenen Firma nur noch zweimal zur Verfügung. Revaz’ Platz auf dem Beifahrersitz im Ford Fiesta R5 von Balbosca nimmt im Pays du Gier Vincent Landais ein. Der Franzose navigierte unter anderen schon Olivier Burri und Jonathan Hirschi, kennt die Schweizer Szene also recht gut.

Nicht die Dame vom d-max swiss Team ist der Trennungsgrund, sondern der Beruf: Lucien Revaz (links) steht Sébastien Carron 2017 nur zweimal zur Verfügung.

Am nötigen Speed mit dem Fiesta von Roger Tuning fehlte es Ballinari bisher selten, eher an seiner Konstanz. Schon oft brachte ihn ein kleiner Fehler um die Früchte des Erfolgs, den ihm nun jeder gönnen würde. Auch Carron sieht in ihm den Titelfavoriten und stärksten Gegner bei seinen vier Starts. Pascal Perroud ist mit seinem Fiesta R5 zumindest ein steter Anwärter auf Podestplätze, und da bekanntlich erst am Schluss zusammengerechnet wird, darf man auch ihn nicht ausser acht lassen.

Im vergangenen Jahr durfte Michael Burri eine kostenlose Saison mit Renault Sport in der WRC3 absolvieren. Nun will der Bernjurassier das Gelernte in einem Fiesta R5 in der Rallye-SM umsetzen. Man darf gespannt sein, ob ihm der Klassenwechsel ähnlich gut und schnell gelingt wie Jérémie Toedtli. Dieser verblüffte mit seinem Podestplatz im Wallis, nachdem er zuvor nur R2-Autos äusserst flott bewegt hatte.

Comeback von Daniel Sieber
Aus Deutschschweizer Sicht darf man dem Comeback von Daniel Sieber mit Spannung entgegensehen. Nach einer längeren Pause mit nur sporadischen Einsätzen will der mittlerweile 53-jährige Zürcher mit einem Fiesta R5 aus dem Team Balbosca die komplette SM bestreiten. Was er kann, bewies er 2010 mit dem Titelgewinn in der Schweizer Clio R3 Trophy – doch ein R5-Allradler ist ein anderes Kaliber.

2010 bestritt Daniel Sieber seine letzte komplette Rallyesaison und gewann die Clio-Trophy. Wozu ist „Dada“ im Ford Fiesta R5 fähig? (Fotos: Jürg Kaufmann).

Vorerst nur bei den ersten drei SM-Läufen tritt Cédric Althaus in einem Peugeot 208 R5 an. Er hat wie Burri seine Erfahrungen am Steuer eines Renault Clio R3T gemacht. Sein Onkel Nicolas Althaus hat sich für die Rallyes in Frankreich und im Jura einen Skoda Fabia R5 besorgt. Mike Coppens ist der einzige Schweizer R5-Pilot auf einem Citroën DS3 und war damit noch nie ganz bei der Musik.

Die von Yokohama Schweiz unterstützten Joël Rappaz (Peugeot 207 S2000) und Christian Blanchard (Renault Clio S1600) haben vom Material her keinen Stich gegen die Turbo-Allradler. Sie sind bei den SM-Läufen jedoch ein optischer und akustischer Leckerbissen. Dasselbe trifft auf den Porsche 997 GT3 des mit CH-Lizenz fahrenden Korsen Marc Valliccioni zu. Im Vorjahr belegte er in Gier den dritten SM-Rang. Die Baselbieter Ruedi Schmidlin und Erich Götte greifen erst im Jura ins Geschehen ein. Ihr Ford Fiesta S2000 ist nicht rechtzeitig von der Revision aus Italien zurückgekommen.

Acht Teams auf R1- und R 2-Fahrzeugen sind in der Junior-SM eingeschrieben. Der letztjährige Meister Aurélien Devanthéry steigt mit einem von Renault Sport und ihren Partnern spendierten Programm in die Clio R3T Trophy auf. Sein Nachfolger könnte der Vorjahreszweite Nicolas Lathion werden, doch ist dies auch dem Tessiner Niki Bühler auf einem weiteren Peugeot 208 R2 zuzutrauen.

Die Rallye Pays du Gier beginnt am Freitagabend mit zwei Sonderprüfungen. Der Sieger steht nach zwei weiteren Schleifen mit je drei Sonderprüfungen am Samstag gegen Abend fest. Schweizer Rallyefans sollten sichdie Daten der nächsten beiden Rennen merken: Am 7./8. April feiert das Critérium Jurassien sein 40-jähriges Bestehen mit einem tollen Anlass und am 2./3. Juni wird Rekordweltmeister Sébastien Loeb der Starteilnehmer an der Rallye du Chablais sein. Die Schweizer Rallyeszene lebt!

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