Porsche: 700 PS und fliegender Gummi 🎥
FASZINATION RENNSTRECKE Im Rahmen des Porsche Sports Cup Suisse hatte AutoSprintCH auf dem Circuit Misano Gelegenheit, hinter Rennprofi und Porsche-Werksfahrer Richard Lietz einige schnelle Runden zu drehen. Richard Lietz machte im Video es vor, wie man den Porsche 911 GT2 RS sauber auf der Ideallinie bewegt. Schon die Affiche sorgte für erhöhten Puls: Mit 700 […]
Richard Lietz machte im Video es vor, wie man den Porsche 911 GT2 RS sauber auf der Ideallinie bewegt.
Schon die Affiche sorgte für erhöhten Puls: Mit 700 PS, Semislicks und Hinterradantrieb auf der Rennstrecke, beim freien Training im Pulk mit rund 30 Fahrzeugen – alle auf der Jagd nach besten Rundenzeiten.
Dann folgte die Realität in Misano: In Box 10, wo das Team des Porsche-Zentrums Zug die Fahrzeuge aufbereitet und betreut, hiess es „Helm auf, Sitz- und Lenkradposition einstellen, Motor starten“.
Die Warnung des Lehrmeisters
Ich weiss, der Sechszylinder-Boxer des GT2 RS, der jetzt noch harmlos vor sich hin blubbert, ist in Kürze bereit, mit bis zu 750 Newtonmetern auf die Hinterräder loszugehen, und bei 7000 Umdrehungen erhalten schliesslich 700 Pferdestärken freien Lauf.
„Wir gehen’s langsam an“, beruhigt Richard Lietz, seines Zeichens Rennfahrer, Instruktor und hier in Misano Privatlehrer für drei Journalisten. „Vorsicht geboten ist mit dem Pickup, dem Reifenabrieb, der auf dieser Piste in grosser Menge am Boden klebt und von den Reigen wieder aufgelesen wird.“
Endlich raus auf die Piste
Wie vermutet, ist das „langsame Angehen“ gar nicht so langsam. Aber direkt hinter dem erfahrenen Profi geht es schliesslich Runde für Runde noch schneller. Da gilt es, möglichst exakt der vom Vorfahrer eingeschlagenen Ideallinie zu folgen, die richtigen Bremspunkte auszuloten – und dabei Rücksicht zu nehmen auf die anderen Fahrzeuge, die sich beim freien Training auf dem Circuit tummeln. Beruhigend zu wissen ist, dass wir mit dem GT2 RS deutlich mehr Turbo-Power zur Verfügung haben als die vielen GT3-Modelle, deren hochdrehender Sauger rund 500 PS liefert.
Trommelkonzert vom Reifenabrieb
Schnell erinnere ich mich auch an die mahnenden Worte Richards: Der Pickup spielt eine wichtige Rolle auf dem 4226 Meter langen und mit 16 Kurven durchsetzten Circuit Marco Simoncelli. Klebt zu viel von dem Gummizeug an den Vorderrädern, droht Untersteuern. Zu viel aufgelesener Gummi an den Hinterrädern lässt die Traktion sinken und könnte zu einem Dreher führen. Durch die geschickte Linienwahl lassen sich die Reifen jedoch schnell wieder vom Pickup befreien – hier profitieren wir wieder von Profi Lietz.
Das Pickup-Material, das auf dem Boden liegt, wird aber nicht nur am Reifen festgeklebt, es wird auch in die Luft gewirbelt. So kommt es dann in den Radhäusern unserer Autos zu richtigen Trommelkonzerten der Gummikrümel. Zudem fliegen einem die „schwarzen Spätzle“ immer wieder an die Fronthaube und auf die Schürze. Dort lassen sie üble Flecke zurück – quasi als unsere „Spuren der Arbeit“.
Weitere Erfahrung auf meinem schnellen Misano-Exkurs: Circuit-Fahren erfordert nicht nur konstant höchste Konzentration, sondern auch ein grosses Mass an Kondition. Beim Nichtprofi treten nämlich schon bald einmal Ermüdungserscheinungen auf. Dann ist es Zeit für einen Boxenstopp – und einen kräftigen italienischen Espresso.
Training bei den Profis
„Wir hatten einen ganz schönen Speed“, hält Richard am Ende unseres Misano-Erlebnisses fest. Das ist schön zu hören von einem Rennprofi, der 2015 im Porsche 911 RSR als bester GT-Pilot den FIA World Endurance Cup gewann, mehrmaliger Le-Mans-, Daytona- und Nürburgring-Sieger ist und zudem über reichlich Rallye-Erfahrung verfügt.
Und übrigens: Interessenten können sich im Rahmen der Porsche Track Experience unter kompetenter Führung in die Rennsportpraxis einführen lassen. Mit 100-Prozent-Betreuung werden dabei von Porsche-Profis während einer Woche das Talent und die Eignung zum Rennfahrer geprüft. Für diesen intensiven Lehrgang mit viel Theorie und Praxis sind allerdings rund 50‘000 Euro zu investieren.