Philip Ellis: «Ein Kindheitstraum wird wahr»
DTM ALS MERCEDES-VERTRAGSFAHRER In der neu mit GT3-Sportwagen ausgetragenen DTM 2021 hat die Schweiz einen zweiten Vertreter neben Nico Müller. Philip Ellis debütiert mit einem US-deutschen Mercedes-Kundenteam. Und dann ging alles sehr schnell. Ende Januar bei den 24 Stunden von Daytona war Philip Ellis einer der herausragenden Fahrer in der Kategorie GTD für GT3-Sportwagen. Natürlich […]
Und dann ging alles sehr schnell. Ende Januar bei den 24 Stunden von Daytona war Philip Ellis einer der herausragenden Fahrer in der Kategorie GTD für GT3-Sportwagen.
Natürlich sind Siege bei Langstreckenrennen ein Teameffort. Aber nicht zuletzt ihm war es zu verdanken, dass das deutsch-amerikanische Team Winward Racing auf Anhieb zum Triumph kam, nachdem Ellis bis ins Ziel gegen hartnäckige Rivalen stundenlang die Spitze verteidigt hatte.
Im richtigen Moment aufgefallen
Dies blieb bei Entscheidungsträgern nicht unbemerkt. Seit ein paar Tagen ist der in Baar lebende und in Luzern (mit Unterbrüchen) studierende Sohn eines Walisers und einer Deutschen offizieller Mercedes-AMG-Vertragsfahrer. Und in dieser Funktion tritt er für sein vertrautes Kundenteam in der DTM 2021 an.
Philip Ellis: «Vor Daytona war es sehr ruhig um mich, es sah nach dem gleichen Programm wie 2020 aus. Nach circa zwei Wochen ging alles sehr schnell. DTM war aber noch kein grosses Thema.»
Amerikaner und Deutsche
Das Team WINWARD Racing (WWR) entstand aus der Fusion des gleichnamigen Rennstalls aus Houston in Texas, dessen Teambesitzer Bryce Ward ebenso wie sein Sohn Russell in den USA GT4-Rennpartner von Ellis sind bzw. waren, und dem deutschen Partner HTP Motorsport. Teamchef ist der Deutsche Christian Hohenadel.
Unter der Bewerbung des Mercedes-AMG Team WINWARD werden zwei werksunterstützte Mercedes-AMG GT3 an den Start rollen. Weil jeder Fahrer den Status eines Profis haben muss und es keine Fahrerwechsel gibt, hebt sich die DTM auch nach dem Kategorienwechsel von anderen GT3-Serien ab.
Ellis’ Teamkollege ist der 26-jährige Kufsteiner Lucas Auer. Der Tiroler bringt die Erfahrung von fünf DTM-Saisons mit, in denen er fünf Laufsiege und neun Pole Positions bei 73 Starts erzielte.
Starke Schweizer Bindung
Ellis wird, wie im letzten Jahr – obwohl das bei manchen Rennen nicht wahrgenommen und er als Brite «verkauft» wurde – mit Schweizer Lizenz starten. Das Schweizerkreuz wird auch neben seinem Namen am Auto und wie in Daytona auf dem Overall stehen.
Von einem Schweizer Bürger unterscheidet sich der seit mehr als 20 Jahren vorwiegend im Kanton Zug lebende und perfekten Dialekt sprechende Rennfahrer nur durch das Fehlen des roten Passes. Nachgefragt hat er bei den Behörden zwar, doch dauert ihm das Einbürgerungsverfahren momentan zu lange. So bleibt er vorläufig bei der britisch-deutschen Staatsbürgerschaft, obwohl er sich ganz als Schweizer fühlt.
Hierzulande erstmals aufgefallen ist Ellis 2011, als er als Rennsport-Neuling die LO Formula Lista für sich entschied. Dass er sich zehn Jahr später auf den bisherigen Karrierehöhepunkt freut, versteht sich von selbst.
Philip Ellis: «Ja, ich sehe mich als zweiten Schweizer neben Nico Müller in der DTM. Sie war ein Kindheitstraum. Noch als ich 2017 im Audi TT Cup im Rahmenprogramm mitfuhr und den Titel gewann, habe ich zu den DTM-Fahrern aufgeschaut. Jetzt bin ich selbst Teil davon, auch vom DTM-Comeback von Mercedes. Das ist wie Geburtstag und Weihnachten zusammen.»
Wertvolle GT3-Erfahrung
Als DTM-Rookie anzutreten, betrachtet der 28-jährige Wahlschweizer keineswegs als Nachteil.
Philip Ellis: «Unter allen diesjährigen DTM-Fahrern bin ich nach drei Jahren im ADAC GT Masters sicher einer mit der grössten GT3-Erfahrung. Auch kenne ich dadurch den Mercedes, an dem reglementsbedingt nur wenig geändert wird, sehr gut. Ich freue mich darauf, nun mein eigenes Auto zu erhalten und keine Kompromisse mehr eingehen zu müssen.»
Später Saisonstart
Die DTM 2021 besteht aus acht Veranstaltungen in Deutschland, Italien, Österreich, Belgien und den Niederlanden. Gefahren wird am Samstag und Sonntag jeweils ein Sprintrennen über 55 Minuten.
Nach mehreren Testtagen in den nächsten Wochen geht der Saisonauftakt erst vom 18. bis 20. Juni in Monza über die Bühne. Alle Rennen werden live von SAT.1 im Fernsehen übertragen. Falls die Schweizer eine Rolle bei der Titelvergabe spielen, wie dies mit Nico Müller 2019 und 2020 der Fall war, könnte auch das Schweizer Fernsehen wieder Interesse zeigen.