Osnabrück: Glanzleistungen der Schweizer

STEINER UND BRATSCHI TOP Mit dem zweiten Gesamtrang schlug sich Marcel Steiner beim Bergrennen Osnabrück ebenso glänzend wie der neue Tourenwagen-Rekordhalter Ronnie Bratschi und F3000-Junior Robin Faustini. Joël Volluz erlitt einen Unfall. Von den besten Rennsportwagenpiloten aus Europa fehlten nur Multichampion Simone Faggioli, Frankreichs Meister Geoffrey Schatz und der Schweizer Eric Berguerand. Entsprechend hoch waren […]

Am Europameister führte kein Weg vorbei. Christian Merli legte die kurvenreiche Strecke in Rekordzeit zurück (Fotos: Peter Wyss).

Von den besten Rennsportwagenpiloten aus Europa fehlten nur Multichampion Simone Faggioli, Frankreichs Meister Geoffrey Schatz und der Schweizer Eric Berguerand. Entsprechend hoch waren Niveau und Spannung beim 52. Int. ADAC Bergrennen Osnabrück. Dank seiner Bemühungen um solvente Sponsoren konnte der Veranstalter das bisher bestbesetzte Bergrennen in diesem Jahr präsentieren.

Souveräner Christian Merli
Nur im ersten Rennlauf liess Europameister Christian Merli im Osella FA30 dem mit neuen Reifen gestarteten Patrik Zalesnjk auf einem Norma-Mugen um vier Hundertstel den Vortritt. Danach zog der bald 47-jährige Südtiroler alle Register und fuhr mit 50,055 eine neue Rekordzeit für die 2030 Meter kurze Strecke.

Hätte er in der Zielkurve wegen einer verdreckten Stelle nicht kurz vom Gas müssen, wäre die erste 49er-Zeit Tatsache. Auch in den zwei weiteren Läufen war Merli der Schnellste, sodass er sich in der Addition der zwei besten Zeiten den dritten Tagessieg nach 2016 und 2017 holte. In zwei Wochen dürfen sich die Schweizer Fans auf Merlis Start beim EM-Lauf in St-Ursanne und auf das Duell mit Landsmann Simone Faggioli freuen.

Sie waren beim Bergrennen Osnabrück zweifellos die Besten: Marcel Steiner, Tagessieger Christian Merli, Organisationsleiter Bernd Stegmann und Tourenwagensieger Ronnie Bratschi.

Steiners Zielsetzung erreicht
Im Training noch um ein paar Hundertstel vor Zajelsnik und Vorjahressieger Sébastien Petit in einem Norma-Mugen gelegen, behauptete der Schweizer Meister mit seinem LobArt-Mugen in allen Rennläufen den dritten Rang, womit er durchaus zufrieden war.

Marcel Steiner: «Das Podium unser Ziel. In diesem Klassefeld hätte ich genauso gut nur Sechster oder Achter werden können. Meine erste Zeit von 50,615 war super. Schade, kam nicht noch eine zweite unter 51 Sekunden.»

Nicht nur die wenigen Schweizer Schlachtenbummler hatten Freude an der Vorstellung von Marcel Steiner – auch er selbst. Vielleicht wird es sogar noch der zweite Rang.

Der fällige Protest
Fast mehr Kribbeln als beim Fahren hatte Steiner, weil er schon vor Abschluss der Veranstaltung bei den FIA-Kommissären einen schriftlichen Protest gegen den V8-Motor im Sportwagen von Zajelsnik deponierte. Dessen Topspeedwerte waren hier wie schon anderswo dermassen gut, dass hinter den Kulissen schon lange Unmut herrschte.

Steiner Motorsport musste dafür tief in die Tasche greifen. Weil Zajelsnik die Unterschrift unter die Kenntnisnahme des Protests verweigerte, wurde er spätabends aus der Wertung genommen (siehe separater Bericht).

Ist der Mugen-V8-Motor im Heck des Norma M20 FC von Patrik Zajelsnik regelkonform? Steiners Protest gab noch keine Klärung.

Unfall von Volluz
Joël Volluz vermochte mit seinem Osella FA30 zwar nicht direkt ins Duell um das Gesamtsiegerpodium einzugreifen, sah aber die Chance, den zweifachen französischen Bergmeister Petit noch von Rang 4 zu verdrängen. Markenkollege Christoph Lampert, der mit dem schmalen Leitplankenkanal nicht richtig warm wurde und dies als gute Übung für die weitere EM-Läufe sah (bald Premiere in St-Ursanne), und FIA-Hill-Climb-Cup-Champion Vaclav Janik aus Tschechien im Norma-Mitsubishi-Turbo hatte Volluz im Griff. Leider verunglückte der Walliser im dritten Rennlauf in der schnellen Zielkurve, wobei zum Glück nur sein Auto argen Schaden nahm.

Reife Leistung von Robin Faustini
Als Gesamtachter bzw. nach Zajelsniks Disqualifikation Siebter war Robin Faustini der Schnellste mit einem konventionellen Rennwagen mit freistehenden Rädern. Dabei liess der 21-jährige Suhrer auch den vierten verschalten Osella des Luxemburgers Tommy Rollinger und alle anderen F3000/Nippon-Kollegen hinter sich.

Wie in der Vorschau berichtet, stieg Faustini kurzfristig auf den Reynard-Mugen 97D seines Vaters Simon Hugentobler um. Ohne mit dem originalen Formel Nippon einen Meter zurückgelegt zu haben, steigerte er sich von Lauf zu Lauf. Mit 54,1 – eine Traumzeit für ihn – war er fast so schnell wie Frankreichs Champion Geoffrey Schatz mit einem Formel 3000 vor zwei Jahren.

Robin Faustini ging ohne Übung mit dem Reynard 97D seines Papa an den Start. Das Notfallszenario gestaltete sich für ihn zu einer mit Bravour bestandenen Talentprobe. Das Foto zeigt übrigens den Zuschaueraufmarsch im ersten Training am Samstagmorgen.

Bratschi knackt elfjährigen Rekord
Eine Klasse für sich war Ronnie Bratschi im Feld der Tourenwagen. Der Urner verbesserte mit dem Mitsubishi Evo VIII Egmo den seit 2008 bestehenden Tourenwagenrekord gleich im ersten Lauf von 58,620 auf 57,718 und danach auf 57,338. Bisheriger Rekordhalter war der mehrfache Deutsche Bergmeister Norbert Brenner auf einem damals noch mit vorgeheizten Reifen bestückten Opel Astra DTM. Seine stärksten Konkurrenten schafften es hingegen nur knapp unter die Minutengrenze.

Ronnie Bratschi: «Dieser Rekord musste fallen, wobei 1,5 Sekunden Verbesserung auf einer so kurzen Strecke schon viel sind. Erstmals in dieser Saison hatte das Auto halt wirklich richtig Dampf, nachdem wir bisher Probleme mit dem Ladedruck hatten.»

Ausser Technik oder Wetter scheint ihn 2019 nichts mehr bremsen zu können. In Les Rangiers und Oberhallau könnten die nächsten beiden Rekorde fallen. Nachdem die Schweizer Meisterschaft nach zwei Ausfällen für ihn praktisch gelaufen ist, motiviert sich Bratschi nun damit.

Ronnie Bratschi pulverisierte den Tourenwagenrekord von Osnabrück. Nun darf man auf seine Zeiten bei den nächsten Schweizer Bergrennen gespannt sein.

msc-osnabrueck.com

berg-zeitnahme.net

 

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