Nico Müller: «Es gibt nur volle Attacke»
INTERVIEW Nico Müller steht vor dem bisher wichtigsten Rennwochenende seiner Karriere. Mit den Audi-Kollegen René Rast und Robin Frijns macht er in Hockenheim den DTM-Titel 2020 aus. In den zwei Rennen von Samstag und Sonntag auf dem GP-Kurs von Hockenheim (live auf Sat1) wird der letzte Meistertitel in der Class-1-Ära der populärsten Tourenwagen-Rennserie Europas vergeben. […]

In den zwei Rennen von Samstag und Sonntag auf dem GP-Kurs von Hockenheim (live auf Sat1) wird der letzte Meistertitel in der Class-1-Ära der populärsten Tourenwagen-Rennserie Europas vergeben. Bei 19 Punkten Vorsprung auf Nico Müller hat der bereits zweifache Champion und Titelverteidiger René Rast natürlich die besten Chancen.
Es kann noch alles passieren
Aber wie man zuletzt in Zolder am Beispiel des bis dahin in der Meisterschaft ab Saisonbeginn führenden Schweizers gesehen hat, kann vieles passieren und sich rasch alles ändern. Zwei Ausfälle oder zwei schlechte Rennen für Rast und zwei gute für Müller, dann wendet sich das Blatt wieder.
Der letztjährige Vizemeister glaubt nach wie vor fest daran, dass er das Zeug dazu hat.
Mit welcher Einstellung gehst du ins DTM-Finale in Hockenheim?
Nico Müller: «Wir starten das erste Mal in dieser Saison in der Verfolgerrolle in ein Wochenende. Sonst waren wir immer die Gejagten. Klar würde ich lieber mit einem Vorsprung zum Finale reisen. Aber ich glaube, es hat auch etwas Positives. Es gibt nur eine Richtung. Man kann voll angreifen und einfach alles geben, um das Ding nochmal umzudrehen. Das wird nicht einfach, aber wir haben noch eine sehr gute Chance. Zwei starken Leistungen, wie wir sie sechs der acht DTM-Wochenenden abliefern konnten, werden uns sicherlich noch einmal in die Lage bringen, René stark unter Druck zu setzen.»

Was würde dir der DTM-Titel bedeuten?
Nico Müller: «Extrem viel. Seitdem ich als Bub in Hockenheim auf der Tribüne sass und das DTM-Finale mitverfolgt habe, diese Action und diese Emotionen miterleben durfte, war für mich mir klar, dass ich das einmal selbst erreichen möchte.»
Wie schlimm wäre es, wenn es mit dem Titel nicht klappt?
Nico Müller: «Solche Gedanken macht man sich im Moment nicht. Man fokussiert sich nur auf das grosse Ziel. Ich hoffe, ich muss darauf keine Antwort geben.»
Was waren die entscheidenden Momente in der Saison 2020?
Nico Müller: «Am Ende zählt nur, wer ganz zum Schluss oben steht. Natürlich gab es schon ein, zwei wichtige Momente. Zum Beispiel der superstarke Saisonstart in Spa mit den zwei Siegen. Es gab viele wichtige Momente, aber der wichtigste und alles entscheidende Moment folgt noch.»
Warum wart ihr drei Titelkandidaten so viel stärker als alle anderen?
Nico Müller: «Wir haben uns teamintern von Anfang an extrem gepusht, auch schon bei den Tests. Mir persönlich war klar, dass Robin sehr stark sein würde. Bei René haben sich die Fragezeichen auch in Grenzen gehalten. Nach den Leistungen in den letzten Jahren war klar, dass er derjenige ist, den es zu schlagen gilt. Dass der Abstand zu den Verfolgern so gross war, hat mich ein Stück weit überrascht. Wir bewegen uns in der DTM alle auf einem so hohen Niveau, dass es die Kleinigkeiten sind, die am Ende den Unterschied machen. Wir haben das öfter besser hingekriegt als die anderen. Das zeichnet diesen Dreikampf aus.»

War es besonders anstrengend, die DTM-Saison 2020 in nur 100 Tagen zu absolvieren?
Nico Müller: «Es war eine sehr intensive Zeit, weil wir alle drei neben der DTM noch andere Programme absolvieren durften, sei es Formel E oder Langstrecke am Nürburgring. Da war kaum Zeit zum Durchatmen. Mental und körperlich war es für mich persönlich eigentlich kein Problem. Man musste sehr gut planen können, man brauchte den Rückhalt von zu Hause. Da bin ich wirklich in einer super Situation und weiss es sehr zu schätzen, eine Familie zu haben, die das unterstützt und mir alles andere abnimmt, damit ich mich auf meinen Job konzentrieren kann.»
Wie hast du die Tage nach Zolder verbracht, was das bevorstehende Finale betrifft?
Nico Müller: «Ich war im regen Austausch mit meinem Team und meinem Ingenieur, um aus Zolder die wichtigen Lektionen zu lernen, die uns nur noch stärker machen werden für das Finale. Es sind genau diese Wochenenden, die dich wachsen und stärker werden lassen. Deshalb war es eine sehr wichtige Zeit, die wir in die Zolder-Analyse investieren konnten. Dann lag der Fokus auf der Vorbereitung für Hockenheim. Noch einmal alles durchgehen, was in der Vergangenheit passiert ist, was man auf dem Schirm haben muss für Setup-Entscheidungen und so fort. Wir werden alles dafür tun, um 100 Prozent bereit zu sein, das Maximum aus unserem Paket herausholen zu können und hoffentlich beide Rennen zu gewinnen. Dann schauen wir, was dabei herumkommt.»
facebook.com/NicoMuellerOfficial