Nico Müller: Ein bittersüsses Wochenende 🎥
DOPPELT BESTRAFT So schnell wie auf dem Norisring war Nico Müller an noch keinem DTM-Wochenende. Trotzdem gab es „nur“ ein Podium und zwei Rundenrekorde. In der Tabelle ist der Audi-Pilot nun Zweiter. Zum zweiten Mal in mittlerweile sechs Saisons (nach Hockenheim im Mai 2016) startete Nico Müller am Samstag um 13.30 Uhr auf dem Nürnberger […]
Zum zweiten Mal in mittlerweile sechs Saisons (nach Hockenheim im Mai 2016) startete Nico Müller am Samstag um 13.30 Uhr auf dem Nürnberger Norisring von ganz vorne zu einem Rennen der DTM. Auch gelang ihm der Start bestens, wie die Highlights zeigen, worauf der Berner mit dem Audi RS 5 vom Team Abt Sportsline als Führender in die erste Spitzkehre einbog.
Wie so oft kam es dort im Mittelfeld zu einem Gerangel und einem ersten Ausfallopfer, was die Rennleitung ein paar Runden später bewog, aus Sicherheitsgründen das Safety-Car auf die Strecke zu schicken.
Nico Müller wusste es sofort, dass ihn dies den bereitliegenden Sieg kosten würde.

Rast als Profiteur auf Müllers Kosten
Viele seiner Konkurrenten nutzten die drohende Gelbphase nämlich schon vor diesem Moment zum strategisch vorgezogenen Pflichtboxenstopp. So auch René Rast, der am Start – direkt hinter Müller positioniert – den Motor seines Audi abgewürgt und dabei Schwein hatte, dass alle ausweichen konnten. Sein Team Rosberg sah die einzige Chance zur Rettung der Situation im sofortigen Reifenwechsel. Mit derselben Strategie war er dieses Jahr schon zweimal von ganz hinten zum Sieg gekommen.
Nach seinem späten Boxenstopp in Runde 30 kam Müller als Siebter wieder auf die Strecke, überholte auf den frischeren Reifen einen Gegner nach dem anderen und schnappte sich mit einem Überraschungsangriff in der letzten Kurve auch noch den bis dahin zweitplatzierten BMW von Joel Eriksson.
Mit den 18 Punkten für den zweiten Platz und den drei Zusatzzählern für die Pole-Position konnte der Schweizer den von anderen angerichteten Schaden hiermit in Grenzen halten. Leicht enttäuscht war er trotzdem.
Nico Müller: «So stark waren wir noch nie. Ich wusste nach dem Start, dass mir nur noch eine Safety-Car-Phase einen Strich durch die Rechnung machen konnte. So kam es auch. Schade, aber ich bin stolz aufs Team, das cool blieb und mich im Ärger runtergeholt hat. So ging die Strategie auf, dass ich trotz 40 Sekunden Zeitverlust noch Zweiter werden konnte.»

Neuer Rundenrekordhalter auf dem Norisring
Als weiteren Trost durfte sich Müller auch als neuer Rundenrekordhalter im Qualifying und im Rennen in die Annalen des legendären Norisring eintragen lassen. Am Sonntag gelang ihm fast dasselbe Kunststück, nur Rast war als Bester im Qualifying noch sieben Tausendstel schneller.
Im Rennen war es dann Müller, der seinen eigenen Rundenrekord vom Vortag gleich um sieben Zehntel auf 46,618 Sekunden (177,614 km/h) verbesserte – in bisher 77 Austragungen der Norisring-Speedweek war noch nie jemand in einem Rennen so zügig unterwegs. Der bisherige Rekord aus der DTM 2017 lag bei 47,846, was beweist, wie schnell die Class-1-Tourenwagen der Turbo-Generation geworden sind.
Dumm gelaufen
Leider brachte ihm dieser Speed im zweiten Rennen praktisch nichts. Neben Rast erneut aus der ersten Reihe losgedonnert, traf Nico Müller seinen Audi-Teamkollegen in der zweiten Kurve beim Einlenken beider Fahrzeuge unglücklich am Heck, worauf sich der Vortagessieger drehte. An zweiter Position hinter dem blitzartig gestarteten und dafür mit dem Sieg belohnten BMW-Piloten Bruno Spengler liegend, musste der 26-jährige Berner zur Strafe eine Boxendurchfahrt absolvieren. Zurückgeworfen auf den 14. Rang, machte Müller bis zum Abwinken nach 70 Runden (56 Minuten) immerhin noch sechs Plätze gut.
Nico Müller: «René dachte, ich sei schon hinter ihm, und ich dachte, er ziehe nicht rein und liesse mir genug Platz. So haben wir uns beide getäuscht. Dies hätte von beiden Seiten vermieden werden können. Die Strafe war hart, aber so ist das Reglement halt ausgelegt. Schade, wir hätten beide ein Auto für den Sieg gehabt. Die Boxendurchfahrt kostete mich 32 Sekunden, im Ziel lag ich noch 29 hinter Spengler…»
Neuland in den Niederlanden
Trotz der beiden durchzogenen Rennen in Nürnberg war die Ausbeute des einzigen Schweizer DTM-Fahrers so gut (26 Punkte), dass er sich am vierten Rennwochenende mit nun 102 Zählern auf den zweiten Tabellenrang hinter René Rast (127) und knapp vor BMW-Fahrer Philip Eng (101) schob. Die zwei Saisonhalbzeitrennen gehen am 20. und 21. Juli erstmals auf dem TT Circuit von Assen (NL) über die Bühne.
Nico Müller: «Assen ist für viele von uns Neuland. Die Karten werden neu gemischt. Ich hätte in Nürnberg zwar viel mehr Punkte holen können, aber die Meisterschaft bleibt offen und dauert noch lange. Es ist noch alles möglich…»