Nico Müller: Bestes Weekend ohne Krönung
ZWEI DTM-PODESTPLÄTZE Bei der DTM in Spielberg hätte Nico Müller am Sonntag das zweite Rennen gewinnen können. Doch wie am Vortag stellte sich der Berner in den Dienst von Audi-Kollege René Rast, der nach den zwei geschenkten Siegen noch Champion 2018 werden kann. Ob in der Formel 1, WEC oder der DTM: Als Werksfahrer muss […]

Ob in der Formel 1, WEC oder der DTM: Als Werksfahrer muss man seine persönlichen Interessen manchmal hinter jene seines Arbeitgebers stellen. Ohne speziell darum gebeten zu werden, tat dies Nico Müller am vergangenen Wochenende bei der vorletzten DTM-Veranstaltung 2018 auf dem Red Bull Ring in Spielberg (A).
So fehlte dem Berner an seinem bisher besten Wochenende in fünf DTM-Saisons als Audi-Werksfahrer trotz zwei Podestplätzen die eigentliche Krönung – sprich der Sieg im Rennen vom Sonntag.
Unerwartete Audi-Dreifachführung
Nach verpatztem Qualifying stiess Müller am Samstag dank Fahrkönnen und perfekter Strategie vom zwölften auf den dritten Rang vor. Mercedes-Pilot Daniel Juncadella aus Spanien sah wie der sichere Sieger aus, doch durch sein Fehlverhalten beim Re-Start nach einer Safety-Car-Phase in der drittletzten Runde erhielt der Spanier eine Boxendurchfahrtsstrafe.
Weil er diese nicht mehr antreten konnte, wurde sie nachträglich in eine 30-Sekunden-Strafe umgewandelt, was ihn auf Platz 14 zurückwarf. So lagen de facto drei Audi in Führung – Mike Rockenfeller vor Nico Müller und René Rast.
Da sich Titelverteidiger Rast nach der Maximalpunktzahl bei der Veranstaltung zuvor als einziger Audi-Pilot wieder in den Titelkampf zurückmeldete, kamen seine Vorderleute ins Dilemma.
Nico Müller: „Es war eine spezielle Situation. René hat noch als Einziger von uns Titelchancen. Daher haben wir ihm das Leben nicht schwer gemacht… Um die Meisterschaft offenzuhalten, braucht es in solch einem Fall halt Teamwork.“
Also liessen „Rocky“ und Nico dem letztjährigen Meister den Vortritt und flankierten ihn nachher auf dem Podium.

Müller führt das Rennen an
Am Sonntag qualifizierte sich der 26-jährigen Berner mit Audi RS5 DTM von Abt Sportsline mit nur 28 Tausendsteln Rückstand auf Polesetter Gary Paffett für die erste Startreihe. Hinter ihm lauerten drei weitere Mercedes-Piloten auf ihre Chance.
Der zweitschnellste Audi mit Rast am Steuer startete erst aus der siebten Position. Während Müller Paffett rasch die Führung abluchste, katapultierte sich Rast in der Startrunde auf den vierten Platz vor.
Mit starken Rundenzeiten zur Rennmitte und einem frühen, schnelleren Boxenstopp gelang es dem Deutschen, seine beiden Titelrivalen Paffett und Di Resta zu überholen. Logisch, dass Leader Müller anschliessend keine Gegenwehr mehr leistete. Und so folgte er Rast bis ins Ziel wie ein Schatten.

Nico Müller entging so der verdiente zweite Sieg nach Norisring 2016. Derweil bescherte Rast Audi den 100. DTM-Sieg in der Historie. Zugleich ist er der erste Fahrer in der Neuzeit mit vier aufeinanderfolgenden Erfolgen, wenngleich die zwei von Spielberg auch mithilfe der Teamkollegen zustande kamen.
Nico Müller: „Es tat gut zu zeigen, was geht, wenn einmal alles passt. Über alle Tage war dies sicher mein bisher bestes DTM-Wochenende. Es wäre halt schön gewesen, dieses mit einem Sieg zu krönen…“
Spannendes Finale in Sicht
In der Herstellerwertung steht Mercedes-Benz vorzeitig als Meister fest. Den Titel bei den Fahrern machen die Briten Di Resta (229 Punkte) und Paffett (225) sowie Rast (199) unter sich aus. Maximal gibt es noch 56 Punkte zu holen.

Da sich alle Audi-Fahrer auch beim Finale Mitte Oktober in Hockenheim in den Dienst des Teamkollegen René Rast stellen werden, ist Müllers Chance auf einen Sieg nur theoretischer Natur.
Für seine Zukunft bei Audi, die unlängst ihr weiteres Engagement in der Formel E und der DTM 2019 bestätigt haben, war die vornehme Zurückhaltung des Schweizers in Österreich aber sicher die beste Entscheidung.