Motorsport: So kam es zum finalen Drama in Le Mans

Während der zweiten Rennhälfte der 24 Stunden von Le Mans zeichnete sich ein historischer Doppelsieg der Schweizer Fahrer ab. Doch der Toyota von Sébastien Buemi blieb kurz Schluss mit Motorschaden stehen, danach fuhr Neel Jani im Porsche als Sieger durchs Ziel. Fassungslosigkeit, Entsetzen, Jubel – die Schlussphase der 24 Stunden von Le Mans 2016 geht […]

Der zweite Schweizer Gesamtsieger auf dem Podium: Neel Jani (ganz rechts) stemmt wie Porsche-Teamchef Andreas Seidl, Marc Lieb und Romain Dumas (von links) die spezielle LM-Trophäe hoch.

Nach einem stundenlangen Duell mit dem schnelleren der beide Porsche sieht der Toyota TS050 Hybrid von Sébastien Buemi, Anthony Davidson und Kazuki Nakajima wie der sichere Sieger aus. Doch in der Schlussphase wird das vom Japaner pilotierte Auto zunehmend langsamer, bleibt kurz an der Boxenmauer stehen und kann die letzte Runde, als Neel Jani schon als Erster abgewinkt worden ist, wegen des kaputten Primärantriebs nur noch mit Hilfe des Elektromotors absolvieren. Weil dies nicht in der vorgeschriebenen Mindestzeit von sechs Minuten passiert, fliegt das unglückliche Trio trotz der Zielankunft an zweiter Stelle aus der Wertung. Dramatischer kann ein Rennen kaum enden.

Der 18. Triumph für Porsche bei den 24 Stunden
So kommt Porsche völlig unerwartet, aber keineswegs unverdient, zum 18. Triumph in Le Mans. Und Toyota scheitert auch im 18. Anlauf seit 1985, der zweite Platz des zweiten Trios Stephane Sarrazin/Mike Conway/Kamui Kobayashi ist kein Trost, jedes Teammitglied steht am Ende tief enttäuscht und mit gebrochenem Herzen da. Darunter Sébastien Buemi. Für ihn ist dieser in den letzten Minuten entglittene Erfolg das schlimmste Erlebnis seiner Laufbahn. Am anderen Ende der Gefühlsskala steht dafür aus Schweizer Sicht Neel Jani. Der Berner hatte sich nach seinen ersten acht Führungsrunden in der Anfangsphase erst in der zweiten Rennhälfte zusammen mit Marc Lieb (D) und Romain Dumas (F) mit den beiden Toyota an der Spitze abgewechselt und konnte seinen bisher grössten Rennerfolg zunächst gar nicht fassen.

Historische Zieldurchfahrt: Der Toyota steht an der Seite, während hinter ihm Neel Jani im Porsche den im Endeffekt überraschenden Sieg entgegenfährt.
Historische Zieldurchfahrt: Der Toyota steht an der Seite, während hinter ihm Neel Jani im Porsche den im Endeffekt überraschenden Sieg entgegenfährt.

Nun ist Neel Jani auch der Favorit auf den WM-Titel
„Es war fast surreal“, bekannte der 32-jährige Porsche-Werksfahrer aus Jens bei Biel. „Ich war so überrascht, als ich den Toyota nach der vorletzten Zieldurchfahrt am rechten Strassenrand stehen sah, dass ich meinen Emotionen nach dem unerwarteten Sieg keinen freien Lauf lassen konnte. Unglaublich, so etwas passiert einem wohl nur einmal im Leben.“ Neel Jani ist nach Marcel Fässler (2011, 2012 und 2014 mit Audi) erst der zweite Gesamtsieger aus der Schweiz. Zudem war er der erste seit Jo Siffert 1968, der in Le Mans die prestigeträchtige Poleposition herausfuhr, was ihm heuer im Qualifying zur 84. Auflage des berühmtesten Langstreckenrennens der Welt gleich nochmals gelang. „Daher bedeutet es mit sehr viel, dass ich nun auch gewonnen habe.“

Marcel Fässler erreicht im Audi R18 den vierten Rang
Hatte Neel Jani im letzten Jahr viel Pech mit der Technik, was ihm am Ende den WM-Titel gekostet hat, so ist er nun auf dem besten Weg, auch noch die Krone in der Langstrecken-WM zu holen. Dank der doppelten Punktzahl in Le Mans haben Jani, Lieb und Dumas die Tabellenführung auf das in Le Mans drittplatzierte Audi-Team Duval/Jarvis/di Grassi weit ausgebaut. Dieses Double schaffte schon Marcel Fässler 2012, der dieses Jahr wegen vieler kleiner Probleme am nicht ganz konkurrenzfähigen Audi R18 nicht um den Sieg mitreden konnte und schliesslich als Vierter klassiert wurde.

Wie der Kampf um den Gesamtsieg und das Rennen der übrigen Schweizer Teilnehmer verlief, können Sie hier in unserem Liveticker nachlesen.

www.lemans.org
Fotos: Archiv

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