Motorsport: Neel Jani startet zur Titelverteidigung
SPORTWAGEN Statt auf Ostereiersuche zu Hause, gehen mehrere Schweizer Sportwagenfahrer am Sonntag in Silverstone auf die Jagd nach Punkten in der Langstrecken-WM. Weltmeister Neel Jani sieht sich zu Saisonbeginn mit dem aerodynamisch für Le Mans abgestimmten Porsche nicht als Favorit. Das Rennen wird am Sonntag phasenweise bei Sport1 im Free TV übertragen. Nach dem Rückzug […]
Nach dem Rückzug von Audi gestaltet sich der Titelkampf in der FIA World Endurance Championship (WEC) 2017 zum Duell zwischen Porsche und Toyota. Oder aus Schweizer Sicht zwischen Neel Jani und Sébastien Buemi. Beide Hersteller haben ihre letztjährigen Chassis stark modifiziert, treten beim WM-Auftakt in England aber mit unterschiedlichen Aerodynamik-Konfigurationen an. Aus Kostengründen dürfen beide LMP1-Konstrukteure nur noch zwei statt wie früher drei Varianten verwenden.
Porsche setzt seine Jetons in der ersten Saisonhälfte ganz auf die 24 Stunden von Le Mans vom 17./18. Juni. Janis Porsche 919 Hybrid weist daher eine Karosserieform mit wenig Abtrieb für hohe Geschwindigkeiten auf, wie sie auf dem legendären Circuit de la Sarthe erreicht werden (Rundenschnitt 2016 über 240 km/h). Erst nach dem Saisonhöhepunkt, wo Porsche und Neel Jani als Titelverteidiger antreten werden, bringen die Stuttgarter die zweite erlaubte Aerodynamikversion mit mehr Anpressdruck bringen. Diese Entwicklung läuft noch.
Toyota hat für den TS050 Hybrid hingegen bereits beide Aerovarianten zur Rennreife entwickelt. „Ich sehe sie daher im Vorteil“, glaubt Jani, „weil Silverstone und auch Spa mit den schnellen Kurven mehr Abtrieb verlangen. Trotzdem ist für uns ein Top-Resultat in England möglich. Wichtig ist, dass wir möglichst viele WM-Punkte mitnehmen.“
Während die Besetzung im Auto von Sébastien Buemi mit Anthony Davidson (GB) und Kazuki Nakajima (J) unverändert bleibt, erhält Neel Jani für das Auto mit Startnummer 1 zwei neue Teamkollegen: den von Audi gekommenen André Lotterer (D) und den schon 2015 im dritten Porsche in Le Mans siegreichen Briten Nick Tandy (GB).
Schweizer Fans werden Marcel Fässler, der seit Beginn der WEC anno 2012 dabei und in jenem Jahr auch Weltmeister war, am Start vermissen. Unsere kleine Nation ist aber trotzdem weiterhin stark vertreten, auch in der Klasse LMP2. Diese etwas kleineren Sportprototypen ohne Hybrid sind mit der Einführung von 600 PS starken 4,2-Liter-V8-Einheitsmotoren (von Gibson aus England) nur noch wenig langsamer als die LMP1-Autos.
Das unter Schweizer Flagge startende Team Vaillante Rebellion aus England setzt zwei Oreca-Coupés ein, wobei der Genfer Mathias Beche im Auto mit der seit Jahren von diesem Team beanspruchten Startnummer 13 der einzige gebürtige Schweizer Fahrer ist. Dafür sind gleich zwei bei Manor Racing im Einsatz: Simon Trummer im einen und Jonathan Hirschi im anderen Oreca-Gibson.
Beide erhalten auch ehemalige GP-Piloten als Teamkollegen. Der Berner den Franzosen Jean-Eric Vergne, der Neuenburger den vor zwei Jahren in der DTM gescheiterten Russen Vitaly Petrov. Nach drei Jahren in der GP2 (mit nur einem Podestplatz) und zwei beim deutschen LMP1-Privatteam ByKolles freut sich Trummer, bei einem ehemaligen Formel-1-Team mit einem konkurrenzfähigen Auto erstmals um einen WM-Titel fahren zu können.
Liveübertragung auf Sport1
Erfreulicherweise können alle WEC-Rennen wie die Formel 1 im Free TV verfolgt werden. Sport1 überträgt am Karsamstag das Qualifying aller vier Klassen von 13.30 bis 15 Uhr live. Am Ostersonntag wird von 14.30 bis 14.55 Uhr die Startphase und von 16.45 bis 19 Uhr das letzte Renndrittel der 6 Stunden von Silverstone direkt übertragen.