Massongex: Der Walliser Tiefflieger
BERGUERAND UNSCHLAGBAR Auch das dritte Schweizer Bergrennen gewann Eric Berguerand in neuer Rekordzeit. Ebenso eindrücklich meldete Ronnie Bratschi beim Bergrennen Massongex seine Titelambitionen bei den Tourenwagen an. Obwohl für den Renntag am Nachmittag zeitweise Regen vorausgesagt war, blieb es bis auf ein paar Tropfen trocken. Dass sich der erste Rennlauf am Sonntagmorgen noch auf abtrocknender Strecke […]
Obwohl für den Renntag am Nachmittag zeitweise Regen vorausgesagt war, blieb es bis auf ein paar Tropfen trocken. Dass sich der erste Rennlauf am Sonntagmorgen noch auf abtrocknender Strecke abwickelte, machte sich in den Zeiten kaum bemerkbar. Vielmehr die zunehmend schlechter werdende Strasse von Massongex nach Vérossaz, worüber sich sogar der spätere Tagessieger beklagte. Trotzdem hinderte dies Eric Berguerand nicht daran, eine neue Rekordzeit in die 3150 Meter lange Bahn zu stanzen.
Duell mit ungleichen Spiessen
Das Duell zwischen ihm und Marcel Steiner war schon nach zwei Läufen entschieden. Mit zwei 1’45er-Zeiten lag der Lokalmatador in der Addition bereits 3,5 Sekunden vor dem Berner. Dessen Handikap mit dem schweren LobArt-Mugen-Sportwagen wird immer offensichtlicher, wenngleich Steiner dies nie als Ausrede sucht. Wer beide Kontrahenten jedoch in schnellen Passagen beobachtet, kriegt Gänsehaut. Berguerands Lola-Cosworth mit F1-Aerodynamik kommt wie ein präzis steuerbarer Tiefflieger daher, während Steiners funkenschlagender Sportwagen unruhig wirkt. Keine Frage, dass beide das Limit ausloten.
Berguerands Gespür für Rekorde
Bei Berguerand führte dies im dritten Lauf bei wolkenverhangenem Himmel zu einer weiteren fantastischen Zeit. Mit 1’43,714 unterbot er Steiners Rekordmarke von 2012, aufgestellt mit dem Osella FA30, um sieben Zehntel. Für Berguerand der achte Tagessieg in Massongex (2002 war es sein allererster nationaler Sieg überhaupt) und der fünfte in Folge mit Streckenrekord, wenn man Gurnigel und Les Paccots 2018 dazunimmt. Steiner bleibt nun nur noch der Rekord in Oberhallau (ebenfalls von 2012 mit dem Osella), der Ende August bei gutem Wetter fallen dürfte.
Eric Berguerand: «Alles funktioniert nun wirklich gut. Ich spürte im dritten Lauf nach den ersten Metern, dass noch etwas drin liegt – also habe ich es wie immer versucht und dabei weniger kleiner Fehler gemacht als zuvor. Diese Zeit war eine schöne Überraschung.»
Steiner schwimmen die Felle davon
Auch wenn Berguerand die Meisterschaft nun mit maximalen 81 Punkten klar vor Steiner mit 60 anführt, ist theoretisch noch nichts entschieden. Aber die Chancen des Titelverteidigers schwinden, zumal am 28. Juli das zweite Heimspiel von Berguerand folgt, wo auch Joël Volluz im Osella erstmals in den Titelkampf eingreifen wird.
Faustini Dritter nach Plan
Genau nach Plan lief es dafür für Robin Faustini. Bei seinem ersten Start auf dieser steilen Strecke mit den engen Kurven im zweiten Teil fand der 21-jährige Aargauer das richtige Rezept zwischen Angriff und Verteidigung. Seine dritte Zeit in 1’52,666 ist für einen originalen Reynard Formel Nippon ohne aerodynamischen Schnickschnack, mit H-Schaltung und vier Rennen alten Reifen respektabel und der dritte Gesamtrang daher verdient. Seine Reifeprüfung will Faustini dann mit neuen Reifen in Anzère ablegen.
Bis zu seinem Heimspiel hofft auch Joël Grand, die Probleme am Tatuus-Honda FM so weit behoben zu haben, dass er Markenkollege Christian Balmer ernsthaft Paroli bieten kann. In Massongex fuhr der Berner in Abwesenheit von Marcel Maurer (Motorschaden in Hemberg) als schnellster Zweiliterpilot somit unbestritten zum vierten Gesamtrang, wenngleich er auf dieser Strecke schon schneller war.
Bratschi auf der Aufholjagd
So schnell wie noch nie war hingegen Ronnie Bratschi, der noch vor dem zweitschnellsten Sportwagenpiloten Michel Zemp im Norma-Honda 2.0 den fünften Gesamtrang belegte. Diesmal machte ihm weder die Technik wie in Hemberg, noch ein Fahrfehler wie in Reitnau einen Strich durch die Rechnung. In Abwesenheit des zweifachen Saisonsiegers Roger Schnellmann setzte sich der Urner selbst unter Druck, indem er sich die Verbesserung des eigenen E1-Rekords zum Ziel nahm.
Im zweiten Lauf unterbot er ihn um mehr als acht Zehntel und lässt sich so 27 Punkte gutschreiben, die ihn mit nun 47 Zählern auf den dritten SM-Zwischenrang hinter dem ebenfalls abwesenden Andy Feigenwinter (54) und Schnellmann (50) katapultieren.
Ronnie Bratschi: «Ich musste mir hier etwas einfallen lassen. Wenn Andy weiterhin solche Superzeiten in der Superserie erzielt, wird es sonst schwierig, ihn einzuholen, auch wenn er vielleicht noch ein, zweimal nur halbe Punkte erhält, weil er zu wenig Gegner hat. Alles funktionierte bestens. Die neuen Reifen habe ich mir aber für Anzère aufgespart…»
Bürki wieder an der Tabellenspitze
Wie Bratschi absolvierte auch Thomas Kessler mit seinem Mitsubishi Evo VIII nur zwei Läufe, was aber zum zweiten Rang vor Bruno Ianniello im Lancia Delta S4 reichte. Dazwischen schob sich Gérard Nicolas im Ford Escort Cosworth WRC als Sieger der Gruppe IS.
Zu den Gewinnern des Tages gehört auch Martin Bürki, der mit seinem überlegenen Sieg in der E1-1600 im Berg-Pokal den Anschluss an die Spitzengruppe gefunden und so die Absenz in Hemberg bereits wettgemacht hat. Von den Tourenwagen bis zwei Liter war Jonas Magnin im Honda Civic FD in der Addition nur schneller als Bürki, weil dieser mit Benzindruckproblemen (Pumpe defekt) im zweiten Lauf just noch ins Ziel rollte und auf den dritten Lauf verzichtete.
gvi-timing.ch/documents/pdf/2019/massongex/Scratch%20NAT.pdf