Marcel Fässler: Ferien statt Fahren

FAMILIE GEHT VOR Nach Le Mans und Nürburgring hat Marcel Fässler nun wieder andere berufliche und private Pläne. Statt zu den 24 Stunden Spa reist der Schwyzer mit der Familie in die USA. Zuvor fährt er dieses Wochenende kurzfristig für Corvette in Kanada. Zuerst eine Rückblende nach Le Mans. Mit Corvette scheint ihm das bedeutendste […]

Zuerst eine Rückblende nach Le Mans. Mit Corvette scheint ihm das bedeutendste Langstreckenrennen nicht annähernd so viel Glück zu bringen wie zu Audi-Zeiten. Die Kollision mit einem überforderten Porsche-Fahrer aus Japan, die den Schwyzer schon früh brutal aus dem Rennen warfen, war das eine. Die anschliessend gegen ihn verhängte Strafe etwas anderes. Die Franzosen samt den entscheidenden Stewards schienen vergessen zu haben, wen sie an den Pranger stellen – einen dreifachen Le-Mans-Gesamtsieger nämlich, der das Risiko sehr wohl zu dosieren weiss, um sein Renngerät sicher ins Ziel zu bringen.

Urteil ohne Anhörung
Die Rennjury sah im Schweizer den Übeltäter und brummte ihm schon 16 Minuten nach dem Unfall eine Geldbusse von 7000 Euro plus sechs Lizenzstrafpunkte auf, ohne seine Version des Unfalls angehört zu haben. Die allgemeine Empörung in Rennfahrerkreisen und die entsprechenden Sympathiebezeugungen taten seiner Seele gut, wenngleich das Urteil offenbar nicht rückgängig zu machen war.

Marcel Fässler: «Es ist schön, dass alle meiner Meinung sind. Die Reaktionen zeigen auch, dass sich unter den Fahrern etwas tut.»

Marcel Fässler kann das drakonische Urteil der Stewards in Le Mans nicht nachvollziehen. Nicht die Profis sind eine Gefahr auf der Strecke, sondern überforderte Privatfahrer.

Lächerlich
Und wie sieht er den Unfallhergang?

Marcel Fässler: «Für mich war das kein riskantes Manöver. Die Lücke zwischen den GT-Fahrzeugen schien nicht eng. Ich visierte schon die nächste Kurve an, als ich hinten getroffen wurde und rechts in die Mauer abbog. Es gab in den letzten Jahren etliche Unfälle, in die unerfahrene Piloten verwickelt waren, welche falsche Signale gaben, wenn man sie überholen wollte. Das Urteil ist lächerlich, eine lehrbubenhafte Zurechtweisung.»

Keine andere Wahl
Warum Profis wie er immer wieder solchen Gefahren ausgesetzt sind, kann er gut erklären.

Marcel Fässler: «Um das Tempo der Spitze zu halten, müssen wir bei Überholmanövern manchmal in Sekundenbruchteilen entscheiden. Wer das nicht mitmacht, ist zu langsam. Daher sollte man auch mal einen Fehler erlauben, denn wir sind schlussendlich Rennfahrer und schiessen andere nicht einfach ab.»

Für den erfolgreichsten Schweizer Rennfahrer der vergangenen zwei Jahrzehnte ist das Thema abgehakt, ebenso für Corvette Racing. Wenngleich ihm die Strafe wehtut. Denn mit dieser Summe liesse sich vieles anstellen, vor allem in der Freizeit. Etwa in den für Juli geplanten Sommerferien, die er nach langer Zeit wieder einmal mit seiner Frau und den vier Töchtern verbringt.

Seine Frauen gehen vor
Waren diese Wochen in den vergangenen Jahren durch die Vorbereitung auf die 24 Stunden von Spa blockiert, verzichtet der 43-jährige Schwyzer heuer auf die Teilnahme. Allerdings nicht ganz freiwillig, wie er zugibt.

Marcel Fässler: «Es hatte sich nichts ergeben, auch seitens von Audi nicht. Daher musste ich eine Entscheidung treffen. Im Nachhinein kamen zwar interessante Angebote, trotzdem freue mich jetzt auf die Ferien. Denn meine Familie musste jahrelang hinten anstehen.»

Am nächsten Wochenende in Kanada und im Oktober in Road Atlanta fährt Marcel Fässler wieder für Corvette Racing (Foto: Richard Prince).

Zurück nach Nordamerika…
Auch für die nächsten Renneinsätze wird er nach Nordamerika reisen. Fürs kommende Wochenende wurde der Schweizer von Corvette Racing kurzfristig zum IMSA-Sportwagen-Rennen in Mosport aufgeboten. In Kanada, wo Fässler noch nie fuhr, ersetzt er Tommy Milner, der sich am vergangenen Wochenende bei einem Startunfall in Watkins Glen an der Hand verletzt hat.

Im Oktober startet Fässler dann zum wiederholten Mal mit den Amerikanern beim Petit Le Mans in Road Atlanta. Vor einem Jahr stand er dort letztmals auf einem grossen Podium.

… und dann zum Bergrennen Arosa
Arbeit hat er also genug. Als Driver Coach, Instruktor, mit Testfahrten für Audi und Corvette und Präsentationen ist Marcel Fässler neben der Rennerei gut ausgebucht. Und, zur Freude vieler Schweizer Fans, wird er im Spätsommer beim Arosa ClassicCar Bergrennen wieder als Renntaxifahrer auftreten.

Dort kann sich jeder Passagier selbst davon überzeugen, wie schnell und sicher Marcel Fässler unterwegs ist.

mfspeed.ch

 

 

 

 

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