Langstrecke: Schnelle, aber nicht allzu glückliche Schweizer 🎥
SO LIEF ES AM NÜRBURGRING UND IN MUGELLO Sowohl beim Saisonauftakt auf dem Nürburgring, wie auch bei den 12H Mugello waren die Schweizer Fahrer bei der Musik. Zum Sieg reichte es aber nur einem Team.
Hatte der frühe Auftakt zur Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS) am gleichen Wochenende vor einem Jahr infolge nächtlichen Schneefalls abgesagt werden müssen, nahmen die 126 Teams am vergangenen Samstag das erste 4-Stunden-Rennen 2022 bei herrlichem Frühlingswetter unter die Räder. Obwohl einige Schweizer in Top-GT3-Sportwagen starteten, schaffte es keiner aufs Podium.
Gutes GT3-Debüt von Ricardo Feller
Mit 40 Sekunden Rückstand auf den siegreichen Manthey-Porsche, genannt «Grello», von Vanthoor/Christensen/Makowiecki kam der Phoenix-Audi mit Ricardo Feller als Vierter ins Ziel. Der 21-jährige Aargauer verblüffte einmal mehr mit der drittbesten Zeit im Qualifying – bei seinem ersten GT3-Einsatz auf der Nordschleife – und der Führung nach seinem Startstint. Eine nachträgliche 35-Sekunden-Zeitstrafe wegen eines Vergehens unter Gelb (Code 60) warf Feller und seine beiden Partner Kuba Giermaziak (PL) und Kim-Luis Schramm (D) auf Rang 7 zurück.
Auch Nico Müller befand sich mit Christopher Haase nach tadelloser Vorarbeit des Deutschen auf gutem Weg zum Podium. Ein Reifenschaden kostete das Audi-Duo aber viel Zeit und liess danach nur noch den sechsten Gesamtrang zu.
M&M mit starker Aufholjagd
Umgekehrt erging es Manuel Metzger, Raffaele Marciello und Luca Stolz. Ihr Mercedes-AMG (Galerie links) startete nach einem Kontakt im Qualifying nur von Platz 18.
Das Rennen verlief für den Wahl-Thurgauer, den Tessiner und den Deutschen dann wesentlich besser. Aus P5 im Ziel mit knapp 41 Sekunden Rückstand wurde nach der Strafe gegen den Feller-Audi der vierte Schlussrang.
Teamkollege Philip Ellis im zweiten HRT-Mercedes, auf dem auch Teambesitzer Hubert Haupt zum Einsatz kam, büsste durch eine defekte Lichtmaschine drei Runden auf die Spitze ein und klassierte sich als 15. und Letzter der Königsklasse SP9.
Patric Niederhauser hatte es als dritter Schweizer bzw. ASS-Lizenzierter neben Metzger und Marciello in die Top 10 geschafft. Ein Code-60-Vergehen warf aber auch seinen Audi um zwei Positionen auf Rang 11 zurück.
Zwei Schweizer an der Tabellenspitze
Für den einzigen Schweizer Klassensieg sorgten Mauro Calamia, Ivan Jacoma und der Deutsche Kai Riemer. Sie entschieden mit einem Porsche 718 Cayman GT4 CS (Galerie rechts) die Wertung zur neu lancierten Porsche Endurance Trophy Nürburgring by Manthey Racing für sich. Dabei liessen sie zwölf weitere Teams mit identischen Cup3-Fahrzeugen hinter sich.
Da ab 2022 in der NLS ein neues Punktesystem gilt, das nicht mehr die Besten aus den teilnehmerstärksten Klassen bevorteilt, liegt das Trio punktgleich mit anderen Siegern aus Klassen mit mindestens sieben gestarteten Autos an der Tabellenspitze.
Glück im Unglück für Frédéric Yerly
Die beiden Deutschen Marek Schaller und Matthias Wasel kämpften mit den Teamkollegen von Max Kruse Racing vom Start weg um die Führung in der SP3T. Kurz nachdem Frédéric Yerly den VW Golf GTI TCR (Galerie Mitte) fürs letzte Renndrittel übernommen hatte, brach infolge abgescherter Bolzen ein Rad ab. Zum Glück passierte es auf dem GP-Kurs, sodass kein Unfall die Folge war, sondern nur ein zeitraubender Boxenstopp zum Wechsel der Radnabe.
So ergab dies immer noch den zweiten Klassenrang bei drei klassierten Teams. Im Qualifying war dem Titelverteidiger in der Klassensiegertrophäe mit 8’42.9 die bisher schnellste Nordschleifenrunde überhaupt mit diesem Auto geglückt.
Einen starken zweiten Rang über neun gleichwertige Gegnerteams gelang Ranko Mijatovic und seinen beiden Partner mit einem BMW 330i in der neuen Klasse V2T-4WD. Darin bekämpfen sich lauter Turbo-Serienwagen mit max. zwei Liter Hubraum und 215 kW Leistung. Die Fronttriebler starten nun in eigener Wertung.
Roland Schmid kam mit seinem BMW-Team auf den vierten Klassenrang. Mit Chancen aufs Podium in der Serienwagen-Topklasse V6 schied der Porsche Cayman S von Philipp Hagnauer mit Problemen in der Benzinversorgung aus.
Premierensieger in der 24H Series
Keinen Schweizer Erfolg, aber einige Podestplätze, gab es für die Schweizer bei den 12H Mugello in der Toskana. Beim zweiten Lauf zur 24H Series 2022 (nach den 24H Dubai vom Januar) sorgte das kanadische Team ST Racing für den weltweit ersten Gesamtsieg eines neuen BMW M4 GT3 (untere Galerie links).
Mit Team-Mitbesitzerin Samantha Tan war eine Frau Teil des Siegertrios. Der Porsche 911 GT3 R des Vorjahres-Siegerteam Herberth Motorsport mit dem Solothurner Daniel Allemann schied nach mehreren Zwischenfällen vorzeitig aus.
Drei Schweizer Podestplätze
Die beiden Schweizer Porsche vom Orchid Racing Team kamen zu zweiten Plätzen in ihren Klassen, nachdem sie im zweigeteilten Rennen – 5,5 Stunden am Samstagnachmittag und 6,5 Stunden am Sonntag ab 9 Uhr – teilweise vorne lagen: Loic und Frank Villiger mit Laurent Misbach und Fabio Spirgi mit dem GT3-Auto in der Klasse 992-AM und Alexandre Mottet mit Stefan Chaligne, Antoine Leclerc und Antonio Garzon im 718 Cayman GT4 CS MR in der GT4.
Zu den Favoriten bei den Tourenwagen gehörte der Audi RS3 LMS TCR von Wolf-Power Racing. Gegen das schon in Dubai siegreiche Team der Thailänder mit einem neuen Cupra Leon Competición konnte Jasmin Preisig mit ihren zwei Partnern aber nichts ausrichten. Am Ende musste sich das Schwyzer Team nach einem Ausritt mit Rang 3 (Galerie Mitte mit Preisig im grünen Overall auf dem Podium) begnügen. Titelverteidiger Autorama Motorsport war erstmals seit Dubai 2019 nicht am Start.
Nur sich selbst konnten die beiden BMW M2 CS Racing von Hofor Racing by Bonk Motorsport (Galerie rechts) in der Gruppe TC schlagen. Hofor-Teamchef Martin Kroll musste sich im internen Duell mit dem zweiten Platz zufriedengeben.
Gesamtklassement NLS1 Gesamtklassement 12H Mugello
Fotos Nürburgring: Jan Brucke/VLN, Gruppe C
Fotos 24H Series: Petr Fryba