Jura: Gutes Comeback von Erwin Keller 🎥

NACH 27 JAHREN PAUSE 1992 errang Erwin Keller in seiner letzten Rallye-Saison den Sieg beim Critérium Jurassien. Mit einem BMW M3 aus der Gruppe VHC kehrte der Zürcher beim zweiten SM-Lauf dorthin zurück – und machte eine gute Figur. Vor mehr als 30 Jahren gehörte Erwin Keller zu den grössten Talenten der Schweizer Rallyeszene, als […]

Claudia Keller machte ihrem Mann Erwin ein phantastisches Geburtstagsschenk. Dominique Juple begleitet Erwin Keller als Beifahrer (Fotos: Peter Wyss).

Vor mehr als 30 Jahren gehörte Erwin Keller zu den grössten Talenten der Schweizer Rallyeszene, als einer der wenigen Vertreter aus dem deutschsprachigen Landesteil. Mit einem Mitsubishi Galant VR4 feierte der Tösstaler vor 27 Jahren beim Critérium Jurassien seinen letzten Sieg, bevor er am Saisonende aufhörte.

Danach blieb der Garagier aus Fischenthal dem Rallyesport als Coach und Helfer von Jungtalent Marcel Peter und anderen Fahrern treu. Auch Thomas Schmid, der letztjährige Schweizer Junior-Rallyemeister, hört gerne auf seinen Rat – und kriegte nun beim zweiten SM-Lauf im Jura mit, wie sein Vorbild immer noch Gas gibt.

Geschenk zum runden Geburtstag
Die Initialzündung zum Comeback kam von der Familie. Zum 60. Geburtstag erhielt Keller von seiner Frau Claudia und Tochter Sara vor einem Jahr ein ungewöhnliches und wertvolles Geschenk: quasi einen 50-Prozent-Gutschein für den Erwerb eines klassischen Rallye-BMW M3. Für die andere Hälfte des Kaufpreises schlachtete Keller sein Sparschwein.

Von einem holländischen Spezialisten auf diese Modelle kam der praktisch neue historische BMW M3 in legendärer Fina-Lackierung (wie ihn Marc Duez einst pilotierte) in seine Garage. Dort zerlegte und kontrollierte der künftige Pilot alles und nahm dazu persönliche Anpassungen vor. Parallel richteten Marcel Peter und weitere Helfer einen Servicebus für den Rennplatz ein.

Kampf ums Podium
Nach einem Funktionstest bei der Oldtimer Classic Hittnau im September 2018 erfolgte das Renndebüt beim Critérium Jurassien am 12./13. April. Mit Dominique Juple auf dem Beifahrersitz genoss der Rückkehrer die beiden Rallyetage in vollen Zügen. Und zeigte im Feld der 15 VHC-Teams, darunter vier mit BMW M3, dass er es immer noch kann.

Zurück auf der Ideallinie: 28 Jahre nach seinem letzten Start im Jura legte Keller mit dem BMW M3 wieder Topzeiten vor.

Nach P5 auf der ersten SP liess Keller zwei zweitbeste Zeiten folgen. Bis zur SP6 behaupteten Keller/Juplé den dritten Zwischenrang hinter dem unschlagbaren Marc Valliccioni und Eddy Bérard auf ihren BMW M3. Danach verloren die Zürcher erst das Duell mit Pierre-Manuel Jenot und zum Schluss auch noch um nur zehn Sekunden gegen Christian Blanchard (beide Ford Escort RS2000 Mk2).

Erwin Keller: „Ich fand noch nicht die gewünschte Pace, mal hatte ich gute, mal schlechte Abschnitte. Wir mussten erst das Fahrwerk in den Griff kriegen. In den unebenen Passagen war das Auto sehr lebendig und versetzte, sodass ich etwas verunsichert war. Zudem merkte ich, dass ich das Auge nicht mehr so habe wie früher…“

Lob von den Gegnern
Trotzdem ist Keller mit dem Comeback zufrieden. Zumal er nach 27 Jahren Absenz von der Rennstrecke für seine Vorstellung von allen Seiten Lob erhielt.

Erwin Keller: „Wichtig ist, dass wir das Auto heil ins Ziel brachten und dabei enormen Spass hatten. Ich höre den Sound dieses Autos enorm gerne. Ein Podium war zwar in Griffnähe, aber die Escorts holten halt auf, während ich eher langsamer wurde.“

Wie die Autos aus der Gruppe VHC optisch und akustisch daherkommen, zeigt das folgende Video von maxisound74 (merci!). Valliccioni hat Startnummer H1, Keller H5. Dazwischen folgen Jenot (H2) und Bérard (H3):

Rückkehr im Tessin und im Wallis
Aufs Rallye du Chablais muss Keller aus zeitlichen Gründen verzichten. Zurück meldet er sich dann Ende August beim Rallye Ticino, das er als Übung für den Start beim Rallye du Valais sieht.

Das grosse Walliser Finale hat er 1991 im Mitsubishi als bisher letzter Rallyefahrer aus der Deutschschweiz für sich entschieden. Keine Frage, dass er bis dann auch in der Gruppe VHC ein Wort um den Sieg mitreden wird.

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