Herbert Müller: Ein längst fälliges Buch 🎥

«ALLES ZU LANGSAM» Zum 40. Todestag von Herbert Müller ist eine aufwändige Biographie über ihn erschienen – die erste überhaupt. Dabei war «Stumpen-Herbie» einer der populärsten Schweizer Rennfahrer seiner Zeit. Im Video-Clip zum Making-Off der Biografie mit historischen Szenen, auch vom Unfall, kommen Zeitzeugen zu Wort. Natürlich auch sein Sohn Daniel Müller. Er selbst nannte […]

Im Video-Clip zum Making-Off der Biografie mit historischen Szenen, auch vom Unfall, kommen Zeitzeugen zu Wort. Natürlich auch sein Sohn Daniel Müller.

Er selbst nannte sich einen «professionellen Amateur», weil er im Hauptberuf in Reinach AG eine auf die Metallveredelung spezialisierte Firma leitete. Doch seine grossen Erfolge dokumentieren, dass Herbert Müller in seiner Zeit besser war als mancher Profi.

Erfolgreicher Allrounder
Im Palmarès seiner rund 20-jährigen Karriere, die am 24. Mai 1981 beim 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring auf schreckliche Weise endete, stehen zwei Siege bei der legendären Targa Florio auf Sizilien (Foto unten Archiv Porsche) und zwei zweite Plätze bei den 24 Stunden von Le Mans 1971 und 1974. Letztere toppte als erster Schweizer Marcel Fässler erst 30 Jahre später mit seinem ersten von drei Gesamtsiegen .

Dazu kamen zwei Titel in der Berg-EM, drei in der Interserie – und 1973 sogar ein Schweizer Meistertitel bei den Sportwagen im privaten Ferrari 512M.

Talentprobe bei einem Formel-1-Rennen
Als 23-Jähriger absolvierte Herbert Müller 1963 sogar einen Formel-1-Einsatz in Pau. Auf dem französischen Stadtkurs ging ihm an dritter Stelle hinter Trevor Taylor und Jim Clark liegend im Lotus 21 der Scuderia Filipinetti der Sprit aus, dennoch beendete er das Rennen nach einer beeindruckenden Aufholjagd als Fünfter.

Diese grossartigen Leistungen und etliche weitere Rennerfolge und auch Misserfolge wurden schon oft beschrieben – aber tatsächlich noch nie in einem nur seinem Andenken gewidmeten Buch.

Eine längst fällige Würdigung in Buchform
Dies alles wird mit «Herbert Müller: Alles zu langsam» nachgeholt, das pünktlich zu seinem Todestag erschienen ist. Den Anstoss gab sein später ebenfalls rennfahrender Sohn Daniel, der mit seinem Autorenteam stolz auf dieses vom McKlein Verlag in Deutschland aufwändig produzierte Buch sein darf.

Daniel Müller ist heute noch stolz auf seinen Vater und darf es selbst auf das gelungene Buch sein.

Chronologische Reihenfolge
Nach dem Vorwort von Marc Surer und dem Blick in Herbert Müllers Jugend wird seine Karriere als Rennfahrer von 1960 bis zum verhängnisvollen Sonntag auf dem Nürburgring chronologisch und natürlich reichlich illustriert abgehandelt.

Die schier unglaubliche Fülle erstklassiger und teilweise noch nie veröffentlichter Fotos stammt aus den renommiertesten Archiven Europas. Eine wahre Fundgrube.

Aussagen von Zeitgenossen
In einigen Extra-Abschnitten kommen renommierte Zeitzeugen zu Wort. Auch Dr. Siegfried Brunn, der als Letzter mit Herbert Müller sprach, bevor der Aargauer dessen Porsche 908/3 übernahm. Ein heutzutage unvorstellbarer Unfall beendete wenige Minuten später sein Leben.

Eine vollständige Statistik schliesst das fast 400-seitige Buch im Querformat 24 x 30 Zentimeter ab. Zu bestellen ist es unter diesem Link zum Preis von 89 Franken.

Mehr Informationen zu seiner Karriere gibt es auf der speziell eingerichteten Homepage – aber sie ersetzen das Buch keineswegs, sondern machen im Gegenteil richtig Lust (Buchauszüge) darauf.

Zeitzeugen und Gäste an der Vernissage: Siegfried Brunn (Fahrzeugbesitzer und Rennpartner am Todestag), Kurt Ahrens (Ex-Rennfahrer und Teamkollege), Daniel Müller und Marc Surer (Fotos: Peter Wyss).

Die Erkenntnisse von Daniel Müller
Selbst Daniel Müller erfuhr im Laufe der Recherchen viel bisher Unbekanntes über seinen bekannten Vater, dessen Markenzeichen ein Bürstenschnitt und eine Zigarre waren. Dies schilderte «mü» den geladenen Gästen bei der Buchvernissage am vergangenen Pfingstwochenende in Zweisimmen, wo er das Restaurant Forellensee betreibt.

Daniel Müller: «Ich war als Rennfahrer immer der Sohn, der seinem Vater alle Ehre macht. Herbert gab mir viel mit, was ich damals nicht realisierte. Nach 40 Jahren kamen so viele Dinge hoch, dass ich ihn nun von einer anderen Seite kenne. Ich habe durch das Buch viel gelernt, was er mir beibringen wollte. Vieles blieb hängen, und für diese Erkenntnisse bin ich dankbar.»

Den Lesern wird es nicht anders ergehen – wie mir, der in den Anfängen als Motorsportjournalist vieles über Herbert Müller vor und an jenem katastrophalen Tag am Nürburgring berichtete.

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