Frauenfeld: Viel Neues beim Geisterrennen

SPEZIELLE AUTO-RENNTAGE Nach 650 Tagen findet am Sonntag wieder ein Nationaler Automobilslalom statt – leider ohne Publikum. Wir verraten, wen und was es in Frauenfeld zu sehen gäbe und wie Sie trotzdem etwas mitkriegen. Am Sonntag, 6. Oktober 2019, kreuzte Marcel Maurer mit seinem Tatuus-Renault in Ambri als bisher letzter Tagessieger eines Nationalen Slaloms die […]

Seit 2015 feierte Philip Egli im Dallara F3 fünf Tagessiege in Folge. Dieses Jahr fehlt die stets imposante Zuschauerkulisse (Fotos: Peter Wyss).

Am Sonntag, 6. Oktober 2019, kreuzte Marcel Maurer mit seinem Tatuus-Renault in Ambri als bisher letzter Tagessieger eines Nationalen Slaloms die Ziellinie. Niemand ahnte, dass erst 93 Wochen später wieder einmal um Siege und Punkte in dieser Disziplin gefahren werden sollte.

Zurück zum langen Parcours
Der ACS Thurgau beendet mit seinen 21. Auto-Renntagen auf der Frauenfelder Allmend diese unerwartet lange Zwangspause. Manche Aktiven überbrückten sie mit Starts im Ausland, etwa bei den Berg-Rennslaloms in Vorarlberg, oder kleineren Rennen in der Schweiz ohne Status.

Geübt haben einige auch am vergangenen Wochenende bei den Slalom-Testtagen der Equipe Bernoise in Ambri. In der Galerie sind Yann Schorderet, Christian Darani und Marco Geering zu sehen (von links), die alle in Frauenfeld am Start erwartet werden (Fotos: Ramon Hänggi).

Gefahren wird auf dem 3,2 Kilometer langen Parcours mit 49 Toren, wie er nur in den Jahren 2014 bis 2016 auf der Grossen Allmend zur Verfügung stand.

Volles Programm der Markenpokale
Wer schon gut oder rasch wieder in Form ist, wird sich schon am Samstag zeigen. Am ersten Renntag geht es im Suzuki Swiss Racing Cup, Abarth Trofeo Slalom, Lotus Cup Suisse und Porsche Slalom Cup um Punkte.

Nur die Lotus-Piloten zogen 2020 trotz Corona eine Meisterschaft durch und treten dieses Jahr bereits zu den Läufen 7 und 8 an (hier der Meisterschaftsstand). Ausser Porsche tragen alle Markenpokale zwei separate Rennen aus.

Erste Hybridmodelle unter den Suzuki Swift Sport
Speziell bei den Suzukis gibt es Neuerungen. Erstmals sind Hybrid-Fahrzeuge mit Bewilligung von ASS zu Rennen zugelassen. Allerdings sind diese noch rar, da deren höheres Gewicht nach den Erfahrungen von Testeinsätzen mit der Zusatzenergie nicht wettzumachen ist.

Mit Titelverteidiger Marcel Muzzarelli, Fabian Eggenberger, Sandro Fehr und Patrick Flammer sind mehrere Siegfahrer weiterhin mit von der Partie. Interessantester Neuling ist Muzzarellis früherer SuperSerie-Gegner Michaël Béring.

Bürki visiert achten SM-Titel an
Am Sonntag sind alle nationalen Gruppen sowie der Renault Classic Cup an der Reihe. Während die Clio-Piloten zwei leider nur mit fünf Konkurrenten besetzte Rundstreckenrennen in Hockenheim hinter sich haben, die Thomas Zürcher vor Denis Wolf gewann, geht es bei den «Nationalen» erstmals seit 650 Tagen wieder um SM-Punkte.

Allerdings wird nur ein Meister erkoren, wenn die weiteren Slaloms in Drognens (26. Sept.), Ambri (3. Okt.) und Bière (31. Okt.) tatsächlich stattfinden. Dies hofft vor allem Martin Bürki, der mit seinem optimalen VW Polo 16V den achten SM-Titel seit 2011 anpeilt.

Wegen der geringeren Klassenstärke in der E1-1600 ist Martin Bürki diesmal nicht der klare Favorit. Erstmals seit 2016 wird nach der Brücke nicht rechts runter zum Ziel gesprungen, sondern geht es geradeaus weiter.

Hanspeter Thöni (Peugeot 106), Christian Darani (Fiat X1/9) und Philip Egli (Dallara), welche 2019 ebenfalls mit der Maximalpunktzahl die Ehrenplätze belegten, streben wiederum das Meisterpodium an. Ebenso Ex-Meister Christoph Zwahlen (Porsche GT3) und Ex-Vizemeister Manuel Santonastaso (BMW 320).

Bei nur vier Rennen, von denen drei zählen, kommt es auf jedes Resultat an, also auch auf das zu streichende. Wer von ihnen einmal strauchelt, ist daher weg vom Fenster. Wie immer wird am Ende auch die Klassenstärke entscheiden – Vorteil Gruppe E1, sprich Darani.

Eugster pausiert, Burgermeister kehrt zurück
Hingegen konzentriert sich Lukas Eugster als SM-Fünfter von 2019 bereits auf 2022. Sein Ligier-Honda-Sportwagen wird bis dahin von Horag Racing mit breiteren Rädern und somit mehr Grip schlagkräftiger gemacht.

Die Absenz des Appenzellers wird jedoch zumindest in Frauenfeld mit interessanten Neuzugängen bei den Rennsportwagen kompensiert. So tritt Joel Burgermeister erstmals mit dem Tatuus F4 mit potentem 1170-Kubik-Turbo-Renntriebwerk von LRM aus Italien an.

Joel Burgermeister möchte als erster Thurgauer seit langer Zeit den Tagessieg erobern. Das hängt davon ab, ob und wie er das Potenzial des über 300 PS starken Tatuus-LRM ausspielen kann.

Trotz fehlender Rennpraxis seit 2018 strebt er nach gut verlaufenen Testfahrten den Tagessieg bei seinem Heimrennen an, bevor er sich danach auf Bergrennen konzentriert. Streitig macht er ihn Philip Egli, der seit 2015 in Frauenfeld ungeschlagen ist, und dessen stetigen Herausforderer Marcel Maurer. Hinter diesen beiden war Burgermeister 2017 mit dem kleinen TracKing schon Gesamtdritter.

Bosshards Premiere im GP3-Dallara
Nur ums Fahren geht es Markus Bosshard, obwohl er den stärksten Rennwagen an den Start bringt. Der Herisauer sorgt für die Premiere eines Dallara GP3 aus Beständen von Jenzer Motorsport. Installiert ist ein von Eggenberger Motorenbau aufwändig entwickelter 1700er-Turbomotor mit über 500 PS.

Weil das Auto erst im letzten Moment fertig wird, springt er damit ins kalte Wasser. Mit dem bisherigen LOC-Fahrer Jannis Jeremias auf einem Tatuus-Abarth F4 hätte Bosshard wenigstens einen Klassengegner, mit dem er sich bei der Jungfernfahrt messen könnte.

Von Egmo, Jenzer Motorsport und Bosshard wurde viel Arbeit in den Dallara GP3 gesteckt, um ihn für Schweizer Rennen herzurichten.

Zuschauer müssen und sollen zu Hause bleiben
Leider geht das Rennen unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die Bühne, weil der ACS Thurgau zwecks Planung und Budgetierung dies schon lange vor den Lockerungen der Corona-Massnahmen beschlossen hatte. Dies wird auch strikte kontrolliert.

Zugelassen sind nur die angemeldeten Fahrer und registrierte Begleitpersonen sowie Offizielle und akkreditierte Medien.

Livetiming und AutoSprint-Bericht
Ein nationales Schweizer Geisterrennen stellt somit eine Premiere dar. Wenigstens gibt es ein Livetiming unter diesem Link – und zeitnah nach dem Rennen natürlich den Bericht bei AutoSprintCH online.

acs-tg.ch

 

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