Formel E: Der Porsche 99X für Neel Jani
COUNTDOWN ZUM RENNDEBÜT Obwohl es sich um ein Einheitschassis handelt, ist der 99X electric dank seines Designs unverkennbar ein Porsche-Rennwagen. Umso mehr freut sich Neel Jani auf das Ende November bevorstehende Renndebüt. Rund 80 Prozent eines Formel-E-Rennwagens der zur Saison 2018/19 eingeführten zweiten Generation sind Einheitsteile, so etwa das Chassis und die Standardbatterie. Die für […]

Rund 80 Prozent eines Formel-E-Rennwagens der zur Saison 2018/19 eingeführten zweiten Generation sind Einheitsteile, so etwa das Chassis und die Standardbatterie. Die für die Performance wichtigsten Komponenten wie Elektromotor, Getriebe, Inverter und viele mehr entwickeln und verbauen die engagierten Hersteller selbst. Zur Saison 2019/20 kommen mit Mercedes und Porsche zwei neue dazu. Als erster der beiden enthüllte der weltgrösste Sportwagenbauer seinen ersten Elektrorennwagen.
Ein richtiger Porsche-Rennwagen
Der Porsche 99X electric ist auf den ersten Blick als Rennwagen aus Weissach erkennbar. Die Designer wählten die klassischen Porsche-Motorsportfarben, wie man sie vom letzten 919 Hybrid aus der Klasse LM P1-H oder von den derzeitigen GT-Werkswagen 911 RSR kennt. Aus der Vogelperspektive ist das Porsche-Wappen rund um das Halo-System deutlich erkennbar.
Wie üblich finden sich bei der Namensgebung drei Ziffern, die für Porsche-Rennwagen und zweitürige Serien-Sportwagen stehen. Die höchste Zahl wurde gleich zweimal vergeben, um den Stellenwert des Formel-E-Projekts zu unterstreichen, während das X für Zukunftsorientierung und Prototypensport steht.

Fokus auf die Formel E
Fahrer im Porsche TAG Heuer Formel-E-Team sind der Bieler Neel Jani und der Deutsch-Belgier André Lotterer. Eine ideale und logische Kombination. Gemeinsam bestritten sie 2017 noch die letzte WEC-Saison von Porsche und danach eine weitere bei Rebellion Racing. Sie haben mit dem Österreicher Helmut Fink auch seit etlichen Jahren denselben Physiotherapeuten.
Neel Jani: «Wir kannten uns schon als Teenager. Wir brauchen uns, um uns gegenseitig voranzutreiben und einander zu helfen.»
Die Kategorie LMP1 ist für beide Vergangenheit. Seit Mitte Juni, nach den 24 Stunden von Le Mans 2019, konzentrieren sie sich auf die Formel E. Diese kennt der Schweizer bisher nur von einem Einsatz Ende 2017 in Hongkong mit Dragon Racing, ansonsten seit den im Frühjahr begonnenen Entwicklungsfahrten mit seinem künftigen Sportgerät. André Lotterer absolvierte schon zwei Rennsaisons mit dem chinesischen Team Techeetah und eroberte dabei erste Podestplätze.
Mitte Oktober treten sie bei den offiziellen Formel-E-Testfahrten in Valencia erstmals gemeinsam mit Porsche an. Start zur sechsten Saison der Elektro-Rennserie ist am 23./24. November in Saudi-Arabien.

Aller Anfang ist schwer
Jani war schon von Anfang an in die Entwicklung des erfolgreichen Porsche 919 Hybrid für Le Mans und die WEC eingebunden. Nun durfte er auch das neue Projekt von Beginn weg begleiten. Eine spannende und verantwortungsvolle, auf die er durchaus ein wenig stolz sein darf. Was sportlich daraus wird, ist für ihn aber noch eine Gleichung mit vielen Unbekannten.
Neel Jani: «Als Newcomer wird die erste Saison schwierig für uns, speziell auch für mich als Rookie. Denn André kennt die Formel E aus zwei Rennsaisons mit einem anderen Team. Wie man 2019 gesehen hat, gibt es viele Unberechenbarkeiten. Daher dürfen wir uns nicht verrückt machen lassen, wenn wir nicht gleich vorne mitfahren.»
Die Stärke liegt im Detail
Wo sieht er die Stärken von Porsche?
Neel Jani: «In der Kommunikation auf allen Ebenen, wie wir die Dinge angehen und sie dann umsetzen. Ich hoffe auf Details, die an unserem Auto besser sind als bei der Konkurrenz. Optimierte Details sind die Mosaiksteinchen für den Erfolg.»
Diesen wird man am ehesten im direkten Vergleich mit dem zweiten Neueinsteiger aus Stuttgart ziehen können. Mercedes hat mit HWA Racelab als Vorboten bereits eine Saison lang Erfahrung gesammelt. Dafür konnten die Ingenieure von Porsche bei der Entwicklung des Antriebsstrangs auf Erfahrungswerte aus der LMP1 zurückgreifen.
Neel Jani: «Wir können uns nur theoretisch vorbereiten. Unter Rennbedingungen sieht manches anders aus. Daher wird man am Beispiel von Mercedes sehen, wo wir stehen. Unser erstes Saisonziel wird sein, die Konkurrenzfähigkeit zu beweisen. Der Rest kommt von alleine, wenn man seine Chancen nutzt. Also auch das Podium, das wir als zweiten Schritt unserer Zielsetzung sehen.»

Auch Formel E ist Motorsport
Dass der Le-Mans-Sieger und Langstrecken-Weltmeister von 2016 nach rund 20 Jahren im Automobilsport plötzlich nur noch herumsurrt, ist für ihn übrigens kein Problem. Abgesehen davon, dass er damit als Werksfahrer in einem renommierten Team gutes Geld verdient, sieht der 35-jährige Seeländer dies völlig pragmatisch.
Neel Jani: «Ich habe meine Karriere mit Seifenkistenrennen begonnen. Klar fehlt nun wieder der Sound. Aber ein Auto hat vier Räder und einen Motor, und damit fahren wir im Kreis. Also ist auch das Motorsport.»