Formel 1: Geschlossenes Cockpit ja oder nein?

In den vergangenen Jahren stellten Kopfverletzungen die grösste Gefahr für Fahrer von Formelautos dar. Besonders nach dem tödlichen Unfall von Jules Bianchi flammte die Diskussion über geschlossene Cockpits wieder auf.   „Aus technischer Sicht ist eine solche Einführung ganz einfach. Es würde vor allem das Aussehen eines Formel-1-Autos verändern und dagegen gibt es ästhetische Argumente. […]

Das von Mercedes entwickelte ‚Halo‘-System könnte ab der Saison 2017 kommen.

 

„Aus technischer Sicht ist eine solche Einführung ganz einfach. Es würde vor allem das Aussehen eines Formel-1-Autos verändern und dagegen gibt es ästhetische Argumente. Die Eigenschaften open-wheel sowie das offene Cockpit zeichneten diese Autos bisher aus. Damit haben wir uns in unzähligen Treffen in der technischen Arbeitsgruppe beschäftigt. Diese Sachen kamen bereits 2009 nach dem Unfall von Felipe Massa auf“, erklärte Rob Smedley, Leiter des Bereichs Fahrzeug Performance bei Williams, gegenüber racecar-engineering.com.

Halo-System soll 2017 eingeführt werden
Aus einer „wahrscheinlichen“ Einführung des geschlossenen – oder zumindest eines halb geschlossenes Cockpits, wurde eine definitive. „Die Fahrer sind überzeugt, dass spätestens 2017 ein Extra-Schutz für den Kopf des Piloten kommen muss“, sagte Alexander Wurz, Vorsitzender der Fahrergewerkschaft GPDA, zu motorsport-total.com.

Aktuell wird daran gearbeitet, das von Mercedes entwickelte „Halo-System“ 2017 einzuführen. Dabei handelt es sich um eine in der Mitte vor dem Fahrer befestigte Stützstrebe, von der aus sich ein Ring um den Helm des Fahrers zieht.

Der ehemalige Formel-1-Test- und Entwicklungsfahrer Anthony Davidson testete eine der frühen Entwicklungsstufen am Simulator. „Es war gar nicht so übel. Die zentrale Aufhängung war nur minimal irritierend. Man gewöhnt sich daran wie an einen mittigen Scheibenwischer. Und ich habe immer noch besser als in einem geschlossenen Sportwagen sehen können“, teilte der Toyota-WEC-Pilot sein Fazit auf Sky Sports F1 mit.

Lösung muss noch ausgearbeitet werden
Das „Halo-System“ soll jedoch nur der Anfang dieser Entwicklung sein. Mittlerweile ist auch klar, dass ein Dach trotzdem nicht die Sicherheit der Fahrer gewährleistet. „Eine totale Absicherung ist unmöglich und es gibt Dinge, die ein geschlossenes Cockpit durchschlagen können“, meinte Wurz.

„Ausserdem wäre die Sicht ein Nachteil, wenn es regnet oder ein Konkurrent Öl verliert. Wie reinigt man das dann? Was passiert bei einem Brand? Das müsste man alles bedenken. Die Forschung besagt aber ganz klar, dass es eine gute Lösung wäre, deren Umsetzung aber noch einige Jahre dauern würde.“

Auch die Kosten eines geschlossenen Cockpits spielen eine Rolle. „Eine richtige Jet-Kanzel, wie sie bei den Abfangjägern verwendet wird, wäre vielleicht etwas besser als das Halo-System, aber viel schwerer und extrem viel teurer“, gab Wurz zu bedenken.

Fest steht: Die Entwicklung ist erst am Anfang. Es muss noch viel getestet werden. Danil Kvyat bringt es bei racecar-engineering.com auf den Punkt: „Ich denke, wenn solche Dinge passieren, sollte man zuerst einmal Abstand gewinnen. Anschliessend sollte man sich die Zeit nehmen, alles zu berechnen und zu testen, um dann zu entscheiden, welche Lösung die Beste ist. Es wie alle sagen: Warum nicht? Aber es muss auf solide getesteten Daten und Fakten beruhen.“

www.fia.com
www.racecar-engineering.com
www.motorsport-total.com
Foto: Mercedes

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