Cupra: Elektrisierende Mitfahrt im e-Racer 🎥

ERSTER ELEKTRO-TOURENWAGEN Ab 2020 ist die ETCR-Serie für Elektro-Tourenwagen geplant. Als erster Hersteller zeigt Cupra mit seinem e-Racer ein taugliches Auto. AutoSprintCH liess sich bei einem Augenschein und einer Mitfahrt in Spanien vom Potenzial überzeugen. Am dritten Oktober-Wochenende ist der erste Elektro-Renntourenwagen der Welt, der schon dem ETCR-Reglement entspricht, im Rahmen der TCR Europe Series […]

Am dritten Oktober-Wochenende ist der erste Elektro-Renntourenwagen der Welt, der schon dem ETCR-Reglement entspricht, im Rahmen der TCR Europe Series am GP-Circuit von Barcelona vorgestellt worden.

AutoSprintCH hat sich den futuristischen Cupra e-Racer schon genau angeschaut und ihn bei einer kurzen Testmitfahrt in Spanien kennengelernt.

Das stärkste Seat-Produkt aller Zeiten
Allein die Leistungsdaten sind beeindruckend. Noch nie hat ein solch starkes Fahrzeug die Seat-Werkhallen in Martorell verlassen.

Wird die volle E-Power freigesetzt, stehen 500 kW (680 PS) und ein Drehmoment von 960 Nm zur Verfügung. Dagegen ist der herkömmliche Zweiliter-Turbobenziner Cupra TCR nicht viel mehr als eine Gehhilfe…

Allerdings ist dessen eigens entwickelte Version als e-Racer mit 1550 Kilogramm ein Schwergewicht. Dazu kommen nun zwei Fahrer. Bin also gespannt, wie sich diese Masse bei der Testfahrt an der Seite von Werksfahrer Jordi gené macht…

Eine grosse Herausforderung
Ähnelt dieser E-Prototyp äusserlich einem TCR-Tourenwagen, unterscheidet er sich im Innenraum in zwei Punkten wesentlich.

Rund um den Fahrersitz stapeln sich 23 Batteriemodule. Totalgewicht 460 Kilogramm. Diese möglichst tief und zentral im speziell entworfenen Fahrzeugboden zu platzieren, betont Entwicklungschef Xavier Serra später, war eine der grössten Herausforderung.

Etliche Module, Aggregate, Datenträger und Kabel müssen im Cockpit des als reiner Renntourenwagen konzipierten Cupra e-Racers Platz haben. Dafür benötigt er keinen Benzintank…

Eine andere war die Entwicklung der drei Kühlkreisläufe für die Batterien, den E-Motor mit Reduktionsgetriebe und den Konverter. Nach jeder Fahrt müssen die drei in der Front untergebrachten Radiatoren mit Trockeneis gekühlt werden.

Schonung für die Sinnesorgane
Und dann der zweite auffallende Punkt, nachdem man mich im Cupra e-Racer auf dem Beifahrersitz festgezurrt hat: Man hört und riecht nichts, ausser den eigenen Atem.

Schon bei der Bereitstellung des e-Racers in der Boxengarage war es gespenstig ruhig, wo man doch von Rennfahrzeugen ein Vorwärmen der Motoren gewohnt ist.

Xavier Serra und Jordi Gené mit dem Herz des Cupra e-Racer: Je zwei E-Motoren werden gekoppelt, dazwischen das Reduktionsgetriebe. Dieser E-Antrieb wird auch den Mitbewerbern in der kommenden ETCR zur Verfügung gestellt.

Anders als ein konventioneller Renntourenwagen hat der e-Racer bei der ersten Wahrnehmung auch keinen Eigengeruch. Keine Öl-, Benzin- oder Abgasdämpfe, die ihn normalerweise verursachen.

Im Cockpit ist es still, bis Jordi über Funk mit dem Renningenieur spricht, die rechte Schaltwippe hinter dem Lenkrad zieht und sich der e-Racer nach vorne bewegt. Erst mit einem leisen, dann mit einem deutlicher wahrnehmbaren Surren, Zischen und Pfeifen.

Haushalten mit dem Strom
Raus aus der Boxengasse, drückt der in der WTCC gestählte Spanier das Gaspedal – und der stärkste Seat aller Zeiten schiesst wie ein Katapult zur ersten und allen weiteren Kurven. Weil die Energie für weitere Mitfahrten von Kollegen reichen muss, darf Gené nur etwa die Hälfte der Leistung abrufen. So, wie sie ab 2020 in den geplanten Rennen zur Verfügung stehen wird.

Mehr Strom wird es nur für ein, zwei Qualifikationsrunden geben, in denen der Cupra e-Racer von 0 auf 100 in 3,2 Sekunden und bis 270 km/h Spitze getrieben werden kann.

Nur der Motorensound fehlt
Auch wenn wir diese Werte in den vier bis fünf Minuten nicht erreichen, entspricht mein Eindruck den Erwartungen – der Cupra e-Racer ist ein richtiger Renntourenwagen, dem bloss die Geräuschkulisse fehlt.

Dafür riecht man nach wenigen Kurven den verbrannten Gummi der Slicks und die erhitzten Bremsen. Irgendwie kommt mir dieser Geruch bekannt vor? Etwa nach schnellen Runden oder einer rasanten Passfahrt mit Serienwagen.

Der Autor an der Seite von Werksfahrer Jordi Gené. Unterhaltungen werden während der Fahrt nur von den Rennhelmen gedämpft.

Umstellung für den Piloten
Die Schwerfälligkeit des Cupra e-Racer ist für den Beifahrer hingegen nicht zu spüren – für den Piloten schon.

Jordi Gené: „Ich musste quasi bei Null beginnen. Du hast kein Feedback vom Motor und den hohen Drehzahlen, nur einen Gang und keine Motorbremse. Du musst dich noch mehr als sonst aufs Bremsen und die Traktion konzentrieren. Wegen seiner Masse treiben die Fliehkräfte das Auto in den Kurven nach aussen. Du riskierst, den Scheitelpunkt zu verpassen und die Ideallinie zu verfehlen. Aber Spass macht es wie mit bisherigen Rennwagen.“

Mir als Beifahrer auch – danke Jordi, danke Cupra Racing.

Die ETCR kann kommen. Und wahrscheinlich schau ich mir dann sogar mal ein Rennen an…

cupraofficial.com

electric-tcr.com

 

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