Countdown fürs 48. Bergrennen Gurnigel

BERGRENNEN Nach dem katastrophalen Ausgang des Bergrennens Oberhallau muss der Schweizer Autosport irgendwie zur Normalität zurückfinden. Am Gurnigel könnte Marcel Steiner am kommenden Wochenende im Idealfall bereits den Meistertitel sicherstellen. Der tödliche Unfall von Martin Wittwer in Oberhallau hat in der Schweizer Automobilsportszene grosses Entsetzen und tiefe Betroffenheit ausgelöst. Die Trauer wird auch am Gurnigel, […]

Marcel Steiner freut sich auf sein Heimrennen. Der Streckenrekordhalter strebt den fünften Saisonsieg an. Um erstmals mit dem LobArt-Sportwagen Meister zu werden, müsste er aber nicht unbedingt gewinnen.

Der tödliche Unfall von Martin Wittwer in Oberhallau hat in der Schweizer Automobilsportszene grosses Entsetzen und tiefe Betroffenheit ausgelöst. Die Trauer wird auch am Gurnigel, wo die Schweizer Bergmeisterschaft 2017 am kommenden Wochenende in die entscheidende Schlussphase geht, überall zu spüren sein.

Nicht erst jetzt wird beim ältesten Schweizer Bergrennen (Erstaustragung 1910) alles gemacht, um grösstmögliche Sicherheit zu bieten. Bei der seit 2006 vom Verein Bergrennen Gurnigel organisierten Veranstaltung ist dies stets der grösste Budgetposten. Streckenchef Heinz Uhlmann, selbst jahrelang Rennfahrer, betont jedoch: „Die absolute Sicherheit gibt es nicht.“

Freiwillige Helfer investieren viel Zeit in den Aufbau der Strecke, die mit zusätzlichen Leitplanken gesichert wird. Die absolute Sicherheit gibt es aber trotzdem bei keinem Autorennen, ob am Berg oder auf der Rundstrecke (Foto: Jürg Kaufmann).

Dem VBG, wie auch allen anderen Veranstaltern künftiger Rennen, ist zu wünschen, dass das 48. Nationale Bergrennen Gurnigel vom 9./10. September ohne schweren Unfall über die Bühne geht und so nur der an sich gute Sport für Schlagzeilen sorgt. Einer möchte dies auf jeden Fall tun, nämlich Lokalmatador Marcel Steiner.

Marcel Steiner muss nicht mehr, will aber gewinnen
Falls Titelverteidiger Eric Berguerand mit seinem Lola-Cosworth wie in den letzten vier Jahren den Tagessieg holt, würde Steiner der dritte Platz zur vorzeitigen Entscheidung zu seinen Gunsten reichen. „Wer mich kennt, der weiss, dass ich mich damit nicht begnüge. Es ist Zeit, dass ich auch bei meinem Heimrennen wieder einmal gewinne“, gibt der 42-jährige Garagier aus Oberdiessbach die Parole heraus.

Marcel Steiner gewann von 2008 bis 2012 ununterbrochen. Zuerst zweimal mit dem Martini-Sportwagen, danach dreimal mit dem Osella FA30. Mit diesem verschalten Rennwagen erzielte er 2012 in 1:41,39 (132,58 km/h) eine auf dieser 3734 m langen Rennstrecke ins Gurnigelbad nie mehr unterbotene Rekordzeit.

Während Steiner mit seinem LobArt mit 3.0-V8-Rennmotor von Mugen bei den Sportwagen fährt, werden in der hubraumgleichen Rennwagenklasse bis drei Liter sieben Fahrer am Start erwartet, so viele wie noch nie in diesem Jahr bei einem Schweizer Bergrennen. Wie schon in Oberhallau sind dies Eric Berguerand, Simon Hugentobler, Thomas Amweg, Robin Faustini und Grégoire Siggen.

Während Markus Bosshard pausiert, will der Franzose Joël Roussel auf seinem schrillen Lola-Zytek wie zuletzt in Anzère bei einem Schweizer Rennen fahren. Zudem gibt der aus dem nahen Walkringen stammende Martin Kindler mit dem Dallara-Nissan V6, mit dem 2007 den Tagessieg erzielte, wie schon im Vorjahr (Gesamtfünfter) sein einziges Gastspiel am Berg.

Nicht ganz so schnell wie die besten Schweizer, optisch und akkustisch aber eine Attraktion: Joël Roussel im Lola-Zytek V8. Schon in Anzère war der Franzose dabei, für Oberhallau musste er absagen, weil das Auto nach dem Unfall in Osnabrück noch nicht bereit war.

Wahrscheinlich noch nicht entschieden wird die Tourenwagen-Meisterschaft, in der Vorjahresmeister und Rekordhalter Reto Meisel nach dem Fahrzeugbrand von Oberhallau der grosse Abwesende sein wird. Favorit ist der in der Meisterschaft an zweiter Stelle hinter IS-Dominator Frédéric Neff (Porsche 996 Cup) liegende Roger Schnellmann im Gruppe-E1-Mitsubishi mit über 700 PS.

Im Berg-Pokal, wo fünf Fahrer innerhalb weniger Punkte liegen, wird der Meister sicher erst beim Finale am 17. September in Les Paccots erkoren.

Einer wird erster Schweizer Bergmeister Junior: Lukas Eugster (links) und Favorit Rolf Reding, der bisher alle drei Rennen für sich entschieden hat.

Der erste Bergmeister Junior wird erkoren
Entschieden wird jedoch die neue Schweizer Bergmeisterschaft Junior, in der Rolf Reding die drei bisherigen Rennen für sich entschieden hat. Falls Verfolger Lukas Eugster als dreimaliger Zweiter einmal auch in der Addition und nicht nur nach einem oder zwei Läufen vorne bleibt, würde Reding der fünfte Rang unter den acht Teilnehmern auf identischen seriennahen Toyota GT86 mit Pirelli-Strassenreifen reichen.

Neben Marcel Steiner möchte ein anderer Berner den Sack beim Heimrennen zumachen. Im Renault Classic Cup genügt Denis Wolf eine Klassierung, falls Philipp Krebs im vorteilhaften Clio II abermals vor den eigentlich schnelleren, aber schwereren Clio III gewinnt. Stört der Schwyzer Ralf Henggeler das Berner Bergfest und wird Erster, muss Wolf mindestens Dritter werden, um sich den Titel schon vor dem Slalom in Ambri vom 8. Oktober zu sichern.

Denis Wolf wird am Gurnigel alles geben, um seinen ersten Titel im Renault Classic Cup sicherzustellen (Fotos: Peter Wyss).

Beim VBG sind so viele Nennungen eingegangen, dass einige sogar zurückgewiesen werden mussten, um das selbst auferlegte Kontingent von 270 Autos plus 45 historische Motorräder nicht zu überschreiten. In einem Sonderfeld tragen historische und moderne Opel-Renntourenwagen einige Demonstrationsläufe aus.

Die komplette Startliste, den exakten Zeitplan und weitere Informationen zum traditionellen Anlass vor den Toren Berns entnimmt man der Homepage des Veranstalters.

www.gurnigelrennen.ch

 

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