Bergrennen: Ohne Publikum geht nix

HOFFEN AUF EIN WUNDER Ob es nach der Absage von Reitnau auch kein Bergrennen in La Roche und Hemberg gibt, hängt von den weiteren Corona-Massnahmen ab. Entscheidend sind Zuschauerkontingente. Wer solche Szenen wie von Ayent–Anzère live sehen oder den Sound der Bergrennwagen hören will, muss sich gedulden. Im vergangenen Jahr war Thomas Kohler vom ACS […]

Wer solche Szenen wie von Ayent–Anzère live sehen oder den Sound der Bergrennwagen hören will, muss sich gedulden.

Im vergangenen Jahr war Thomas Kohler vom ACS Mitte der erste Vertreter, der ein Schweizer Bergrennen wegen der Pandemie abgesagt hatte. Weil er dies schon sehr früh im März tat, brach ein unfairer Shitstorm über ihn herein. Seine Weitsicht bestätigte sich, obwohl er anderen Veranstaltern zuliebe gerne Unrecht gehabt hätte.

Reitnau im Dilemma
Auch für dieses Jahr sah Kohler schon vor Wochen schwarz, wartete aber mit der Absage des Bergrennens Reitnau bis zum Monatsende zu.

Thomas Kohler: «Das Hauptproblem ist, dass fast alle Gemeinden rund herum ihre Dorffeste absagen. Ein Bergrennen ohne Zuschauer wäre unrealistisch, und in den Sommer verschieben unmöglich. Und im Herbst andere Veranstalter zu konkurrenzieren, wäre unfair.»

So findet das nächste Bergrennen Reitnau nach drei Jahren halt erst wieder am 26. Juni 2022 statt.

Freiburger zurück – aber wann?
Absagen drohen auch den Bergrennen La Roche–La Berra und Hemberg, die am ersten und dritten Juni-Wochenende – also noch vor Reitnau – im diesjährigen Kalender stehen.

Letztmals 2015 ausgetragen, wollen die neu organisierten Freiburger das Rennen aber nicht um jeden Preis austragen. Obwohl früher nie viele Zuschauer die schöne Strecke im Greyerzerland säumten, kommt für sie ein Rennen unter Ausschluss der Öffentlichkeit nicht infrage.

OK-Mitglied Marcel Magnin: «Wir sind voll am Vorbereiten und hoffen, dass am 14. April gute Nachrichten seitens Bundesrat kommen. Dann spätestens werden wir eine Entscheidung treffen. Im Moment ist der Trend positiv. Aber ohne Zuschauer keine Sponsoren und kein Rennen.»

Veranstalter wie in Hemberg sind auf Zuschauereinnahmen angewiesen. Ohne Publikum sind auch kaum Sponsoren zu generieren. Ein Teufelskreis.

Toggenburger hoffen auf Wunder
Denselben Tenor schlägt OK-Präsident Christian Schmid für das Hembergrennen an. Auch er und sein Team warten den 14. April ab. Was vorbereitet werden kann, ohne dass es viel kostet, ist getan. Im Idealfall hätten sie danach zwei Monate Zeit.

Christian Schmid: «Wir hoffen auf ein Wunder. Danach würden wir es mit einem enormen Effort von allen Seiten hinkriegen, auch mit den Sponsoren. Aber ein paar tausend Zuschauer müssten erlaubt sein.»

Die St. Galler sind jedoch realistisch genug und sehen ihre Chancen gleich null. Weil sie aber nichts zu verlieren haben, warten sie mit der Absage bis zum letzten Moment.

Saisonstart Ende Juli oder im August?
Mehr Zeit für die Entscheidungsfindung haben die weiteren Veranstalter der Schweizer Bergrennen. Ayent–Anzère wäre am letzten Juli-Wochenende an der Reihe, Massongex, St-Ursanne–Les Rangiers und Oberhallau im August, Gurnigel und Les Paccots dann im September.

Mit Zuschauerkontingenten von 1000 oder 2000 Personen könnten die Walliser vielleicht noch leben, keineswegs aber die Jurassier und vor allem nicht die Deutschschweizer. Bei gutem Wetter locken Oberhallau wie Gurnigel und Reitnau jeweils über 10 000 Zuschauer an, trotzdem schwimmen sie deswegen nicht im Geld. Sie benötigen grosses Publikum zur Deckung ihres Budgets.

Es braucht also eine gehörige Portion Optimismus, um an die Durchführung von grossen Schweizer Bergrennen im zweiten Ausnahmejahr (neben Arosa, Ollon-Villars und Bernina für die Historischen) zu glauben.

Zur Erinnerung: Letztmals fand am 15. September 2019 mit Châtel-St-Denis–Les Paccots ein Lauf zur Schweizer Bergmeisterschaft statt. Er endete mit dem Tagessieg und Streckenrekord von Meister Eric Berguerand (Foto: Ramon Hänggi).

motorsport.ch

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