Bergrennen Gurnigel: Gala der Meister 🎥

MEISEL UND BERGUERAND ÜBERZEUGEND Beim letzten Schweizer Bergrennen am Gurnigel demonstrierten Reto Meisel und Eric Berguerand, warum sie 2022 verdiente Meister geworden sind.

Wo Eric Berguerand antritt, purzeln die Streckenrekorde. 2022 hat der 43-jährige Walliser bei allen Läufen zur Schweizer Berg-Meisterschaft, an denen er seinen schwarzen Lola FA99 von der Leine liess, den Tagessieg in einer neuen Bestzeit errungen.

Auch am Gurnigel war der neu siebenmalige Schweizer Berg-Meister am Renntag vor rund 10’000 Zuschauer bei schönem Herbstwetter nicht zu stoppen.

Der erste Schuss sass
Den vor vier Jahren von ihm aufgestellten Streckenrekord unterbot «Bergus» um 32 Hundertstelsekunden. Seine neue Bestmarke auf der 3734 Meter langen Piste von Dürrbach ins Gurnigelbad steht nun bei 1:39,49 min, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 135,1 km/h entspricht.

Dabei lief es ihm am Sonntag eigentlich gar nicht wunschgemäss.

Eric Berguerand: «Ich hatte Getriebeprobleme. Der dritte Gang wollte nicht mehr rein. Deshalb war die Zeit im zweiten Lauf auch nicht besonders gut. Auf den dritten Heat verzichtete ich dann, denn ich wollte nichts mehr riskieren.»

Faustini schlägt Hausherr Steiner
In der Addition der beiden Läufe liess sich Berguerand eine Zeit von 3:22,60 notieren. Damit war der nun achtfache Gurnigelsieger etwas mehr als eine Sekunde schneller als Robin Faustini. Mit einem starken zweiten Lauf (1:41,33) sicherte sich der Aargauer im Osella FA30 (Galerie Mitte) den zweiten Platz vor Marcel Steiner.

Der Lokalmatador hatte schon im ersten Lauf nach wenigen hundert Metern im ersten Waldstück an der Leitschiene angeschlagen. Dabei gingen die hintere Radaufhängung, die Kolben und ein paar Aero-Teile kaputt. Dank einigen Unterbrechungen infolge von Unfällen und technischen Ausfällen konnte Steiner und sein Team den Schaden bis zum zweiten Rennlauf beheben.

Am Ende fehlten ihm als Dritter 31 Hundertstelsekunden auf Faustini. Auf die Meisterschaft hatten Steiners Probleme keine Auswirkung. Den zweiten SM-Rang hatte Steiner auf sicher, ebenso Faustini den dritten.

Klassenrekorde von Zemp und Burgermeister
Die Top 5 komplettierten Thomas Amweg, dessen restaurierten Lola T94/50 mit normaler H-Schaltung (Galerie links) einst Papa Fredy 10998 zum 17. und letzten Tagessieg am Gurnigel fuhr, und Michel Zemp im Norma-Honda (Galerie rechts). Zemp sicherte sich den vierten Schlussrang in der Schweizer Berg-Meisterschaft, wobei er am Gurnigel einen neuen Rekord für Zweiliter-Rennsportwagen realisierte.

Recht zufrieden war auch Joël Grand (6.), der nach dem Verkauf seines Osellas im Reynard 97D von Simon Hugentobler Platz genommen hatte. Zum einen war alles neu für ihn, zum andern konnte er am anfangs verregneten Samstag wegen Kupplungsproblemen kaum trainieren.

Bei den Zweiliter-Formelrennwagen setzte sich wie in Les Rangiers und Oberhallau Joël Burgermeister im Tatuus F4 Evo durch. Der Thurgauer verbesserte den Klassenrekord um eine Sekunde auf 1:48,97 min und war damit in der Addition der beiden schnellsten Läufe 1,4 Sekunden schneller als Rückkehrer Thomas Zürcher, der nach seiner Knie-OP erstmals wieder mit einem nahezu identischen F4-LRM-Abarth am Start gestanden hatte.

Meisel pulverisiert eigenen Rekord
Bei den Tourenwagen stand Reto Meisel bereits als Meister fest. Im Stil von Berguerand errang der Aaragauer im selbst gebauten Mercedes SLK 340 in dieser Saison am Gurnigel ebenfalls seinen fünften Gesamtsieg bei den geschlossenen Rennfahrzeugen (Galerie rechts) , wobei er seine eigene Bestzeit von 2018 mit demselben Wagen um beinahe vier Sekunden auf fantastische 1:48,84 verbesserte. Damit bestätigte Meisel seinen überlegenen Titelgewinn in der Schweizer Bergmeisterschaft der Tourenwagen auf eindrückliche Weise.

Schnellmann Vizemeister trotz Defektserie
Zweitschnellster war Roger Schnellmann. Allerdings wusste der Schwyzer nicht, ob er sich nach dem zweiten Rennlauf über den zweiten Meisterschaftsrang freuen oder über einen neuerlichen Defekt am monströsen Mitsubishi Evo 8 ärgern sollte.

Roger Schnellmann: «In Les Rangiers ist die Antriebswelle kaputt gegangen. Bei der Reparatur stellten wir fest, dass auch das Differenzial beschädigt war. Beides haben wir geflickt. Jetzt ist das Differenzial schon wieder defekt. Ich bin froh, dass ich im zweiten Lauf überhaupt ins Ziel gekommen bin.»

Siege für die beiden Martin Bürkis
Rang 3 in der Tourenwagenendabrechnung sicherte sich Bruno Sawatzki vor Frédéric Neff. Die beiden Interswiss-Porsche-Piloten schenkten sich am Gurnigel nichts und lieferten sich einen offenen Schlagabtausch – mit dem besseren Ende für Sawatzki (Galerie links).

Fast an die Zeiten der beiden IS-Porsches herangekommen wäre Martin Bürki im BMW E33. Der Fahrer aus der E1 bis 3000 ccm fuhr zwei Mal Zeiten von 2:02 und eroberte erstmals einen Klassensieg am Gurnigel. Der Versuch, einen möglichen Konter von Hermann Bollhalder im Opel Speedster abzuwehren, touchierte MB2 im dritten Lauf noch die Leitplanken.

Der andere Martin Bürki, der Slalom-König aus Uetendorf, konnte mit seiner Leistung ebenfalls zufrieden sein. Er setzte sich in der E1 bis 1600 ccm nicht nur erfolgreich gegen Stephan Burri durch, er gewann auch souverän zum vierten Mal den Berg-Pokal.

Das letzte Rennen
Platz 2 in der Meisterschaft für hubraumkleinere Fahrzeuge ging an Philipp Krebs, der parallel auch im Renault Classic Cup triumphierte und seinen Clio II (Galerie Mitte) nach 18 Jahren und 87 Podestplätzen in Rente schickte. 2023 tritt er mit einem Clio III an.

Der zu Beginn der Saison mit Bürki ex-aequo noch führende Denis Wolf musste am Gurnigel nach einem Motorschaden an seinem Renault Clio zuschauen.

Herausragende Leistungen boten noch drei weitere Tourenwagenpiloten. Der handikapierte Christoph Rohr (nur noch ein Auge) beendete seine Karriere mit einem Beinahe-Rekordsieg im Audi 50 in der E1-1400. Jürg Ochnser setzte sich in der IS-2000 und Sébastien Coquoz (beide Opel Kadett) in der ebenfalls teilnehmerstarken E1-2000 durch.

Fotos: Kaufmann, Eichenberger, Cornevaux

gurnigelrennen.ch

 

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