Arlbergrennen: Tage der Überraschungen 🎥
KEIN SCHWEIZER TAGESSIEGER Den Kampf um die zwei Tagessiege am Arlberg verloren die favorisierten Philip Egli und Marcel Maurer gegen einen Österreicher auf Mitsubishi. Dabei war nicht nur Wetterpech im Spiel. Egal, wer an einem der beiden wettermässig völlig unterschiedlichen Renntage gewonnen oder verloren hatte – alle Anwesenden, der Berichterstatter inklusive, waren glücklich, dass nach […]
Egal, wer an einem der beiden wettermässig völlig unterschiedlichen Renntage gewonnen oder verloren hatte – alle Anwesenden, der Berichterstatter inklusive, waren glücklich, dass nach einer unendlich scheinenden Zwangspause wieder ein richtiges Rennen stattfanden.
Saisonauftakt der Slalom- und Bergspezialisten
Für die meisten der aus ganz Österreich, Süddeutschland, dem Südtirol, dem Fürstentum Liechtenstein und der Deutschschweiz angereisten Fahrerinnen und Fahrer war es der erste motorsportliche Anlass überhaupt in diesem ungewöhnlichen Jahr.
Organisationsleiter Pepe Hammerer und sein Team vom Renn und Rallye Club Vorarlberg – in dem die Mehrzahl aus der Schweiz kommt – haben dies möglich gemacht. Sie übersprangen alle behördlichen Hürden in Zeiten von Corona, erfüllten diese auch dank der Disziplin aller Teilnehmer und wickelten die Rennen speditiv ab. Dafür gebührt allen ein Riesenlob.
Entschärftes Bergrennen
Beim 5. Int. Arlberg Klein Slalom handelt es sich um ein rund 1,5 Kilometer langes und kurvenreiches Bergrennen mit ein paar Toren, die mehr oder weniger auf der Ideallinie platziert waren. Obwohl wie bei allen in Österreich genehmigten Rennen des RRCV keine Lizenz vorgelegt werden muss und man von manchen Teilnehmern mangelndes Fahrkönnen erwarten könnte, überschätzte sich niemand.
Bis auf eine Ausnahme, für die eigentlich ein Könner sorgte, gab es keinen Unfall, nur Dreher und leiche Leitplankenkontakte, weder am Freitag bei Kaiserwetter noch am Samstag bei misslichen Verhältnissen. Chapeau!
Glück für Philip Egli
Allerdings hatte einer der beiden favorisierten Schweizer Glück, dass wirklich nichts passierte. Philip Egli drehte sich im zweiten Rennlauf am Freitag in der ersten Kurve auf einer Brücke, nachdem ihm beim Anbremsen auf einer Bodenwelle das Heck des Dallara ausgebrochen war. Das nahm ihm danach etwas den Schneid.
Philip Egli: «Ein vorgängiger Test wäre wohl gut gewesen. Ich musste mich nach neun Monaten Pause erst wieder ans Tempo gewöhnen. Ich hatte in dieser Kurve eine spitzere Linie gesucht. Zum Glück blieb alles ganz. Ich musste danach das Vertrauen finden, sodass es erst im vierten Lauf wieder Spass gemacht hat.»
Handikap für Marcel Maurer
Auch sein Erzrivale Marcel Maurer konnte mit seinem Tatuus-Renault nicht die Schweizer Kastanien aus dem Feuer holen. Ein kleines Problem im Getriebe sorgte schon nach dem Trainingslauf für den Wechsel von Wippen- auf sequenzielle Handschaltung ohne Ganganzeige. Da jedes Feld – je zwei am Morgen und am Nachmittag – ihre Läufe stets direkt hintereinander abspulen, war der erste Renntag für den Berner resultatmässig gelaufen.
Ausser Konkurrenz durfte Maurer im vierten Rennfeld starten und fuhr dabei im ersten Lauf die schnellste Zeit des Tages, ehe der angekündigte Regen einsetzte. Immerhin war dies dann eine perfekte Übung für den Samstag.
Wer ist Dominik Kälin?
So holte ein dritter Schweizer, den keiner auf der Rechnung hatte, den Sieg bei den Rennsportwagen. Dominik Kälin fährt und siegt mit seinem 1000er-Arcobaleno nur bei den RRCV-Rennen. Doch zeigte der frühere Kartpilot, dass man auch als Nichtlizenzierter mit den «Nationalen» mithalten kann, wenn alles passt.
Der 26-jährige Schwyzer war selbst überrascht, dass er am Ende des ersten in sich abgeschlossenen Renntages als Gesamtzweiter dastand.
Dominik Kälin: «Beim Blick auf die Startliste sah ich keine Chance, in die Top fünf zu kommen. Normalerweise kämpfe ich hier mit anderen Leuten um die Siege.»
Nur ein Mitsubishi-Bomber schneller als Lotus-Champion Dino Wintsch
Der Tagessieg vor Kälin und Egli ging in Addition der drei schnellsten von vier Zeiten an Stefan Promok auf einem Mitsubishi Evo VIII. Aus dem Gabat-Motor kann der Salzburger je nach Wunsch bis zu 740 PS herausholen.
Ein Husarenstück gelang Dino Wintsch. Nachdem er am Vormittag mit Yokohama-Semislicks im Lotus V6 Cup Suisse (Bericht folgt) klar gewonnen hatte und schneller war als sämtliche Porsche-GT3-Piloten, bestückte er seinen Exige 430 Cup am Nachmittag beim Start in Feld 3 mit profillosen Gummis. Damit realisierte der Zürcher die viertbeste Gesamtzeit!
Mit seinem komplett neu aufgebauten TracKing, nun mit Mercedes-Silhouette, kam Andreas Helm im Trockenen zum fünften Gesamtrang. Am Samstag im Nassen war das Wägelchen mit dem 1000er-Motorradmotor schlicht zu leicht, um genügend Bodenhaftung zu haben.
Vorteil für den zweifachen Tagessieger
Abermals war Stefan Promok der absolut Schnellste, wobei er in Feld 2 von den etwas weniger nassen Bedingungen profitierte. In teilweise strömendem Regen lieferte sich Marcel Maurer mit dem Südtiroler Günther Ziernheld in einem Lancia Delta Integrale ein tolles Duell um den Sieg in Feld 3 und musste sich als Sieger bei den Rennsportwagen mit dem zweiten Gesamtrang begnügen.
Gesamtfünfter und zweitschnellster Schweizer war der in zwei Feldern gestartete Michael Widmer im Mitsubishi Mirage Proto vor dem im Regen abermals verblüffenden Dino Wintsch. Ihn konnten bei den Tourenwagen und GT-Autos ansonsten nur noch ein ebenfalls schneller Cayman-GT4-Pilot aus Feldkirch und der Deutsche Mario Minichberger in einem BMW 2002 Gruppe 5 hinter sich lassen.
Alle weiteren Resultate mit etlichen Schweizer Klassensiegern sind den folgenden Ranglisten zu entnehmen.
Das Kamerateam von Austria Racing Pics Vorarlberg hat tolle Szenen eingefangen. Sie zeigen, wie der zweifache Tagessieger Stefan Promok seinen Mitsubishi-Bomber durch die Tore und um die Kurven fliegen liess.
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