Alfa Romeo: Von der Alfetta zum Sauber C39 🎥
HISTORISCHER BRÜCKENSCHLAG Zu Beginn der Formel-1-WM gab Alfa Romeo mit dem Tipo 158 den Ton an. 70 Jahre später steht Sauber Motorsport mit dem in Hinwil gebauten C39 in der Königsklasse hinter der Traditionsmarke. Im ersten Jahr der Formel-1-WM ging Alfa Romeo mit dem Tipo 158 erfolgreich an den Start – in der Neuzeit wollen […]
Im ersten Jahr der Formel-1-WM ging Alfa Romeo mit dem Tipo 158 erfolgreich an den Start – in der Neuzeit wollen dies auch Alfa Romeo Racing und Sauber Motorsport tun. Das kurze Video stellte das Schweizer Team aus Anlass des 70-Jahr-Jubiläums der Formel 1 her.
1950 und 2020 – unterschiedlicher könnten zwei Epochen im Motorsport kaum sein. Beide haben allerdings zwei Dinge gemeinsam: die Leidenschaft der Fans und von Alfa Romeo.
Die Marke, die am 13. Mai 1950 in Silverstone das erste Formel-1-Rennen der Geschichte gewann, kehrte 2018 zusammen mit dem Team Sauber in die Formel 1 zurück und startet in diesem Jahr – sobald es mal losgeht – unter dem neuen Namen Alfa Romeo Racing ORLEN.
Ein Grand-Prix-Rennwagen namens «Alfetta»
Die Ursprünge des ersten Siegerwagens mit der Modellbezeichnung Tipo 158 gehen auf das Jahr 1938 zurück. Der Achtzylinder-Reihenmotor entsprach mit einem Hubraum von 1,5 Litern dem zu dieser Zeit aktuellen Reglement für Grosse Preise (Grand Prix), dem Vorläufer der Formel 1.
Der Motor und auch das Fahrzeug selbst waren aber deutlich kleiner als die berühmten Vorgänger P2 und P3. Der Tipo 158 erhielt deswegen den Spitznamen «Alfetta», kleiner Alfa Romeo.
Ein technologisches Juwel
Gioacchino Colombo, der Leiter der Konstruktionsabteilung bei Alfa Romeo, entschied sich beim Motor für eine obenliegende Nockenwelle, Dreifachvergaser und Aufladung mithilfe eines Kompressors. Durch die Verwendung von Leichtmetallen (Magnesium-Aluminium-Legierung Elektron für den Block, Nickel-Chrom-Stahl für die Kurbelwelle) reduzierte der Ingenieur das Motorgewicht auf nur 165 Kilogramm.

Eine weitere Besonderheit war das sogenannte Transaxle-Layout. Das Getriebe bildete nicht wie gewöhnlich eine Einheit mit dem Motor, sondern war zu einer Einheit mit dem Hinterachsdifferenzial kombiniert. Diese Konstruktion beansprucht weniger Platz und sorgt für eine optimale Gewichtsverteilung zwischen beiden Achsen.
Der Zweite Weltkrieg stoppte die Entwicklung des Tipo 158. Die technischen Lösungen des Grand-Prix-Rennwagens waren jedoch so ausgefeilt, dass sie auch in der Nachkriegszeit noch erfolgreich waren. In einigen Aspekten sogar bis zum heutigen Tag. So verwendete Alfa Romeo die Transaxle-Bauweise ab 1972 auch in Serienfahrzeugen, als erstes im nach dem Formel-1-Renner benannten Modell Alfetta.
Der kurze, musikalisch fetzig untermalte und bewegte Bilderbogen zeigt die Anfänge von Alfa Romeo in der Formel-1-Weltmeisterschaft.
Erster Sieg nach Kriegsende in der Schweiz
Während des Zweiten Weltkriegs versteckt, werden die Tipo 158 nach dessen Ende zurück ins Werk Portello geholt, sorgfältig revidiert und auf die Rückkehr in den Rennsport vorbereitet. 1947 und 1948 gewann Werksfahrer Nino Farina den Grossen Preis der Nationen in Genf, Teamkollege Achille Varzi den GP von Turin und Carlo Felice Tossi den GP von Mailand.
Die Botschaft war klar und deutlich: Der Alfa Romeo Tipo 158 war immer noch das Auto, das es zu schlagen galt.
Werte eines heutigen Supersportwagens
Die Kombination aus überlegener Geschwindigkeit, hervorragendem Fahrverhalten und hoher Zuverlässigkeit machten den Tipo 158 zur Krone der Automobiltechnologie seiner Zeit. Bei der Rennpremiere im Jahr 1938 leistete der von einem Kompressor aufgeladene 1,5-Liter-Motor 185 PS.
Mit einem zweistufigen Kompressor erreichte die Alfetta nach der kriegsbedingten Pause bereits 275 PS. Bis 1950 stieg die Leistung auf 257 kW (350 PS) bei 8600 Touren. Das Leistungsgewicht des Tipo 158 betrug in diesem Jahr nur zwei Kilogramm pro PS – ein Wert, der heute einem Supersportwagen entsprechen würde.
Das grosse F-Trio
Diese technische Überlegenheit münzten die Alfa-Romeo-Werksfahrer in Siege um. Das Trio Farina, Fangio und Fagioli wurde als «Team der grossen drei F» berühmt. Die drei Asse gewannen in der ersten WM-Saison 1950 alle Rennen, an denen sie teilnahmen.
Sie standen zwölf Mal auf dem Podium und erzielten fünf Mal die schnellste Rennrunde. Das grösste Problem war die Entscheidung, welcher der drei Fahrer ein bestimmtes Rennen gewinnen sollte…

Duell mit Ferrari
Am 3. September 1950 setzte Alfa Romeo beim GP Italien in Monza zum ersten Mal den Tipo 159 ein. Eigentlich für die WM 1951 entwickelt, feierte die nächste Generation der Alfetta ihr Debüt mit einem Sieg. Mit diesem Erfolg krönte sich Nino Farina endgültig zum ersten Formel-1-Weltmeister der Geschichte.
In der zweiten Saison entschied sich das Duell um die Formel-1-WM zwischen Alfa Romeo und Ferrari erst im letzten Rennen. Nach nunmehr 17 Jahren erreichte der phänomenale Motor der Alfetta langsam das Ende seines Entwicklungspotenzials. Im Verlauf des Jahres gelang es den Technikern erneut, zusätzliche Leistung zu generieren und die Grenze von 450 PS zu knacken.

Dank dieser weiteren Steigerung gewann Alfa Romeo vier von acht Grands Prix. Titelverteidiger Farina gewann in Belgien. Aber mit Siegen in der Schweiz, in Frankreich – wo er sich das Auto mit Luigi Fagioli teilte – und Spanien sicherte sich jetzt Teamkollege Juan Manuel Fangio den WM-Titel.
Ungeschlagen zog sich die Marke aus der Formel 1 zurück und konzentrierte sich stattdessen auf die Herstellung schöner und potenter Tourenwagen und Sportwagen.