24H Nürburgring: Verpasste Chancen beim Jubiläumsrennen 🎥

KNAPP AM PODIUM VORBEI Teams mit Schweizer Werksfahrern wären vom Speed her in der Lage gewesen, die 50. Austragung der 24 Stunden Nürburgring zu gewinnen. Jubeln durften am Ende dafür einige Privatfahrer.

Die Lokalmatadoren von Phoenix Racing entschieden die 50. Auflage der ADAC 24h Nürburgring nach einem spannenden Sprint über 24 Stunden, bei dem die Rekorddistanz von 159 Runden à 25378 Meter egalisiert wurde,  für sich.

Der Südafrikaner Kelvin van der Linde, die beiden Belgier Dries Vanthoor und Frédéric Vervisch sowie der Niederländer Robin Frijns setzten sich im Audi R8 LMS evo II mit einem Vorsprung von nur 55,276 Sekunden vor den Meuspather Nachbarn im Getspeed-Mercedes-AMG durch. Diesen pilotierten DTM-Champion Maximilian Götz, Fabian Schiller und der Brite Adam Christodouloue.

Nach zwei Corona-Jahren mit stark eingeschränkten Besucherzahlen erlebten rund 230 000 Zuschauer am gesamten Wochenende das Jubiläumsrennen und sorgten für eine beeindruckende Kulisse.

Spektakulärer Unfall unter Brüdern
Das Phoenix-Team um Chef Ernst Moser rückte mit dem sechsten Erfolg wieder etwas näher an die sieben Siege von Rekordgewinner Manthey heran. Das bekannte Porsche-Team aus der Eifel verlor seinen «Grello» am frühen Samstagabend durch einen spektakulären Unfall.

Laurens Vanthoor flog im Duell mit seinem Bruder Dries nach einer leichten Kollision mit dessen Audi mir rund 250 km/h ab in die Leitplanken. Die Porsche-Kundenteams erlebten danach ein allgemeines Debakel, ebenfalls die glücklosen BMW-Teams mit ihren an sich schnellen neuen M4 GT3.

Schweizer Auto in Führung
Erster Leader war der Neuenburger Jonathan Hirschi, dessen Ferrari 488 GT3 von Octane126 aus Wallisellen der Deutsche Luca Ludwig im Top-Qualifying am Freitagabend überraschend auf die Pole-Position gestellt hatte. Mit nachlassenden Reifen musste Hirschi im Verlauf der dritten Runden die Spitze abtreten und fiel danach sukzessive zurück.

Eine unverschuldete Kollision von Simon Trummer mit abschliessender Reparatur warf das Team aus Wallisellen am frühen Abend zurück. Das Ende besiegelte ein Unfall von Björn Grossmann in der Nacht.

Der goldene Ferrari aus Wallisellen bestimmte im Qualifying und den ersten zwei Rennrunden das Tempo (Fotos. Adrian Zumstein).

Verpasste Chancen der Schweizer Audi-Werksfahrer…
Auch Nico Müller und Patric Niederhauser sammelten mit ihrem Audi #22 vom Team Car Collection (obere Galerie links) insgesamt sechs Mal je eine Führungsrunde aufgrund des späteren Tankstopps. Das Gesamtsiegerpodium verpassten sie als Vierte hinter dem zweiten Getspeed-Mercedes nur um 1’07 Minuten.

Gut dreimal so viel Zeit büssten sie jedoch durch zwei Strafstopps infolge Geschwindigkeitsüberschreitungen unter Gelb ein. Das Podium lag also in Griffnähe. Niederhausers zweites Auto vom Audi Audi Sport Team Car Collection endete auf Rang 6.

Das Podium hatte auch das Team mit Ricardo Feller im Visier (obere Galerie rechts), ehe Doppelstarter van der Linde kurz vor dem Ende der neunten Rennstunde beim Überrunden mit einem langsameren Fahrzeug kollidierte und den Audi vehement in die Reifenstapel warf.

…und Mercedes-Piloten
Den Rundenrekord realisierte Philip Ellis in einem Mercedes-AMG (obere Galerie Mitte), den er sich mit dem Tessiner Raffaele Marciello und Luca Stolz (D) teilte. Ein Reifenschaden durch einen «Streifschuss» mit einem Konkurrenten warf sie bald um eine Runde zurück. Im Ziel mussten sie sich mit Rang 7 und der schnellsten Rennrunde durch den Zuger begnügen.

Philip Ellis: «Ich nehme viele positive Eindrücke von diesem Rennen mit. Wir waren das schnellste Auto im Feld, ganz egal welche Wetterbedingungen herrschten und haben keine Fehler gemacht. Unsere Erwartungshaltung war natürlich eine andere – wir hatten das Zeug, um hier zu gewinnen.»

Yannicks Mettlers GT3-Mercedes blieb schon im ersten Renndrittel durch einen Unfall auf der Strecke. Und die Hoffnung von Julien Apothéloz auf die Zielankunft im ersten Nürburgring-Marathon platzte rund eineinhalb Stunden vor Rennende, als Sandro Trefz (D) in einer kurzen, aber heiklen Regenphase an guter 14. Position liegend verunglückte.

Applaus für drei Klassensiege
Grund zum Feiern hatten dafür andere Schweizer. Mauro Calamia, Ivan Jacoma, Roberto Pampanini und der Deutsche Kai Riemer holten wie schon in den VLN-Rennen 2022 mit dem pinkfarbenen Cayman GT4 CS (mittlere Galerie rechts) den Sieg in der stark besetzten Klasse Cup 3.

Als Underdogs wuchsen die Winterthurer Brüder Armando, Dario und Luigi Stanco mit dem von Autorama Motorsport betreuten Seat Leon Cup Racer von 2016 (mittlere Galerie Mitte), dessen Chassis schon gut 70 000 Kilometer auf dem Buckel hat, geradezu über sich hinaus. In einem fehlerfreien Rennen siegten sie in der Klasse SP3T der Zweiliter-Turbos über den Werks-Subaru (technischer Ausfall) und die beiden von Unfällen und Defekten heimgesuchten VW Golf TCR von Max Kruse Racing.

Teamchef Stefan Tanner: „Es war sehr knapp, ein Nervenkrimi. Wir konnten dieses Rennen nur mit einer guten Strategie und fehlerfreien Teamleistung von Fahrern und Mechanikern gewinnen. 15 Minuten vor Schluss machte sich ein defektes Einspritzventil bemerkbar. Wir beschlossen, dass der Seat nur mit drei Zylindern ins Ziel fährt. Und so haben wir es geschafft.“

Jasmin Preisig und Gustavo Xavier kamen mit ihren Golf TCR auf Rang 2 (untere Galerie Mitte), Teamkollege Fred Yerly mit seinen Partnern zu Platz 3.

Nur ihren BMW M3 GTR über die Runden bringen musste die Familie Kroll (Martin und sein Bruder Michael) und Prinz (Martins Tochter Chantal und Schwiegersohn Alexander). Ein Motorschaden im Training verursachte ihrem Team aber viel Arbeit, die mit der Zielankunft und dem logischen Sieg in der nur von ihnen besetzten Klasse SP6 belohnt wurde.

Zweite Plätze als Erfolgserlebnis
Gute zweite Plätze eroberten weitere Teams mit Schweizer Besetzung in gut besetzten Klassen. So Marco Timbal, Ivan Reggiani und Nicola Bravetti mit einem Cayman GT4 CS in der Klasse der Alternativen Antriebe. Ebenso Miklas Born mit einem Aston Martin Vantage GT4 in der Klasse SP10 (untere Galerie links) und Ranko Mijatovic in einem BMW 330i (untere Galerie rechts) in der Serienwagenklasse VT2 mit Heckantrieb.

Die vollständigen Resultate und weitere Informationen zum Rennen sind der Homepage der Veranstaltung zu entnehmen.

24h-rennen.de

 

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