24H Nürburgring: Rennen mit Abstrichen
OHNE PORSCHE-WERKSFAHRER Das auf diese Woche verschobene 48. ADAC 24-Stunden-Rennen Nürburgring weist so wenige Teilnehmer auf wie seit 1976 nicht mehr. Und Fans dürfen nur auf die Tribünen. Vor 44 Jahren, als das 5. Internationale ADAC 24-Stunden-Rennen am gleichen Wochenende stattfand (25./26. September 1976) und seither nie mehr im Herbst, starteten nur 91 Wagen auf […]
Vor 44 Jahren, als das 5. Internationale ADAC 24-Stunden-Rennen am gleichen Wochenende stattfand (25./26. September 1976) und seither nie mehr im Herbst, starteten nur 91 Wagen auf der damals 22,8 Kilometer langen Nordschleife. Werksteams gab es noch keine, den Sieg machten zwei der drei Porsche Carrera RS 3.0 in dem aus Lärmschutzgründen auf Serienwagen beschränkten Feld unter sich aus.
Von weit über 200 Teams zurück auf 100
Gegen Ende der 1990er-Jahre erlebte der deutsche Marathon einen regelrechten Boom mit regelmässig über 200 Teilnehmern. Als Rekordrennen ging jenes von 2007 in die mittlerweile 50-jährige Geschichte der 1970 erstmals ausgetragenen 24 Stunden Nürburgring ein, als sich 224 Fahrzeuge qualifizierten.
Mit der Vorherrschaft der GT3-Werkteams und werksunterstützten Privatteams sank die Beteiligung von reinen Amateuren. Jenen, die jahrzehntelang den Reiz dieses Rennens und auch der aus dem Veedol-Langstreckenpokal hervorgegangenen VLN ausmachten, war das Ganze zu aufwändig geworden, spielen sie doch eh nur noch eine Statistenrolle.
Dieses Jahr kommt noch Corona dazu plus die Ballung der Renntermine im zweiten Halbjahr, was für manche Teams einfach zu viel ist. So wundert es nicht, dass die provisorische Nennliste nur 102 Teams umfasste und mittlerweile nicht mal mehr die 100er-Marke erreicht werden wird.
Rückzug des Manthey-Porsche
Denn Porsche musste kurzfristig entscheiden, alle ihre am vergangenen Wochenende in Le Mans engagierten neun Werksfahrer und die Teammitglieder zu Hause zu lassen, nachdem intern drei Covid-19-Fälle aufgetreten waren. Der legendäre «Grello», der gelbe und schon mehrmals siegreiche Porsche von Manthey-Racing, wird daher fehlen.
Die mit Werksfahrern unterstützten vier Kundenteams mit sechs Porsche 911 GT3 R müssen sich nach Ersatzfahrern umsehen oder ebenfalls kurzfristig das Handtuch werfen. Auch das Team mit dem kultigen Opel Manta muss notabene wegen Ersatzteilmangels passen.
Zuschauer nur auf Tribünen, TV live rund um die Uhr
Vielleicht wäre die Absage für 2020 sinnvoller gewesen, anstatt es um jeden Preis und mit Abstrichen im Herbst durchzuzwängen. Bisher gab es nur 1974 und 1975 infolge der Ölkrise und der roten Zahlen nach den ersten Austragungen von 1970 bis 1973 kein 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring.
Und dass sich eine begrenzte Anzahl Zuschauer nur auf den Tribünen der GP-Strecke aufhalten dürfen und die komplette Nordschleife trostlos leer bleiben wird, raubt diesem Rennen die ansonsten einmalige Atmosphäre.
Wenigstens können es alle zu Hause bleibenden Fans in einer umfassenden TV-Übertragung mit viel Show & Action miterleben. Das gesamte Rennen bis zur Zielankunft am Sonntag gegen 15.30 Uhr wird live im Fernsehen auf RTL Nitro übertragen.
Nico Müller im Audi #1
Der sportlichen Qualität sollte die geringere Teilnehmerzahl bei der 48. Auflage des 24-Stunden-Rennens keinen Abbruch tun. Mit mehr als 30 GT3-Sportwagen ist sie trotz des Rückzugs des sechsfachen Siegerteams aus der Eifel gegeben.
Von den Schweizer Fahrern darf sich Nico Müller in einem der drei von Audi Sport in Zusammenarbeit mit den drei Kundenteams Land, Phoenix und Car Collection eingesetzten R8 LMS die grössten Hoffnungen auf den zweiten Gesamtsieg nach 2015 machen. Als Vorjahressieger erhält Müllers Team Phoenix Racing die Startnummer 1.
Auf weiteren R8 streben Patric Niederhauser (erstmals als offizieller Audi Sport-Fahrer) und Mike Rockenfeller eine Top-Platzierung an. Die wie «Nidi» ebenfalls im Werkskader für den Kundensport zur Verfügung gestellte Rahel Frey kann sich mit ihren privaten Partnern bestenfalls die Top Ten ausrechnen.
Zwei Ferrari mit Schweizern
In drei der sieben Mercedes-AMG GT3 sitzen die Wahlschweizer Philip Ellis und Manuel Metzger sowie der Tessiner Raffaele Marciello, alle mit guten Chancen aufs Podium.
Ob Simon Trummer und Jonathan Hirschi dafür infrage kommen, hängt von der jüngsten Einstufung des irrtümlich mit zu viel Leistung in der VLN zugelassenen Ferrari F488 GT3 Evo von Octane126 und dessen Zuverlässigkeit ab. Auf einem anderen privaten Ferrari kommt Nikolaj Rogivue zum Einsatz.
Am Donnerstag geht es los
Die Action beginnt am Donnerstagmittag (24. September) mit dem 90-minütigen 1. Qualifying von 12.30 bis 14.00 Uhr. Das dreistündige 2. Qualifying folgt dann am Abend von 20.30 bis 23.30 Uhr.
Am Freitag (25. September) steht nach dem 60-minütigen 3. Qualifying von 13.25 bis 14.25 Uhr ab 17.50 Uhr das Top Qualifying 1 auf dem Programm, an das sich die Jagd um die prestige-trächtige Pole Position im Top Qualifying 2 direkt anschliesst.
Am Samstag (26. September) beginnt um 15.10 Uhr die Einführungsrunde, bevor das 48. ADAC 24-Stunden Rennen 2020 um 15.30 Uhr freigegeben wird.
Im Rahmenprogramm trägt die WTCR am Freitag (Start 16.40 Uhr) und Samstag (10 Uhr) zwei Sprintrennen über je drei Runden aus. Darüber berichtet der TV-Sender Eurosport live.