Geschichte der Lackierungen: Wie Farbe in die Autowelt kam

Um Autolack ranken sich viele Mythen. Wussten Sie, dass Fords Model T gar nicht immer schwarz lackiert war, wie die «Silberpfeile» entstanden und warum wir «dasselbe in Grün» sagen? Wir blicken zurück, wie die Farbe auf die Autos kam.

Kein Schwarz – sondern Dunkelgrün: Entgegen der Legende gabs Fords Model T ab 1908 am Anfang auch in anderen Farben.

Mythen sind oft stärker als Fakten – sogar beim Autolack. «Jede Farbe, solange es Schwarz ist», soll Henry Ford gesagt und das Model T nur schwarz angeboten haben. Stimmt nur nicht: Das erste Massenauto startete 1908 in mehreren Farben. Erst im siebten Jahr stellte Ford um, um die Fliessbandproduktion zu beschleunigen. Später gab es erneut mehrere Farben. Und das Zitat? Historiker glauben heute: Das erfand Ford erst später zur Story dazu.

Anfangs war aber alles schwarz. Kein schönes Schwarz – sondern Schusterpech. Als 1886 der Benz Patent-Motorwagen als erstes Auto startete, trug er die ölige Masse als Rostschutz. Lackiert wurde damals kaum, denn eine gepinselte Lackierung trocknete tagelang. Bei Lackschäden ging es von vorne los, teillackieren war mangels Farbton-Exaktheit noch nicht möglich. Bunter wurde es erst, als Albert Krautzberger 1902 sein «durch Druckluft betriebenes Malgerät» patentierte und sich zur ersten Spritzpistole neue Nitrocellulose-Lacke gesellten.

Kunterbunt: Der VW Polo «Harlekin» versammelte 1999 alle Knallfarben. Ohne Erfolg: In drei Jahren wurden nur 3800 Stück gebaut, die Kundschaft liebte bereits vor allem Grautöne.

Bald hatten viele Marken «Hausfarben» aus dem Rennsport: Ein polnischer Graf hatte die Idee, Rennwagen nach Nationen einzufärben. Etwa in Rot, das erst für die USA, später für Italien stand. Berühmt ist, wie Deutschland zu Silber kam: Vor einem Rennen bemerkte der Mercedes-Rennleiter 1934, dass das Auto zu viel wog. Und liess den bei deutschen Rennwagen damals noch weissen Lack von der Alukarosserie abschleifen: Der «Silberpfeil» war geboren (ab 1968 wurden Nationenfarben abgeschafft, weil Rennsponsoren lieber ihre Firmenfarben sehen wollten).

Miura in Grün: Lamborghini galt in den 1960er-Jahren als Knallfarben-Pionier.

In den 1950ern wurde es fröhlich: Pastellfarben vertrieben Oliv-, Grau- und Brauntöne des Weltkriegs, und Farbbilder, -drucke und -film machten die Farben populär. Aber nicht Cadillac, sondern Ford bot zuerst Pink an. Wieso denken wir bei Pink an Cadillac? Weil Elvis vom «Pink Cadillac» sang. In den 1960ern kamen Acryllacke und Knallfarben. Als deren Vorreiter galt Lamborghini. Heute dominieren Grautöne aus wasserbasierten Farben. In der Schweiz führt Grau (samt Silber), dahinter liegen Weiss und Schwarz. Weltweit führt Weiss vor Schwarz.

BMW lackierte 2019 einen X6 im schwärzesten lackierbaren Schwarz: Vantablack.

Der Spruch «dasselbe in Grün» stammt übrigens vom Autolack. Die Redewendung geht auf den Opel 4PS von 1924 zurück. Der war grün, wurde darum «Laubfrosch» gerufen – und Opel von Citroën verklagt. Denn dieses erste deutsche Fliessbandauto war ein kopierter Citroën 5 CV (Typ C) von 1922. Der war stets gelb. Ein Gericht wies die Klage deshalb ab: Die Farbe sei doch anders. Und daraus machte der deutsche Volksmund frech, der Opel sei ja nur «dasselbe in Grün».

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