Slalom Ambri: Egli siegt, Bürki feiert
FAHLER NACHGESCHMACK Philip Egli gewann beide Rennen in Ambri – am Samstag aber nur wegen eines nicht beweisbaren Torfehlers des schnelleren Marcel Maurer. Den SM-Titel sicherte sich einmal mehr Martin Bürki. Die Premiere eines doppelten Meisterschaftslaufes – am Samstag unter grauem Himmel bei Trockenheit, am Sonntag bei Regen – gelang der Equipe Bernoise nahezu perfekt. […]
Die Premiere eines doppelten Meisterschaftslaufes – am Samstag unter grauem Himmel bei Trockenheit, am Sonntag bei Regen – gelang der Equipe Bernoise nahezu perfekt. Schade nur, dass das im Gegenuhrzeigersinn ausgetragene Rennen auf dem ansonsten identischen Parcours über 2730 Meter am ersten Renntag unschön endete.
Böse Überraschung
Marcel Maurers aggressive Fahrweise im jederzeit beherrschten Tatuus-Renault E2 («das war am Limit») schien sich mit der Tagesbestzeit ausbezahlt zu haben. Philip Egli erreichte im ebenfalls flott bewegten Dallara EPR4 seine absolute Bestzeit aus dem Training nicht mehr und gab sich daher sportlich fair geschlagen.
Die böse Überraschung folgte nach dem Aushang der Resultate, die den Glarner als Tagessieger auswiesen, weil Maurer ein Tor ausgelassen haben soll. Obwohl der Berner das Onboardvideo mit den zwei übereinstimmenden Fahrten ohne ersichtlichen Torfehler nachträglich als Beweismittel vorlegen wollte, wurde er vom Rennleiter abgewiesen und auf die ungenützte Protestfrist verwiesen.
Marcel Maurer: «Weil die Kamera am Auto montiert, konnte ich das Video erst nach Aufhebung des Parc fermé am Abend anschauen und danach intervenieren. Es geht mir nicht ums Umdrehen des Resultats, aber man sieht auf dem Video ganz klar, dass ich zwei identische Läufe (die nur zeitlich leicht unterschiedlich waren, Red.) sauber hinlegte. Aber ich lasse es nun auf sich beruhen und werde nichts mehr unternehmen.»
Auch kein guter zweiter Tag für Maurer
Der Beerbte war alles andere als froh über diesen Tagessieg («Marcel war schneller und hätte ihn verdient») und sprach offen über einen fahlen Nachgeschmack.
Schenken wollte er ihn dem Erzrivalen, mit dem er übrigens ein bestes Einvernehmen hat und sich stets austauscht, anderntags trotzdem nicht. Maurers Stärke bei Regen ist ihm allerdings bekannt, und ob des Vorfalls vom Samstag hätte er daher gut mit einer Niederlage leben können. Aber es kam anders.
Egli doppelt nach
Maurer missrieten schon beide Trainingsläufe kolossal, worauf er im ersten Rennlauf nicht mehr die gewohnte Angriffslust an den nassen Tag legte und hinter Egli zurück lag. Nach Torfehler im ersten Lauf reichte diesem ein zügiger zweiter Durchgang zum zweiten Tagessieg innerhalb 24 Stunden. Tiziano Riva, am Vortag im Reynard F3000 Gesamtdritter, trat am Sonntag nicht mehr an.
Maurers Disqualifikation vom Samstag brachte Philip Egli wie der Triumph am Sonntag auch je 20 Punkte für die Slalom-Minimeisterschaft 2021 ein. Dass ihm damit die Bronzemedaille zufällt, weil ansonsten nur zwei Tourenwagen-Konkurrenten in vollen Klassen eine weisse Weste behielten, ist eine weitere Folge des nicht nachvollziehbaren Torrichterentscheides.
Mehr konnte Darani nicht tun
Die zwei im Juli in Frauenfeld und am vergangenen Wochenende in Ambri ebenfalls ungeschlagenen Herren hiessen Christian Darani und Martin Bürki. Beide verblüfften mit ihren Fahrten. Der Tessiner legte am Steuer seines Fiat X1/9 an beiden Tagen die Tourenwagen-Bestzeit hin.
Am Samstag machte sie ihm E1-2000-Klassenkollege Reto Steiner im Ford Escort RS streitig, am Sonntag Christoph Zwahlen als bester der Porsche-GT3-Piloten, wobei der Pfyner eine deutlich weniger nasse Fahrbahn vorfand als die im Feld zuvor gestarteten Darani und Bürki.
Bürkis Erfolgsrechnung ging auf
Stichwort Bürki: Der Titelverteidiger legte am Samstag nach Bremsproblemen im ersten Rennlauf einen sauberen zweiten Durchgang zur Sicherstellung der vollen Punkte hin und zeigte dann am Sonntag im Nassen einen Traumlauf. Mit 1600 Kubik im VW Polo realisierte er die sechstbeste Zeit, zwei Hundertstel vor seinem ebenfalls bestens aufgelegten, aber weniger routinierten Namensvetter im Dreiliter-BMW E33.
Schneller war neben Darani und Zwahlen nur Patrick Drack in einem Porsche 991 GT3 Cup. Dass Bürkis Kollegen von MB Motorsport mit ihrer Teilnahme für eine grössere Anzahl geschlagener Klassenkonkurrenten sorgten und so Daranis Titelgewinn verhinderten, darauf haben wir schon in der Vorschau aufmerksam gemacht.
Dass die Erfolgsrechnung nur deswegen aufging, ist irrelevant und freut den alten und neuen Meister trotzdem.
Martin Bürki: «Sieben Meistertitel in Folge hat noch keiner geschafft. Und auf die Zeit am Sonntag darf ich stolz sein. Es mussten alle ihre Register ziehen und einen grossen Aufwand nur für drei Slaloms betreiben.»
Geering schlägt zweimal zu
Jürg Ochsner, der laut ex-aequo-Regelung als Tabellenführer ins Tessin reiste, musste sich am Samstag Marco Geering in einem ebenfalls potenten Opel Kadett 16V (aber noch mit 4-Gang-H-Schaltung statt sequenziell) geschlagen geben. Am Sonntag doppelte Geering nach, während Ochsner (4.) zu viele Patzer passierten und er so aus den Medaillenrängen fiel.
Der undankbare vierte SM-Schlussrang geht nach unserer Berechnung inoffiziell an Christoph Zwahlen vor Geering, der 2019 in Ambri seinen ersten nationalen Klassensieg gefeiert hatte.
Renault-Meistertitel an Thomas Zürcher
Im Renault Classic Cup entschied Denis Wolf beide Rennen vor Thomas Zürcher für sich. Dem knapp Geschlagenen genügten aber auch zwei zweite Ränge zur Sicherstellung seines sechsten Titelgewinns in dieser privaten Meisterschaft für die Clio-Cup-Modelle II, III und IV.