Bergrennen Gurnigel: Die letzte Meisterkür

BERGUERAND VOR TITELGEWINN Beim Bergrennen am Gurnigel fallen am kommenden Wochenende die letzten SM-Entscheidungen. Hausherr Marcel Steiner kann Eric Berguerands siebten Titelgewinn kaum mehr verhindern.

Letztmals siegte Eric Berguerand 2018 am Gurnigel. Wenn es das Wetter zulässt, wird er seinen eigenen Streckenrekord unterbieten (Foto: Ramon Hänggi).

Der traditionelle Anlass mit internationaler Beteiligung, organisiert vom Verein Bergrennen Gurnigel, bildet den Finallauf zur Schweizer Bergmeisterschaft 2022. In den verschiedenen Kategorien werden rund 220 Fahrer am Start in Rüti bei Riggisberg erwartet.

Die kurvenreiche, mittelschnelle Bergrennstrecke endet nach 3734 Metern im Gurnigelbad und gilt als technisch anspruchsvoll. Im Startbereich, auf der Laas und in der Zielkurve geniesst das Publikum von den Naturtribünen aus einen schönen Blick auf das Renngeschehen.

Eric Berguerand so gut wie Meister
Im Mittelpunkt des 51. Nationalen Bergrennen am Gurnigel – egal bei welchem Wetter – wird der Kampf um den Tagessieg stehen. Favorit ist Eric Berguerand mit seinem rund 500 PS starken Lola FA99. Der 43-jährige Familienvater aus Charrat gewann in diesem Jahr bereits vier Schweizer Bergrennen in Rekordzeit.

Seit 2018 hält der Walliser auch am Gurnigel den Streckenrekord (1:39,81 = 134,67 km/h), der bei guten äusseren Bedingungen zweifellos fallen wird. Berguerand steht praktisch als Schweizer Bergmeister der Rennsportwagen 2022 fest, da er rechnerisch nur noch einen einzigen Punkt benötigt, den es aber schon allein für die Zielankunft gibt.

Marcel Steiner gibt nicht auf
Lokalmatador Marcel Steiner macht sich daher keine grossen Hoffnungen, ihn am Steuer seines LobArt-Sportwagens am siebten Titelgewinn (wenn man den Berg-Cup von 2005 dazu zählt) hindern zu können.

Weil der in Zusammenarbeit mit Helftec Engineering aus Hildisrieden LU entwickelte Turbomotor auf Honda-Basis nach langer Erprobungsphase endlich gut läuft, wird Steiner allerdings alles geben, um sich den ersten Gurnigelsieg seit 2012 zu sichern. Danach siegte Berguerand ununterbrochen, ehe sich Thomas Amweg im Regenrennen von 2019 durchsetzte.

Obwohl die Chance minimal ist, gibt sich der Hausherr noch nicht geschlagen.

Marcel Steiner: «Ich bin Eric zuletzt in Oberhallau zwar ziemlich nahegekommen, aber am Gurnigel sehe ich ihn mit seinem optimalen Rennwagen eher im Vorteil. Beim Heimrennen bin ich aber immer besonders motiviert, daher ist alles möglich.»

Zu den weiteren Anwärtern aufs begehrte Gesamtsiegerpodium zählen Robin Faustini im Osella FA30, der als Meisterschaftsdritter feststeht, und Thomas Amweg in dem einst von seinem Vater, Bergkönig Fredy Amweg, zuletzt pilotierten und inzwischen frisch restaurierten Lola F3000. Amweg gewann am vergangenen Wochenende mit dem ebenfalls vom Papa früher eingesetzten Martini-BMW F2 zum sechsten Mal das Arosa Classic Car Bergrennen.

Der Walliser Joël Grand wird mit dem von Simon Hugentobler entliehenen Reynard F3000 hingegen nur starten, wenn es nicht regnet.

Kampf um den dritten SM-Rang bei den Tourenwagen
Bei den Tourenwagen steht Reto Meisel im selbst gebauten Mercedes SLK 340 seit Oberhallau als Meister fest. Roger Schnellmann im monströsen Mitsubishi Evo VIII benötigt nur noch eine Handvoll Punkte zur Sicherstellung des zweiten Platzes. Theoretisch kommen auch Bruno Sawatzki und Frédéric Neff mit ihren Porsche aus der Gruppe der InterSwiss-Spezialwagen noch für den zweiten SM-Rang infrage, ansonsten machen sie den dritten SM-Rang unter sich aus. Nur vier Punkte trennen sie.

Eine theoretische Chance hat auch noch Romeo Nüssli (Galerie links, Foto Cornevaux), dessen Stärke am Steuer des Ford Escort Cosworth bei Regen bekannt ist. Im Erfolgsfall müssten Sawatzki und Neff aber fast komplett scheitern, damit Nüssli mit dem E1-Gruppensieg über Meisel und Schnellmann vom neunten auf den dritten SM-Rang vorstiesse.

15. Meistertitel für Martin Bürki liegt bereit
Nur noch ein Ausfall kann Martin Bürkis vierten Gewinn des Berg-Pokals für hubraumkleinere Fahrzeuge (Galerie rechts) vereiteln. Nur Titelverteidiger Philipp Krebs (Galerie Mitte) und Sébastien Coquoz im Opel Kadett C aus der E1-2000 können bei neuerlichen Klassensiegen wie Bürki noch auf die maximale Punktzahl (80) kommen.

Weil er daneben zwei Nuller hat (Absenzen in Hemberg und Oberhallau), ist Coquoz aus dem Spiel. Bei einem Ausfall des Tabellenleaders hätte Krebs wie Bürki nebst einem Nuller (für die Absenz in La Roche) einen «Fünfzehner» als erstes Streichresultat vorzuweisen. Als weiteres Unterscheidungskriterium bei den sechs gezählten Bergrennen, von denen die vier besten Resultate zählen, wird die Anzahl geschlagener Gegner herangezogen – und dann wäre Krebs der Berg-Pokalsieger.

Kommt MB allerdings nur ins Ziel und lässt sich dadurch mindestens einen Punkt als zweites Streichresultat gutschreiben, sichert er sich Titel Nr. 14 und 15 in der Karriere, 13 mit dem optimalen VW Polo 1600, davon neun in der Slalom-SM. Zwei weitere Titel errang der 54-jährige Berner 2006 und 2013 in der Opel OPC Challenge.

Philipp Krebs: „Martin macht das schon. Aber zusammengezählt wird immer erst am Schluss. Einen Ausfall wünscht man niemanden, aber meine Chance ist immer noch reell.“

Krebs nimmt Abschied vom Clio II
Schon entschieden ist der Renault Classic Cup zugunsten von Denis Wolf im Clio III. In dem von Fahrern aus der Equipe Bernoise dominierten Markenpokal führt der Weg zum Sieg aber nur über den bereits erwähnten Philipp Krebs, der mit seinem für die Strecke geeigneteren Clio II schon oft gewann.

Für Krebs wird es das letzte Rennen mit dem seit 2004 (!) erfolgreich bewegten schwarzen Auto sein, da er auf einen Clio RS III Cup wechselt und es den Gegnern 2023 damit zeigen will. Michael Schläpfer (Clio III) ist ebenfalls bereits Vizemeister und mit nur sieben Resultaten aus 13 möglichen Rennen wird Krebs wohl Dritter.

Zuschauer geniessen auf der Laas einen herrlichen Blick auf die Rennstrecke. Dieses Jahr kriegen sie wieder einen Rennlauf mehr geboten.

Mehrwert für Fahrer und Publikum
Am Samstag stehen ab 7 Uhr bis ca. 17.30 Uhr drei Trainingsläufe für alle Kategorien auf dem Programm. Am Sonntagmorgen beginnt um die gleiche Zeit der erste Rennlauf. Das Klassement erfolgt nach Addition der zwei schnellsten Zeiten.

Drei Rennläufe am Gurnigel gab es letztmals beim unvergesslichen 100-Jahr-Jubiläumsrennen von 2010. Zwölf Jahre später will man Fahrern und Publikum wieder mehr bieten. Dafür gibt es keine historischen Renntöffs mehr.

Eintrittskarten sind am einfachsten und schnellsten mit Rabatt im Vorverkauf über die Homepage zu beziehen. Dort sind auch weitere Informationen und viel Wissenswertes zu diesem bereits in der Vorkriegszeit ausgetragenen Bergrennen am Gurnigel zu erfahren.

gurnigelrennen.ch

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