Sehcar-Porsche: Zurück auf die Rennpiste

UNIKAT Ein Sauber-Sammler hat den einst von Walter Brun in Auftrag gegeben Sehcar-Porsche fahrbereit gemacht. Den einzigartigen Gruppe-C-Sportwagen wird man nach 36 Jahren bald wieder zur Demonstration auf Rennstrecken sehen. Der in der Kombination Chassis/Motor einzigartige Sportwagen nach Gruppe-C-Reglement entstand im Winter 1982/83 im Auftrag von Walter Brun. Im Prinzip entsprach der Sehcar dem 1982 […]

Der SHS C6 war Peter Saubers erster Gruppe-C-Sportwagen. Dem Sammler gehört das legendäre BASF-Auto, den Ikonen wie Hans-Joachim Stuck und Hans Heyer pilotierten.

Der in der Kombination Chassis/Motor einzigartige Sportwagen nach Gruppe-C-Reglement entstand im Winter 1982/83 im Auftrag von Walter Brun. Im Prinzip entsprach der Sehcar dem 1982 von Peter Sauber konstruierten SHS C6. Die Versalien standen für die Firma Seger+Hoffmann, welche die Verkleidung anfertigte, und Peter Sauber, der die Chassis baute.

Aufgekauft von Walter Brun
GS Motorsport aus Freiburg im Breisgau setzte die SHS Sauber C6 in der Marken-WM und der Deutschen Rennsport Meisterschaft ein. Als die süddeutsche Firma im Spätsommer 1982 vor dem Ruin stand, übernahm der schnelle Luzerner Privatfahrer die ganze Mannschaft und gründete daraufhin Brun Motorsport.

Die Premiere des neuen Schweizer Teams am 19. September 1982 verlief mit dem fünften Gesamtrang von Walter Brun und Siegfried Müller jr. bei den 1000 Kilometern von Mugello sehr gut. Gerne hätte der gewiefte Geschäftsmann aus Stans damals schon den neuen Überflieger vom Typ Porsche 956 angeschafft. Da die ersten Exemplare für Kunden aber bereits ausverkauft waren, blieb Brun für 1983 vorerst bei der Schweizer Konstruktion.

Drei C6 mit drei Motoren
In jener Saison hiessen die Sportwagen aber nicht mehr SHS Sauber, sondern liefen in Anlehnung an Seger+Hoffmann unter dem Namen Sehcar mit der Typenbezeichnung C83. Ein Auto hatte weiterhin einen Ford-Cosworth-V8-Saugmotor im Heck mit dem typischen Deltaflügel, in den zweiten kam ein von Schnitzer entwickelter BMW-Sechszylinder-Turbomotor.

Damit hatte Brun beim 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring – dem letzten auf der Nordschleife – einen schweren Unfall. Der Luzerner kam jedoch mit einem gebrochenen Arm und Prellungen relativ glimpflich davon.

Ein drittes neues Chassis bekam Brun Motorsport von Thompson aus England, in das ein Porsche-Turbomotor vom Typ 935/76 kam. Über den gleichen Antrieb verfügten die 1982 nur vom Werk und ab 1983 auch von Kundenteams eingesetzten Überflieger Porsche 956.

Der Sehcar-Porsche im Fahrerlager von Le Mans 1983. Zum Einsatz kam er nur bei ein paar Trainingsrunden.

Erst Debakel in Le Mans, dann auf Weg zum WM-Titel
Dieser private Sehcar-Porsche, mit dem Peter Sauber nichts mehr zu tun hatte, wurde erst im letzten Moment quasi auf dem Rennplatz von Le Mans fertig. Im Gegensatz zum Porsche-Antriebsstrang hielt die von der eigentlich fähigen Steckborner Karosseriefirma angefertigte Verkleidung den Belastungen der Hochgeschwindigkeitsstrecke nicht stand.

Nach mehreren Zwischenfällen zog Brun den «Stehcar» nach dem Training (35. Zeit) vom 24-Stunden-Rennen zurück und gab ihn entnervt an Seger+Hoffmann zurück. Noch vor Ort bestellte der ehrgeizige und umtriebige Teamchef, der sein Geld mit Spielautomaten machte, einen Porsche 956, dem e¡nige weitere Gruppe-C-Sportwagen aus Weissach folgten.

Der Rest ist Geschichte: 1986 errang Brun Motorsport den Team-WM-Titel über die Werkswagen von Porsche, Jaguar und andere Kundenteams, 1987 den zweiten Rang.

Der Sehcar-Porsche auf dem Parkplatz von Seger+Hoffmann in Steckborn, bevor ihn die Thurgauer verkauften.

Wenigstens ein zählbares Resultat
Der Sehcar-Porsche tauchte 1984 nochmals unter der Bewerbung der Procar Automobile AG von Angelo Pallavicini auf, der das ganze Material von den Thurgauern erstanden hatte. In fünf Anläufen gab es eine Zielankunft.

So ging der Sehcar-Porsche mit einem 15. Platz durch Huub Rothengatter (NL) und Clemens Schickentanz (D) in die Annalen eines WM-Laufs ein. Nach einem weiteren Ausfall beim letzten Interserie-Rennen 1984 im Rahmen der Formel 1 auf dem neuen Nürburgring mit Harald Grohs am Steuer verschwand dieses Unikat von der Bildfläche.

Wiederaufbau aus Einzelteilen
Nach langem Insistieren beim Nachbesitzer und mit Glück kam ein Sauber-Sammler aus der Nordwestschweiz, der an dieser Stelle nicht genannt werden möchte, zum Sehcar-Porsche. Aus vollständig vorhandenen originalen Einzelteilen baute er ihn wieder auf.

Erstaunlich sei gewesen, dass trotz der langen Aufbewahrungszeit praktisch die letzte Schraube noch vorhanden war. Dies habe den Wiederbau enorm vereinfacht.

Da der spätere Verwendungszweck noch nicht klar ist, werden momentan die FIA-Papiere erstellt. Nur damit wäre das Auto künftig im Wettbewerb zugelassen, etwa bei der Le Mans Classic oder der historischen Gruppe-C-Rennserie. Der neue Besitzer selbst hat dies jedoch nicht vor, sondern will den Sportwagen bei klassischen Veranstaltungen in Aktion zeigen.

Rückkehr bei Demofahrten
Um ihn ab diesem Jahr – oder 2021, wenn nicht vorher möglich – ohne das Risiko eines Motorschadens zu fahren, wird in Erwägung gezogen, einen moderneren Turbomotor aus dem Porsche 996 anstatt dem historischen 935/76 Turbo einzubauen.

So wird dieser einmalige Sportwagen 36 Jahre nach seiner letzten Verwendung wieder auf abgesperrten Strecken zu sehen sein. Und dies in absehbarer Zeit sogar zum ersten Mal überhaupt in der Schweiz.

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Brun Motorsport

 

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