Unfallstatistik 2016: Tiefste Zahl an Todesopfern seit 1945

UNFALLSTATISTIK Auf Schweizer Strassen starben im vergangenen Jahr 216 Menschen, 37 weniger als 2015 (-15%). Dies geht aus dem Unfallregister des Bundesamtes für Strassen (Astra) hervor. Wir fragten nach den Ursachen. Seit Beginn der bundesweiten Zählung 1940 war der Wert nur 1945 mit 211 Getöteten geringer. 1971 lag er bei 1773 (höchster Stand). Seither sank die […]

Indexierte Entwicklung der schweren Personenschäden nach Verkehrsteilnahme (Quelle: bfu)

Seit Beginn der bundesweiten Zählung 1940 war der Wert nur 1945 mit 211 Getöteten geringer. 1971 lag er bei 1773 (höchster Stand). Seither sank die Zahl kontinuierlich um insgesamt 88 Prozent. Vor allem bei den Motorradfahrenden gab es massiv weniger Getötete, 2016 wurden bei Verkehrsunfällen 43 Motorradfahrende tödlich verletzt (- 35 Prozent). Bei den Insassen von Personenwagen starben wie im Vorjahr 75 Menschen. Die Anzahl der Schwerverletzten ging um 1 Prozent auf 3785 zurück.

Getötete und schwerverletzte E-Bike- und Fahrradfahrende auf hohem Niveau
Bei den Fahrradfahrenden sind 24 Todesopfer zu verzeichnen, eine Person weniger als 2015. Die Zahl der Schwerverletzten stieg hingegen von 838 auf 854 Personen leicht an. Das vermehrte Aufkommen von E-Bikes in den letzten Jahren hat zu einem deutlichen Anstieg der Unfallopfer geführt und erreichte bei den Getöteten 2015 und bei den Schwerverletzten 2016 einen Höchstwert. Mit insgesamt 210 Unfallopfern zeigen die Zahlen eine steigende Tendenz. Zwei Drittel davon sind Personen über 50 Jahre. Rund ein Viertel der schwerverunfallten E-Bike-Fahrenden war mit einem schnellen E-Bike mit einer Tretunterstützung bis max. 45 km/h unterwegs.

Abnahme bei den tödlich verunfallten Fussgängerinnen und Fussgängern
Bei den Fussgängerinnen und Fussgängern verunfallten 50 Menschen tödlich. Das entspricht einer Abnahme um 14 Prozent. Unter den Getöteten waren fünf Kleinkinder (bis 4 Jahre). Sie verunglückten abseits eines Fussgängerstreifens. Knapp die Hälfte der getöteten Fussgängerinnen und Fussgänger waren Senioren. Mehrheitlich starben auch diese abseits eines Fussgängerstreifens.

Wir befragten dazu Thomas Rohrbach vom Astra, Abteilung Information und Kommunikation, zur Unfallstatistik:

AutoSprintCH: Der Rückgang der Todesopfer bei den Motorradfahrern ist auffällig gross. Wo sehen Sie die Gründe?
Thomas Rohrbach: Bei allen Zweirädern spielt die Witterung eine grosse Rolle. Bei schlechtem Wetter und wenn z.B. der Frühling spät kommt, so wie wir es letztes Jahr hatten, wird weniger gefahren und das führt zu einer guten Unfallstatistik. E-Bikes und Motorroller sind jedoch inzwischen Alltagsverkehrsmittel geworden, weshalb dort die Schwankungen geringer sind.

Trotzdem ist die Strasse so sicher wie seit 1945 nicht mehr. Man kann bestimmt von einem Trend sprechen?
Ja und das erst noch bei massiv mehr Verkehr. Nach dem Höhepunkt 1971 griffen die sogenannten Hammermassnahmen: Einführung des Gurten- und Helmobligatoriums, es folgten Tempolimiten, Alkohollimiten, die später verschärft wurden, Kreuzungen wurden sicherer und übersichtlicher ausgebaut, es gibt bessere Leitplanken und auch die Fahrzeuge wurden sicherer. Heute hat beispielsweise fast jedes neue Motorrad ABS. Zudem ist der Verkehr in den Agglomerationen viel dichter als früher, man ist mit geringerer Geschwindigkeit unterwegs, was die Folgen von Unfällen ebenfalls deutlich reduziert.

Man kann also nur noch wenig tun?
Es ist ein Zusammenspiel verschiedenster Faktoren und Massnahmen, die ihre Wirkung entfalten. Es gibt aber immer Lücken, die geschlossen werden müssen. Und da ist auch der Faktor Mensch. Darum ist es möglich und nötig, Auto- und Töfffahrer mit Kampagnen zu sensibilisieren. Wir sind dankbar, dass die Zahl der Opfer so tief ist. Uns ist aber bewusst, dass es jederzeit anders werden kann, denn absolute Sicherheit im Strassenverkehr gibt es nicht und wird es nie geben, selbst wenn wir eines Tages autonom fahren. Es sind immer noch Fahrzeuge auf Infrastrukturen unterwegs. Es braucht nur einen oder zwei individuelle Fehler mit grossen Auswirkungen und schon sieht die Statistik wieder anders aus.

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