Seat/Cupra: Wayne Griffiths hat die Marken im Griff
HERAUSFORDERUNG Totgesagte leben länger: Seat mit Cupra auf Rekordfahrt. Die Spanier in deutschen Händen erzielten 2023 das beste Ergebnis in ihrer 73-jährigen Geschichte. Ein überraschendes Ergebnis.
Das von vielen bereits abgeschriebene Unternehmen ist wiederauferstanden: 14,3 Milliarden Euro Umsatz (2022: 10,9), 625 Mio Euro Betriebsgewinn (2022: 33) und 519 176 verkaufte Autos (2022: 385 592). Wer solche Zahlen präsentiert, pfeift nicht aus dem letzten Loch.
CEO Wayne Griffiths weiss eben wie es geht: «Das vergangene Jahr war für die Autoindustrie und für unser Unternehmen ein Jahr mit grossen Herausforderungen, in dem wir durch ein Meer von Unsicherheiten navigierten und gleichzeitig den grössten Wandel in unserer Geschichte durchliefen.»
Wachstumstreiber ist Cupra
Trotz Kriegen in der Ukraine und in Gaza, hoher Inflation, Logistikproblemen und gestiegenen Rohstoffpreisen startete Seat durch. «Im Jahr 2023 hat Seat einen grossen Schritt auf ihrem Weg der Transformation gemacht», sagt Finanzchef David Powels.
Klar: Von tiefem Niveau, das Jahr 2022 war miserabel. Und auch ganz klar: Grosser Wachstumstreiber war Cupra. Er konnte über 50 Prozent zulegen und kam auf 230 739 Verkäufe. Das entspricht fast der Hälfte aller abgesetzten Autos von Seat. Auf den ersten Blick sieht das nach einem schleichenden Aus für Seat aus. Denn auch künftig gibt es von der Hauptmarkte keinen einzigen Stromer, anders bei Cupra.
Doch CEO Griffiths sieht das anders: «Wir können nicht alles aufs Mal machen. Die top Performance von Cupra komme auch Seat zugute. Im richtigen Zeitpunkt werden wir mit einer Stromerlösung kommen. Seat habe die jüngsten Kunden und deshalb ist die Marke ideal für ein E-Car-Einstiegsmodell. Das Beste liegt noch vor uns. Versporochen»
Zentrum der Elektrifizierung
Keinen Zweifel lässt der CEO daran, dass der E-Mobilität unsere Zukunft gehört: «Emissionsfreie Autos zu bauen ist unsere Aufgabe!» Das sonnenverwöhnte Spanien möchte er mit Seat zum Zentrum der Elektrifizierung in Europa machen. Seat und VW investieren rund 10 Milliarden Euro. Er fordert, dass jetzt auch die Politik in Spanien und in der EU ebenfalls ihre Hausaufgaben macht und von der momentanen Überregulierung wegkommt.
Für Griffiths ist klar: «Es gibt zwei Möglichkeiten: Aktiv für Umbruch sorgen – oder man wird umgebrochen. Wir drücken aufs Pedal. Neu auch in den USA. Cupra wird bis Ende des Jahrzehnts in den US-Markt eintreten. Vorerst mit zwei Stromern. Einem elektrifizierten Formentor sowie einem speziell für die USA konzipierten SUV.»
Bisher grösste Produkteoffensive
Was noch? Der Seat Ibiza und der Seat Arona werden 2025 ein Facelift erhalten. Auch der Leon wird im Laufe von 2024 verjüngt. Noch weiss man nicht, wie stark er sich von seinem Cupra-Zwilling unterscheiden wird. Der Ateca wird ebenfalls aktualisiert. Bei Cupra ist 2024 der Start zur bisher grössten Produkteoffensive: Noch dieses Jahr werden der Tavascan und der Terramar präsentiert (Galerie Mitte). Das ist nicht alles: Hinzu kommen in den nächsten Wochen aktualisierte Versionen des Leon und des Formentor. Die Spanier wollen es wissen.