Hyundai: Nadine Sigrist fährt mit Wasserstoff
ALTERNATIVE IM TEST Seit gut einem Monat sind in der Schweiz zehn schwere Hyundai-Trucks mit umweltfreundlichem, nachhaltigem Wasserstoffantrieb unterwegs. Drei allein für die Migros-Genossenschaften Ostschweiz, Zürich und Verteilbetrieb Suhr. AutoSprintCH hat sich ins Cockpit des Trucks von Nadine Sigrist gesetzt, um die nachhaltige Antriebstechnologie in der Praxis zu erfahren. Erste Auslieferungen in der Schweiz «Wir […]
AutoSprintCH hat sich ins Cockpit des Trucks von Nadine Sigrist gesetzt, um die nachhaltige Antriebstechnologie in der Praxis zu erfahren.
Erste Auslieferungen in der Schweiz
«Wir beginnen heute mit der Dekarbonisierung des Strassentransports.»
Mit diesen Worten übergab Mark Freymüller, CEO von Hyundai Hydrogen Mobility im Oktober im Verkehrshaus Luzern die Schlüssel von zehn Brennstoffzellen-Lastwagen an Fahrer oder Besitzer.
Dabei wurden mit dem Hyundai Xcient Fuelcell weltweit erstmals Serienlastwagen mit der nachhaltigen Antriebstechnologie an Schweizer Kunden ausgeliefert – unter anderem an die Migros-Genossenschaften Ostschweiz und Zürich sowie an den Migros-Verteilbetrieb Suhr.
Täglich 275 emissionsfreie Kilometer
Die 24-jährige Chauffeuse Nadine Sigrist aus Schönenberg ZH steht täglich um 3.15 Uhr auf. Um 4.45 Uhr beginnt ihr Arbeitstag in Zürich Herdern, wo ihr Hyundai stationiert ist.
Am Vormittag fährt Nadine stets dieselbe Tour mit Frischeprodukten in der Region Zürisee zwischen Siebnen SZ und Wittikon. Am Mittag lädt sie im Verteilzentrum Neuendorf SO Non-Food auf den Anhänger und tankt auf dem Rückweg in ihr Verteilgebiet an der neuen Wasserstofftankstelle in Zofingen.
Nadine Sigrist: «Das Tanken ist ähnlich wie bei Biogas. Man steckt den Schlauch auf den Stutzen am Fahrzeug und verriegelt ihn mit einem Hebel. Per Knopfdruck wird getankt – das dauert zwischen zehn und 15 Minuten. Im Durchschnitt lege ich täglich rund 275 emissionsfreie Kilometer zurück.»
Reichweitenangst ist Vergangenheit
Das hört sich gut an. Ich klettere in die Kabine und setze mich hinters Lenkrad, um mir von der Zukunftstechnologie selbst ein Bild zu machen.
Die Ausstattung ist einfach gehalten, das Cockpit übersichtlich, die Tasten und Schalter mit Interieur-Charme eines Personenwagens wirken vertraut.
Den Fuss auf die Bremse, Startknopf drücken, Automatik auf «D» stellen, Feststellbremse lösen – und los geht’s!
Fast lautlos und sanft setzt sich der Koloss in Bewegung.
Anfahren wie ein galoppierender Büffel
Nadine Sigrist: «Er ist sehr ruhig. Und das grosse Drehmoment beim Anfahren ermöglicht mir an der Ampel, beim Umschalten auf Grün mit den Autos mitzuhalten.»
Ob das stimmt, möchte ich in Aktion erleben. Mit dem festen Druck aufs Gaspedal wird aus der gemächlich trottenden Kuh augenblicklich ein galoppierender Büffel. Man wähnt sich in einem Race-Truck.
Meine Beifahrerin ergänzt: «Sonst fährt sich der Hyundai gleich wie ein Dieselfahrzeug. Grundsätzlich sind die Leute fasziniert und neugierig. Ich bin schon mehrfach auf der Strasse fotografiert und auch gefragt worden, wie die Technik funktioniert.»
Brennstoffzellentechnologie aus der Serie
Bei den in der Schweiz ausgelieferten Modell nutzt Hyundai zwei überarbeitete Brennstoffzellen-Stacks aus dem Personenwagen Nexo. Sie leisten einzeln je 95 kW, in Kombination 190 kW.
Als Puffer zur Rekuperation und zum Abdecken von Leistungsspitzen ist eine Lithium-Ionen-Batterie mit 73,2 kWh Kapazität dazugeschaltet.
Drehmoment von 3400 Nm und 350 kW
Der Elektromotor von Siemens zwischen den Längsträgern im Chassis leistet 350 kW (476 PS) und weist 3400 Nm Drehmomentmaximum auf. Über eine 6-Gang-Automatik wird die Kraft auf die Achse übertragen.
In insgesamt sieben Tanks werden 34,5 Kilo Wasserstoff mitgeführt, die bei Anhängerbetrieb und Kühlaufbau selbst im Winter eine Reichweite von 400 Kilometern garantieren.