Grenzwerte: Noch kleine Chance für eFuels
ES WIRD KNAPP In einem Trilog-Verfahren haben EU-Kommission, EU-Parlament und EU-Ministerrat entschieden, ab 2035 die Neuzulassung von Personenwagen, die im Betrieb auch nur ein Gramm CO2 ausstossen, zu verbieten.
Synthetische Kraftstoffe, mit denen sich nicht nur neue Autos, sondern praktisch die gesamte Bestandsflotte CO2-neutral betreiben liessen, werden auf die Grenzwerte nicht angerechnet. Damit entfällt für Verbraucher und Industrie der Anreiz zur Entwicklung von eFuels, um auf diese Weise den CO2-Ausstoss zeitnah massiv zu verringern.
2026 ist nochmals eine Überprüfung angesetzt
Ganz eindeutig ist die Entscheidung aber nicht. Denn für 2026 ist nochmals eine Überprüfung angesetzt, bei der die tatsächlichen Emissionen untersucht und auch synthetische Kraftstoffe nochmals bewertet werden sollen. Und dabei könnte dann auch noch einmal über die Emissionen diskutiert werden, die nicht nur bei der Produktion und Entsorgung von Elektroautos anfallen, sondern auch während der relativ kurzen Lebensdauer von E-Mobilen. Denn bei der Produktion des Stroms, um sie zu betreiben, fallen in vielen europäischen Staaten hohe CO2-Emissionen an.
Entscheidung ist Rückschlag für den Klimaschutz
Schon jetzt hagelt es Kritik an der aktuellen Entscheidung. Brüssel habe «eine grosse Chance vertan, die Zukunft der individuellen Mobilität technologieoffen zu gestalten» sagt Jürgen Karpinski, Präsident des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Uniti, die Interessenvertretung mittelständischer Mineralölunternehmen, spricht sogar von einem Rückschlag für den Klimaschutz.
Der Verband der Automobilindustrie stellt lakonisch fest, dass ambitionierte Ziele festgeschrieben worden seien, ohne die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Dabei verweist der VDA auf die mangelhafte Ladeinfrastruktur, auf drohende geopolitische Abhängigkeiten und auf Defizite bei den erneuerbaren Energien.
Verbandspräsidentin Hildegard Müller: «Um Diversifizierung und Resilienz tatsächlich zu realisieren, muss ein technologieoffener Ansatz gewährleistet sein. Dazu gehörten auch synthetische Kraftstoffe.»
Verschärfte Werte für Verbrauch und Emissionen
Schon vor 2035 werden die Grenzwerte für Verbrauch und Emissionen nochmals deutlich verschärft. Davon werden vor allem Plug-In-Hybride profitieren, deren Realverbräuche regelmässig viel schlechter als die Normwerte sind. Sparsame und erschwingliche Otto- und Dieselmotoren ohne Hybridisierung dürften mit Strafabgaben belegt werden.
Während Europa das Verbot des klassischen Antriebs weiterhin offensiv betreibt, hat China die strikte Festlegung auf die E-Mobilität aufgegeben; dort setzen Politik und Industrie inzwischen auch wieder auf neue, saubere Verbrennungsmotoren. Und in Nordamerika hat die Debatte um die von Präsident Joe Biden angestrebten hohen Elektro-Quoten den Wahlkampf erreicht.
Quelle: Auto-Medienportal.net
ec.europa.eu