Formel 1: Pirelli ist breit aufgestellt
FORMEL 1 Auf dem GP-Kurs von Barcelona begannen die Formel-1-Teams am Montag mit ihrer Testarbeit im Hinblick auf den WM-Start vom 26. März in Australien. Fast alles dreht sich dabei um die neue Reifengeneration von Pirelli. Die neue Fahrzeug-Generation hat in erster Linie mit der Reifenentwicklung zu tun. Bei Pirelli, seit 2011 alleiniger Ausrüster in […]
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Die neue Fahrzeug-Generation hat in erster Linie mit der Reifenentwicklung zu tun. Bei Pirelli, seit 2011 alleiniger Ausrüster in der Formel 1, wird von einer Revolution gesprochen. Die im Vergleich zu 2016 deutlich breiteren Reifen sind eine von mehreren Massnahmen, um die GP-Boliden attraktiver und schneller zu machen. Je nach Strecke wird ein Zeitgewinn von zwei bis sechs Sekunden erwartet. Am ersten Testtag in Barcelona unterbot Lewis Hamilton seine Vorjahres-Bestzeit aus dem Qualifying bereits um zweieinhalb Zehntel, obwohl es überhaupt noch nicht um Bestzeiten ging.
Die Slicks in fünf verschiedenen Mischungen von ultrasoft (lila) bis hart (orange) weisen auf der Vorderachse die Dimension 305/670-13 und hinten 405/670-13 auf. Der Durchmesser der Intermediates für feuchten Asphalt ohne Wasserlachen (grün) beträgt 675 mm, bei den reinen Regenreifen sind es 680 mm. Der Regenreifen verdrängt bei Höchstgeschwindigkeit rund 65 Liter Wasser pro Sekunde, im vergangenen Jahr waren es 60 Liter.
Mit den neuen Walzen einher gehen grössere Flügel und eine verbesserte Aerodynamik. All dies bewirkt einen um bis zu 20 Prozent höheren Abtrieb. Durch die rund 25% höhere Querbeschleunigung in den Kurven werden die Fahrer physisch mehr gefordert. „Ich habe meine Fitness heute wirklich auf die Probe gestellt. Diese Testtage sind wie Training. Die G-Kräfte sind definitiv höher“, bestätigte Hamilton nach dem ersten Testtag.
Eine völlig neue Philosophie
Weil die gestiegenen Kurvengeschwindigkeiten auch zu höheren Belastungen der Reifen führen, entwickelte Pirelli eine völlig neue Philosophie. In jüngster Vergangenheit folgte man der Vorgabe der F1-Verantwortlichen, Reifen zu liefern, deren Leistung nach einer bestimmten Rundenzahl soweit abfällt, dass ein Boxenstopp notwendig wird. Die Reifen müssen länger haltbar und Autos widerstandsfähiger gegen Hitzeschäden sein. Daher entwarf Pirelli völlig neue Mischungen und eine neue Reifenstruktur. Es wird 2017 wohl mehr Rennen geben, bei denen sich die Teams für eine Einstopp-Strategie entscheiden.
Da kein aktuelles Auto für diese Entwicklung bereit stand, musste Pirelli auf Datensimulationen und modifizierte 2015er-Modelle von Ferrari, Mercedes und Red Bull zurückgreifen. An 24 Testtagen wurden auf fünf Rennstrecken rund 12000 Testkilometer zurückgelegt.
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Wie sich die neuen Regularien in der Praxis auswirken, wird man bei den Vorsaisontests noch nicht sehen. Zumal es in Barcelona kühler ist als auf manchen bevorstehenden Strecken. Aus diesem Grund erhalten alle Teams für die ersten fünf Rennen des Jahres identische Reifenkontingente. Für den Fall, dass die neuen Autos sich anders verhalten als erwartet, hat Pirelli eine Ersatzpalette vorbereitet, die der Baureihe von 2016 ähneln. Notfalls kann sie im Verlauf der Saison jederzeit zum Einsatz kommen.
Mehr über die bevorstehende Formel-1-Saison lesen Sie in der März-Ausgabe von AutoSprintCH.