Auf dem Weg zu Netto-Null

Dacia-Experte Didier Michaud erläutert exklusiv, wieso reine Elektro-Modelle Autoherstellern allein auf dem Weg zu den Klimazielen für 2050 nicht reichen und wie die Strategie bei Dacia aussieht.

Didier Michaud, Plattform & Powertrain Leader bei Dacia, verriet beim exklusiven Dacia-Talk spannende Details. Fotos: AutoSprintCH

«Wir müssen auch in der Produktion weniger CO2 ausstossen», macht Didier Michaud, Plattform & Powertrain Leader bei Dacia, klar. «Auch im Farb- und Lackbereich sowie ganz allgemein beim Energieverbrauch müssen wir effizienter werden, um die Netto-Null-Herausforderungen bis 2050 zu meistern.» Sogar bei der Entwicklung neuer Dacia- Modelle und beim Design werde daher auf CO2-Emissionen geachtet. «Wir wählen bewusst gewisse Stähle oder Materialien aus, etwa Grafit für die Batterie. Zudem müssen unseren Kunden grünere Energie für die Nutzung der Fahrzeuge anbieten.»

Didier Michaud rechnet vor, dass die Produktion für 13 Prozent der CO2-Ausstösse eines Autos verantwortlich sei: «Über 86 Prozent werden durch den Gebrauch verursacht und 1 Prozent am Ende des Autolebens beim Recycling.» Bei Dacia versucht man seine Modelle, auch E-Modelle mit ihren schweren Antriebsbatterien, möglichst leicht zu bauen. «Bei leichteren Autos können wir dann mit kleineren Motoren arbeiten », so der Franzose. Zudem versuche man mit kleinen Details die Aerodynamik jedes Fahrzeugs zu verbessern. «Wir nutzen immer mehr Recyclingmaterial; beim letzten Duster waren es 10 Prozent, beim aktuellen sind es schon 20 Prozent – etwa die durch weisse Sprenkel erkennbaren Plastikteile», erläutert Michaud.

(v.l.n.r.): Michel Jansen (Marketingdirektor, Renault Group Switzerland), Paolo Roberti (Brand Manager Dacia), Didier Michaud von Dacia, Claudia Meyer (Managing Director, Renault Group Switzerland) und Lukas Kaiser (Geschäftsleitung/Verkauf, Buga Buchental Garage AG in Oberbüren SG) im Gespräch.

Die wichtigste Massnahme, um auch Verbrenner effizienter zu machen, sei die Mildhybridisierung mit 48 Volt. «Das hilft, etwa 10 bis 15 Prozent des CO2 zu reduzieren», so der Dacia-Experte. Bei den Modellen Jogger, Duster und Bigster schafft man dank Hybridantrieb gar ein Minus von 20 bis 25 Prozent. «Die nächste Reduktionsstufe bringt dann der Elektro-Antrieb, aber auch dieser hat eine CO2-Belastung, weil man nicht nur auf den Auspuff schauen kann», so Didier Michaud unmissverständlich. Dies sei auch ein Grund, wieso Dacia nicht zur am meisten elektrifizierten Marke werden wolle. Denn die Elektrifizierung sei abhängig von Reichweiten und Batteriegrössen teils sehr teuer und der Dacia-Kunde gleichzeitig preis-affin, daher haben E-Dacias nicht erste Priorität.

«Wir bringen neue E-Modelle bei Dacia, aber nicht vor 2027 oder 2028», präzisiert Michaud. «Und der Dacia Spring ist übrigens das einzige E-Auto unter einer Tonne. Wir haben den extra genau nach den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden definiert.» Denn nur eine grosse Antriebsbatterie in ein E-Auto zu packen, mache keinen Sinn. Diese grosse Batterie verursache bei der Produktion mehr CO2 und werde im Alltag zudem kaum genutzt. Für den Dacia-Experten ist es sinnvoller, eine passende Batteriegrösse in ein E-Autos zu packen und dafür das Laden zu vereinfachen. «Dazu muss natürlich ebenfalls eine passende Infrastruktur aufgebaut werden und da gibt es noch viel zu tun», so Didier Michaud vielsagend. «Wir wissen, dass wir in 10 Jahren auch bei Dacia rein-elektrisch sein müssen, aber noch nicht aktuell!»

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