Bahrain: Perfekter Saisonstart weckt viele Hoffnungen
GP-PUNKTE UND F3-PODIUM Nicht nur bei Sauber Motorsport brach nach dem gelungenen F1-Auftakt in Bahrain Jubel aus. Auch in der Formel 2 und Formel 3 überzeugten die Schweizer.
Sauber Motorsport als Team und Fabrikant der Alfa Romeo C42 erlebte am Sonntagabend in Bahrain seinen besten Saisonbeginn seit sieben Jahren. Am 15. März 2015 fuhren Felipe Nasr und Marcus Ericsson beim GP von Australien in Melbourne von den Startplätzen 11 und 16 nach der gut anderthalbstündigen Tempobolzerei auf die Ränge 5 und 8 vor.
Ernüchterung in den weiteren Rennen
Die Stimmung im Hinwiler Team war danach ähnlich gut. Doch die Saison verlief ernüchternd – es sollte für beide Fahrer und das Team das beste Resultat des Jahres bleiben. In der Konstrukteurs-WM resultierte der achte Platz, nur McLaren-Honda und Marussia-Ferrari hatten weniger Punkte.
Mercedes feierte einen Doppelsieg im ersten Grand Prix und danach mit dem schier unschlagbaren Duo Lewis Hamilton/Nico Rosberg auf überlegen den WM-Titel.
Forza Ferrari!
2022 sind die Vorzeichen anders. Das C42-Chassis scheint gelungen zu sein, ebenso der von Maranello für die Scuderia und seine beiden Kundenteams Haas und Sauber modifizierten Turbo-Hybridmotoren. Ansonsten hätten sich die Valtteri Bottas (Galerie links) und Guanyu Zhou (Galerie rechts) nach verpatzten Starts nicht in die Top Ten zurückkämpfen können.
Der im Nu zum GP-Pilot gereifte Chinese profitierte freilich von den technisch bedingten späten Ausfällen der beiden Red Bull von Verstappen und Perez, um als Zehnter gerade noch zu punkten, während der schon mit P6 im Qualifiying und im Rennen mit vielen Überholmanövern überzeugende Finne dadurch vom achten auf den sechsten Rang vorrückte.
Der grandiose Doppelsieg der Scuderia Ferrari durch Charles Leclerc und Carlos Sainz sowie der fünfte Rang von Kevin Magnussen, der das 2021 komplett leer ausgegangene Haas F1 Team in einen Freudentaumel stürzte, unterstreichen die Leistungsfähigkeit der Power Unit aus Italien.
Kampfansage des Teamchefs
Mit den neun errungenen WM-Punkten liegt das Italo-Schweizer Team auf dem vierten Zwischenplatz der Konstrukteurswertung hinter Ferrari (maximale 44 Punkte), Mercedes (27) und Haas (10). Davon hätte auch der Teamchef kaum zu träumen gewagt, wenngleich er sich bewusst ist, dass dies kaum so bleiben wird.
Der Franzose sprach danach von einem perfekten Saisonstart.
Frédéric Vasseur: «Das Team hat Können und Durchhaltevermögen bewiesen. Nach einem schlechten Start sind wir zurückgefallen, haben uns aber an unseren Plan gehalten und sind im Feld weit nach vorne gekommen. In gewisser Weise ist das ein noch vielversprechenderes Zeichen, denn das bedeutet, dass unser Auto wirklich konkurrenzfähig ist. Wir sind uns bewusst, dass die Saison noch lang sein wird und dass unsere Konkurrenten uns schon nächste Woche in Saudi-Arabien herausfordern werden. Ganz besonders freue ich mich für Valtteri und Zhou: Ein solches Ergebnis bei ihrem ersten Rennen mit dem Team ist der beste Start für unsere Zusammenarbeit. Wir werden versuchen, darauf aufzubauen, indem wir unser Auto weiterentwickeln und auf diesem Niveau weiterkämpfen.»
Ralph Boschung weiterhin gut in Fahrt, Sieg für Sauber-Lehrling
Stark waren auch die Leistungen der beiden Schweizer Fahrern in den wichtigsten Klassen unterhalb der Formel 1, die in Bahrain ebenfalls ihre Saison begannen.
Ralph Boschung beendete beide Formel-2-Rennen im über 600 PS starken Dallara von Campos Racing aus Spanien als Vierter (Galerie links). Damit knüpfte der Walliser an seine Top-Leistungen vom Saisonfinale 2021 in Saudi-Arabien und Abu Dhabi an, wo er zweimal als Dritter erstmals aufs Podium stieg. Die Punkteausbeute war am vergangenen Wochenende noch gut wie noch nie, sodass er als Gesamtvierter nach Jeddah weiterreist.
Dank seines Sieges im Hauptrennen ist Théo Pourchaire (Galerie Mitte) der erste Tabellenleader. Der Franzose gehört seit 2019 der Sauber Academy an – schon das am Sonntagmorgen sorgte für Jubel an der Alfa/Sauber-F1-Box.
Erstes Formel-3-Podium für Saucy, Punkte für Jenzer-Team
Ein Versprechen für die Zukunft ist auch Grégoire Saucy. Der 22-jährige Jurassier beendete bereits sein ersten Rennweekend in der FIA Formel 3 als Dritter (Galerie rechts). Aufs sonntägliche Podium rückte der 22-Jährige aus Bassecourt allerdings erst nach der Zeitstrafe eines Konkurrenten vor. Nach dem vierten Platz in der Startaufstellung war dieses Resultat des letztjährigen Formel-Alpine-Meisters trotzdem hochverdient. Saucy ist übrigens der erste Schweizer, der es in der aktuellen FIA Formel 3 (seit 2019, zuvor GP3 Series) aufs Podium schaffte.
Zu ersten zwei Punkten kam auch Jenzer Motorsport. Als Neunter im Hauptrennen vom Sonntag war der Finne William Alatalo der beste der drei neuen Fahrer im Team aus Lyss. Alles in allem weckt der Ausgang aller Rennen von Bahrain Hoffnungen auf einen weiterhin erfreulichen Saisonverlauf für die Schweizer Teams und ihre Fahrer.