Skoda: Stuck auf historischer Spritzfahrt 🎥
SCHÖNER DENN JE Vor 70 Jahren startete ein Škoda Sport zu den 24 Stunden von Le Mans. Hans-Joachim Stuck unterzog das restaurierte Modell einer Probefahrt und schwärmte danach davon. Im Jahr 1950 erlebte Škoda Auto einen besonderen Moment in der Motorsportgeschichte des Unternehmens: Den bis heute einzigen Start eines Škoda-Modells beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. […]
Im Jahr 1950 erlebte Škoda Auto einen besonderen Moment in der Motorsportgeschichte des Unternehmens: Den bis heute einzigen Start eines Škoda-Modells beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans.
Der 35 Jahre später zweimal mit Porsche siegreiche Hans-Joachim Stuck unternahm mit dem restaurierten Original eine Probefahrt. „Strietzel“ erklärt im Video mit historischen und aktuellen Szenen einige Hintergründe und Eindrücke.
Gebaut für Le Mans
Für die Saison 1949 hatte der tschechische Autohersteller auf Basis des Tudor eine spezielle Rennvariante entwickelt. Der Škoda Sport, ein offener Zweisitzer, besass einen um 400 Millimeter verkürzten Radstand und eine besonders flache Pontonkarosserie aus leichtem Aluminium.
Sein Debüt gab er beim Grand Prix der Tschechoslowakei in Brünn. Das eigentliche Ziel war jedoch die Teilnahme in Le Mans am 24./25. Juni 1950. Die weiterentwickelte Version des 1101 Sport wurde von Václav Bobek und Jaroslav Netušil gefahren. Das Auto rollte auf Diagonalreifen von Barum.
Die Sensation schien zum Greifen nah
Die lange Nacht von Le Mans war fast überstanden und das Škoda-Team hielt sich in der Klasse bis 1100 ccm konstant auf dem zweiten Platz. Der französische Rennwagen-Spezialist Gordini hatte sechs Wagen ins Rennen geschickt und schien trotzdem chancenlos gegen die Tschechen zu sein, deren Sportwagen aus einfachsten Mitteln zusammengebaut war.
Der wassergekühlte Vierzylinder unter der niedrigen Fronthaube mit einem unveränderten Hubraum von 1089 ccm verdichtete etwas höher im Verhältnis 8,6:1 und verfügte über einen Solex-Vergaser. Damit stieg die Leistung des Motors gegenüber des 32 PS starken Serienmotors auf 50 PS bei 5200 Umdrehungen.
Aus mit Motorschaden
Mit dem damals üblichen Renntreibstoff – einem Mix aus Benzin, Ethanol und Azeton – erreichte der Škoda Sport eine Spitzengeschwindigkeit von 140 km/h und verbrauchte dabei nur zwölf Liter pro 100 Kilometer. Vollbetankt und mit jenen Werkzeugen und Ersatzteilen an Bord, die bei einem Reparaturstopp ausschliesslich benutzt werden durften, brachte er 700 Kilogramm auf die Waage.
Das Rennen verlief für das Škoda-Duo bis zum Morgengrauen reibungslos. In der 115. Runde das Sicherungselement eines Pleuelzapfens. Eine Reparatur vor Ort war nicht möglich.
Schneller als der erste Porsche
Wie schnell der Škoda Sport bis dahin war, zeigte sich erst im Folgejahr, als Porsche sein Le-Mans-Debüt ebenfalls in der 1,1-Liter-Klasse gab – der Porsche 356 blieb in den Rundenzeiten hinter dem Škoda zurück.
In den nächsten zwölf Jahren absolvierte der Škoda Sport etwa 80 weitere, meist erfolgreiche Einsätze, nun allerdings im Inland oder im benachbarten Ausland. Eine zweite Karosserie wurde gebaut, und beide Autos erhielten stärkere Motoren.
Am Ende existierten eine Vergaserversion mit 120 PS und ein Doppelkompressormotor mit satten 190 PS. 1953 erzielte das Le Mans Auto mit einigen aerodynamischen Modifikationen einen tschechischen Geschwindigkeitsrekord in der Klasse bis 1100 ccm von 160,1 km/h.
Lange verschollen und gut erhalten
Heute befindet sich das Le-Mans-Auto in Privatbesitz und in den besten Händen. Mehrere Generationen der Besitzerfamilie waren in der Škoda-Abteilung Entwicklung und Karosserie tätig. So ist Michal Velebný als Koordinator für die Restaurierung und Instandhaltung der Fahrzeuge im Škoda-Museum zuständig.
Sein Grossvater zeichnete für die Karosserieform verantwortlich und hinterliess ihm die Konstruktionspläne mit Unterschrift.
Michal Velebný: «Der Wagen galt lange als verschollen. Ich fand ihn erst nach langer Detektivarbeit, indem ich mit alten Fahrern, Mechanikern und Veranstaltern sprach. Es dauerte dann noch mehrere Jahre, bis das Fahrzeug wieder voll einsatzfähig war.»
2021 Rückkehr nach Le Mans
Erstaunlich am heutigen Zustand ist vor allem die hohe Originalgetreue. Die Piloten dürften stets achtsam mit dem Škoda Sport umgegangen sein, denn die Karosserie blieb trotz der extrem langen Rennkarriere weitgehend unversehrt. Davon zeugen beispielsweise die Löcher in der Karosserie für die damals in Le Mans erforderliche Startnummernbeleuchtung.
2021 wird sie dann wieder gebraucht: Die Renn-Rarität aus Mladá Boleslav soll bei der Le Mans Classic im Juli nächsten Jahres auf den berühmten Circuit zurückkehren.
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