Patrick Falk: «Ich mache mir Sorgen»
ASS-DIREKTOR NIMMT STELLUNG Der Direktor von Auto Sport Schweiz äussert sich zur bevorstehenden Absage der Automobil-SM. Immerhin hat Patrick Falk in Bezug auf Rallyes und Karting eine leise Hoffnung. Die Folgen sind so oder so gravierend. Grundsätzlich sei für die Vergabe bzw. die Absage der Schweizer Meisterschaften die Nationale Sportkommission (NSK) zuständig, betont Patrick Falk […]
Grundsätzlich sei für die Vergabe bzw. die Absage der Schweizer Meisterschaften die Nationale Sportkommission (NSK) zuständig, betont Patrick Falk als Direktor des Dachverbandes für den Automobil- und Kartsport in der Schweiz. NSK-Präsident Andreas Michel habe die verantwortlichen Komitees Meisterschaften, Rallye und Karting Mitte April mit einer Situationsanalyse unter Berücksichtigung der Vorschriften des Bundes, des BAG und der Behörden beauftragt.
Der Entscheid des Bundesrates vom 29. April, wonach Veranstaltungen mit mehr als 1000 Personen bis Ende August verboten sind, hat diese Analyse allerdings massiv beeinträchtigt oder zum Teil hinfällig gemacht. Im Anschluss daran haben praktisch sämtliche Veranstalter ihre für diesen Zeitraum geplanten Slaloms und Bergrennen abgesagt bzw. die nächsten Austragungen auf 2021 verschoben.
Es gibt keine Lösung, um die Absage der SM 2020 zu vermeiden
Die Konsequenz liegt darum auf der Hand – es wird 2020 keine Slalom- und Berg-SM geben. Der Verbandsdirektor muss dem leider zustimmen.
Patrick Falk: «Man wird der NSK vorschlagen müssen, die Schweizer Meisterschaften für Slaloms wie auch für Bergrennen 2020 nicht durchzuführen respektive nicht zu werten. Die Mindestanzahl der Rennen kann selbst mit kreativen Lösungen nicht mehr erreicht werden.»
Vielleicht doch noch eine Mini-Rallye-SM…
Wie sieht es mit der Schweizer Rallye-Meisterschaft aus, in der erst zwei von fünf Läufen abgesagt sind?
Patrick Falk: «Das Komitee Rallye arbeitet noch an einer Lösung, um allenfalls in den Monaten September, Oktober und November noch einen Kalender für drei bis fünf Rallye-Veranstaltungen vorzuschlagen. Verschiedene Möglichkeiten werden aktuell geprüft. Bis Mitte Mai dürfte hier in Sachen Kalender ein möglicher Vorschlag vorliegen. Natürlich nur insofern, dass die aktuell noch geplanten Rallyes dann auch wirklich stattfinden können. Eine kleine SM-Hoffnung besteht also noch…»
… und eine verkürzte Kart-SM?
Die autobau Schweizer Kart Meisterschaft findet mehrheitlich auf Circuits im benachbarten Ausland statt. Das Organisationskomitee der SKM und das Komitee Karting sind in Abklärung, ob eine verkürzte Meisterschaft in den Monaten September/Oktober in der Schweiz stattfinden könnte.
Patrick Falk: «Drei, vielleicht vier Läufe auf den Strecken in Wohlen, Lyss und Locarno könnten eine machbare Lösung sein. Natürlich werden Veranstalter privater Serien ähnliche Pläne verfolgen. Man wird abklären müssen, ob überhaupt genügend freie Daten für die verschiedenen Interessenten vorhanden sein werden.»
Sorgen um die Veranstalter
Der ASS-Direktor macht sich trotz der zum Teil frühzeitigen Absagen Sorgen um das finanzielle Überleben der Veranstalter.
Patrick Falk: «Wer in den vergangenen Jahren nicht genügend finanzielle Ressourcen schaffen konnte oder vom Wetterpech verfolgt war, wird intensiv um sein Weiterbestehen kämpfen müssen. Es sind wohl auch kreative Lösungen gefragt, um die Veranstaltungen und auch das involvierte Umfeld finanziell am Leben zu erhalten.»
Verständnis für frühe Absagen
Daher verstehe er jene Organisatoren, welche ihre Rennen erst nach dem vom Bundesrat festgelegten Termin von Ende August geplant hatten und sie trotzdem bereits abgesagt haben.
Patrick Falk: «Die Unsicherheitsfaktoren sind aktuell so hoch und die weiteren Schritte bezüglich des langsamen Aufhebens des Lockdowns so unklar, dass die Planungssicherheit nur eingeschränkt gegeben ist. Neben den Schweizer Meisterschaften haben wir ja noch verschiedene andere Veranstaltungen im Kalender. Und ob diese in den Monaten September und Oktober stattfinden können, werden wir sicher auch erst zu einem späteren Zeitpunkt erfahren.»
Worst case scenario
Falk ist, wie allen Betroffenen, bewusst: Es droht ein komplett motorsportfreies Jahr 2020 – und das werde für die Zukunft Konsequenzen mit sich bringen, die heute noch nicht absehbar seien. Schlimm seien diese Absagen auch für Auto Sport Schweiz als Verband und seine Geschäftsstelle.
Patrick Falk: «Unsere Haupteinnahmequellen – Lizenzen, Veranstaltungen, Teilnehmertaxen, etc. – fallen praktisch komplett weg. Auch die operativen Tätigkeiten in verschiedenen Bereichen gehen gegen Null. Die Ausgaben hingegen bleiben ähnlich wie vor der Corona-Krise und belasten die Konten auch in Zukunft. Wir hoffen, dass wir nicht dieselben oder ähnliche Konsequenzen wie die Kollegen in den nordischen Staaten treffen müssen, wo zum Teil die Geschäftsstellen der Verbände geschlossen und die Mitarbeitenden entlassen werden mussten.»
Geduld, Flexibilität und Solidarität sind gefragt
Sobald sämtliche Fakten, Bestimmungen und Vorgaben vorliegen, wird die NSK endgültig entscheiden, wie und ob das Jahr 2020 im Schweizer Automobil- und Kartrennsport weitergeführt werden kann.
Hierfür, bittet der ASS-Direktor, brauche es aktuell aber noch etwas Geduld. Und anschliessend Flexibilität und auch Solidarität, um mögliche Ideen dann auch umsetzen zu können.